So viel verdienen IT-Angestellte

Die jährliche Salärumfrage der SwissICT gibt Aufschluss über die Löhne in über 40 IT-Berufen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/19

     

Die Schweizer Wirtschaft brummt. Derzeit überschlagen sich die Mitteilungen in den Medien, wonach zahlreiche Unternehmen ihre Mitarbeiter mit einer mehr oder weniger kräftigen Lohnerhöhung am gegenwärtigen Erfolg teilhaben lassen. Ob sich dies auch in der IT-Branche niederschlägt, wird die jährliche Salär-Studie von SwissICT allerdings erst im nächsten Jahr enthüllen.
Die Auswertung für 2006 zeichnet noch ein komplett anderes Bild: Abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen mussten die IT-Angestellten im Vergleich zum Vorjahr Lohneinbussen in Kauf nehmen – wenn auch teils nur in geringem Mass. Wie die Salär-Studie enthüllt, ist der Durchschnitt der Reallöhne von 2005 auf 2006 um 0,64 Prozent gesunken. Angelastet wird dies hauptsächlich der Jahresteuerung von 1,4 Prozent, die mit einer durchschnittlichen Erhöhung des Nominallohns um 0,5 Prozent von den IT-Arbeitgebern nur ungenügend aufgefangen wurde.


Die Gewinner...

Das bedeutet nun allerdings nicht, dass die Löhne generell im Sinkflug sind – im Gegenteil, es finden sich durchaus Beispiele für Berufe, in denen 2006 wieder mehr bezahlt wurde als zuvor.
Dazu gehört beispielsweise der Webmaster Professional, dessen jährlicher Durchschnittslohn von 2004 auf 2005 noch um rund 4000 Franken von 86’851 auf 82’254 gesunken war. Diese erhebliche Einbusse wurde in diesem Jahr durch einen Aufstieg auf 90’272 Franken mehr als wieder wettgemacht.
Über einen deutlich höheren Lohn durften sich beispielsweise auch die Business Engineers auf der Stufe Senior freuen: Sie bezogen im Jahr 2006 ein durchschnittliches Salär von 123’383 Franken (gegenüber 117’939 Franken im Vorjahr).
Im Vergleich dazu eher schlecht weg kommen da Berufe wie der Applikationsentwickler oder der Systemadministrator (jeweils auf Professional-Stufe) mit ihren geringen Lohnanstiegen: Erstere erhalten 2006 immerhin gut 1300 Franken mehr (von 100’102 auf 101’462 Franken), letztere müssen sich mit einer eher marginalen Steigerung von 90’078 auf 90’234 Franken begnügen. Immerhin handelt es sich aber doch um einen Lohnanstieg.


... und Verlierer

Häufiger finden sich in der Studie aber die Verlierer. So mussten etwa die Wirtschaftsinformatiker auf Professional-Stufe eine Einbusse um gut 3000 Franken von 116’663 auf 113’936 Franken verkraften. Ähnlich schlecht weg kamen auch die Applikationsentwickler (Junior-Stufe), deren Jahreslohn von 79’332 auf 76’597 Franken sank, oder die ICT-Architekten auf Senior-Stufe, die eine Einbusse von 129’406 auf 126’770 Franken zu beklagen haben.
Noch härter hat es allerdings die Projektmanager (Professional) getroffen, die eine massive Einbusse hinnehmen mussten. Ihr durchschnittliches Jahressalär sank um fast 7000 von 133’527 auf 126’677 Franken. Und einen regelrechten Lohneinbruch erlebten am anderen Ende der Rangliste die Junior Operators, deren durchschnittlicher Jahresverdienst von 74’963 auf gerade noch 66’053 Franken sank.


