Bildbearbeitung auf neuen Höhen

Wir haben die Betaversion von Photoshop CS4 einem ersten Test unterzogen. Die neuste Ausgabe des Bildbearbeitungs-Referenzprogramms begeistert durchwegs.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/18

     

Adobe selbst bezeichnet die kürzlich offiziell angekündigte CS4-Ausgabe seiner Kreativsoftwaresuite als «grössten Software-Launch in der Geschichte des Unternehmens». Im Zentrum stehen neben vielen Detailverbesserungen die Vereinfachung der Zusammenarbeit zwischen Designern und Entwicklern und die Optimierung der Arbeitsabläufe.


Oberfläche stark renoviert

Eine zentrale Komponente der Creative Suite ist Photoshop, das nach wie vor zurecht als Referenzprogramm für die Bildbearbeitung gilt. Wir haben die aktuelle Beta des unter dem Codenamen «Stonehenge» entwickelten Photoshop CS4 getestet – die endgültigen CS4-Pakete sollen noch im vierten Quartal 2008 auf den Markt kommen. Im Gegensatz zur CS3, wo man auf die Videoproduktionsanwendungen einiges länger warten musste, will Adobe diesmal sämtliche Programme gleichzeitig freigeben.


Schon beim Aufstarten zeigt sich, dass man mit einer komplett neuen Version arbeitet: Photoshop CS4 wartet mit einer rund­erneuerten Oberfläche auf. Zuoberst erscheint die Application Bar mit Buttons zum Direktstart der Hilfsanwendung Bridge und einigen allgemein benötigten Funktionen. Rechts daneben offeriert ein Aufklappmenü Palettenkombinationen für bestimmte Arbeitsbereiche, zum Beispiel Painting, Typo und Fotobearbeitung. Solche Workspaces kann man auch selbst zusammenstellen, sichern und wieder aufrufen.



Beim Öffnen mehrerer Dokumente erscheinen darunter Tabs zum Direktzugriff – oder man konfiguriert den Arbeitsraum über ein Popup-Menü so, dass mehrere Bilder neben- oder untereinander angezeigt werden. Photoshop präsentiert die geladenen Bilder, aber auch sämtliche Paletten, die kontextsensitiv ein- oder ausgeblendet werden, nun in einem monolithischen Rahmen, den Adobe App Frame nennt. Die ganze Oberfläche lässt sich so als ein einziges Fenster verschieben und in der Grösse verändern, mit hinderlich überlappenden Paletten am falschen Ort macht die CS4-Ausgabe definitiv Schluss. Mac-Anwender, die lieber die altbekannte Oberfläche möchten, können den App Frame jedoch auch deaktivieren.


Funktionale Highlights

Photoshop CS4 bringt hunderte Neuerungen und Verbesserungen. Für unseren Betatest mussten wir uns auf einige Highlights beschränken. Eines davon ist die neue Adjustment-Palette, mit der sich grundlegende Operationen wie Belichtungseinstellung, Helligkeit/Kontrast, Tonkurven und Fotofilter in Form von jederzeit editier- und deaktivierbaren Einstellebenen auf das Bild anwenden lassen. Die dazu passende Maskenpalette erlaubt im gleichen Sinn editierbare Pixel- und Vektormasken. Damit erlaubt Photoshop nichtdestruktive, selektive Bildbearbeitung für alle Formate und nicht bloss für Raw