Gross- und Kleinverdiener

Ein weiterer interessanter Befund, der sich aus der Lohnstudie ziehen lässt, zeigt, dass sich die Lohnschere im vergangenen Jahr weiter geöffnet hat. So bezieht heuer der absolute Spitzenverdiener, ein Business-Analyst der Senior-Stufe ein Jahresgehalt von 164’988 Franken. Ganz so hoch sind die Durchschnittswerte dann doch nicht: für Business-Analysten (Senior) liegt er bei 115’152 Franken und damit «bloss» im gehobenen Mittelfeld.
Durchschnittlich die höchsten Löhne beziehen im Jahr 2006 die Programm-Manager (Senior) mit 143’171 Franken, die Projektmanager (Senior) mit 142’301 Franken und die Business-Architekten (Senior) mit 130’695 Franken. Über eine gutgefüllte Lohntüte mit über 120’000 Franken Inhalt dürfen sich auch die ICT-Architekten aller Stufen, die Projektmanager der Professional-Stufe sowie die Senior-Stufen der Berufe ICT-Sicherheitsbeauftragter, ICT-Berater, Datenbankspezialist, System-Ingenieur, Projektleiter und Business-Engineer freuen.




Am anderen Ende der Skala finden sich die IT-Arbeitnehmer, die notgedrungen kleinere Brötchen backen müssen. Am wenigsten verdienen in diesem Jahr die Operatoren der Junior-Stufe mit gerade mal 66’053 Franken.
Der Abstand zu den nächsten Verfolgern ist aber klein: Mit 66’790 respektive 67’240 Franken verdienen die Junior-Stufen der ICT-Supporter und der Helpdesk-Mitarbeiter nur wenig mehr. Überhaupt stellen die Helpdesk-Mitarbeiter die Berufsgruppe mit den geringsten Löhnen dar: Hier werden auch auf Seniorstufe bloss 79’285 Franken kassiert. Abgesehen davon sowie vom Operator Professional und ICT-Supporter Professional beschränken sich die Tieflöhne auf die Junior-Stufen der jeweiligen Berufe. Im Segment unter einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 80’000 Franken finden sich hier ICT-Techniker, Benutzersupporter, Netzwerkadministratoren, Netzwerkspezialisten, ICT-Service-Manager, Applikationsentwickler, Systemadministratoren und Systemcontroller.






Die wichtigsten IT-Löhne im Jahresvergleich


Interessante Altersregression

Einen besonders interessanten Aspekt in der SwissICT-Salärstudie bilden jeweils die Kurven für die Regression der Löhne in Abhängigkeit vom Alter, aus denen sich der Trend für die Lohnentwicklung bei zunehmendem Alter ablesen lässt. Typischerweise fängt ein Einsteiger in einen Beruf mit einem relativ niedrigen Lohn an, der dann kontinuierlich steigt, wobei der Anstieg mit zunehmendem Alter wieder abflacht.
Eine solche Regression ist etwa beim Datenbank-Administrator (Professional) auszumachen: Ein 25jähriger Berufsanfänger beginnt hier mit einem Jahreslohn um die 80’000 Franken, die Spitze von 110’000 Franken wird im Alter von rund 50 Jahren erreicht, worauf der Lohn wieder leicht sinken kann.




Ebenso typisch sind in der IT-Branche aber auch Kurven wie diejenige des Projektmanagers (Professional). Auch hier beginnen 25jährige Einsteiger bei gut 85’000 Franken, worauf der Lohn bis 50 auf über 135’000 Franken stark steigt und danach wieder auf rund 115’000 Franken sinkt.
Andere Kurven führen sogar in Extreme: So beginnt beispielsweise ein Junior-Software-Engineer mit einem Jahreseinkommen von 60’000 Franken, das danach stark steigt und seine Spitze mit 48 Jahren bei knapp 140’000 Franken erreicht, ohne danach wieder zu sinken.





Ein ganz anderes Bild zeigt sich schliesslich beim Business-Architekten auf der Professional-Stufe: Dieser steigt laut Salärstudie mit rund 33 Jahren in den Beruf ein und bezieht dann ein Gehalt von gut 125’000 Franken. Mit diesem Einstiegslohn ist das Maximum allerdings bereits erreicht, das Salär nimmt mit zunehmendem Alter nur noch ab und pendelt sich ab 45 Jahren bei rund 115’000 Franken ein.


Junge IT-Fachkräfte nach wie vor Mangelware

wie vor Mangelware
Ein weiterer Befund der Studie hat sich seit dem vergangenen Jahr kaum verändert: Die IT-Fachleute werden immer älter, Nachwuchs kommt nur wenig nach. So waren etwa im Jahr 2000 noch 33 Prozent der IT-Angestellten unter 35 Jahre alt, im Jahr 2001 waren es immer noch 32 Prozent. Von 2005 auf 2006 ist der Prozentsatz nun von 28 auf knapp 26 Prozent weiter gesunken. Umgekehrt beträgt der Anteil der über 45jährigen in der diesjährigen Umfrage bereits knapp 20 Prozent.
Die SwissICT befürchtet durch diese Entwicklung einen drohenden Mangel an IT-Fachkräften und ruft deshalb einmal mehr zu einer verstärkten Nachwuchs-Förderung auf.




Die Aufschlüsselung der Resultate nach der Grundausbildung bietet wenig Überraschungen: Bloss knapp 2 Prozent verfügt hier lediglich über einen Grundschulabschluss (mit 418 Nennungen allerdings der höchste Wert seit 2002), der Hauptharst mit
24 Prozent hat immerhin einen Lehrabschluss in der Tasche oder die Mittelschule abgeschlossen. Rund 20 Prozent verfügen über eine höhere Berufsbildung, rund
15 Prozent haben einen Abschluss auf Hochschulstufe. Über die Relevanz dieser Zahlen kann man sich allerdings streiten, haben doch fast 40 Prozent der Antwortenden über ihre Grundausbildung keine Angaben gemacht.






Ausgewählte Regressionen der Jahreseinkommen


SwissICT Salärumfrage 2006

Die Salärerhebung des Schweizerischen Verbandes der Informations- und Kommunikationstechnologie (SwissICT) wird sei 1981 jährlich branchen­übergreifend im Informatik- und Telematikbereich durchgeführt. Die Umfrage liefert Angaben zum Einkommen der Angestellten in Verbindung zu Faktoren wie Beruf und Kompetenzstufe, Branche, Ausbildung, Alter, Unternehmensgrösse und Region. Sie soll den Unternehmensleitungen und Fachspezialisten Anhaltspunkte liefern, aufgrund derer das eigene Salärsystem, die Budgets oder etwa anstehende Lohnverhandlungen gestaltet werden können.




Erfasst werden rund 40 Berufe, die dem Buch «Berufe der ICT», das ebenfalls von SwissICT herausgegeben wird, ausführlich beschrieben sind. Die Anzahl Firmen, die an der Umfrage 2006 teilnahmen, sank von 257 auf 219. Entsprechend nahm auch die Anzahl Nennungen ab, und zwar von 20’642 Nennungen im letzten Jahr auf 18’364.
Bei den in der Studie erfassten Löhnen handelt es sich um Bruttojahres­saläre, wie sie zum Stichzeitpunkt am 1. Mai bezahlt wurden. Darin inbegriffen sind alle regelmässigen Einkommensbestandteile wie Jahresendzulagen, 13. Monatslohn, Treuezulagen, Teuerungszulagen, Marktzulagen und Funktionszulagen. Die Jahreseinkommen von Teilzeit- oder weniger als zwölf Monate Beschäftigten wurden dabei auf ein volles Pensum hochgerechnet.
Individuelle Zulagen wie Nacht-, Schicht-, Kinder- oder Familienzulagen sowie Entschädigungen für Überzeit, Aus- und Weiterbildung, Spesen und sonstige ausserordentliche Vergütungen wurden nicht für die Errechnung des Jahreseinkommens berücksichtigt.





Die Studie ist in Buchform als Standard- und Detailauswertung erhältlich. Die Standardauswertung kann zu Preisen ab 80 Franken von jedermann erworben werden. Die Detailauswertung enthält zusätzliche Informationen und wird nur an Unternehmen verkauft, die an der Umfrage teilgenommen haben. Sie kostet ab 600 Franken. Ausserdem kann die Auswertung auch online bezogen werden. Weitere Informationen und Preise findet man unter www.swissict.ch.




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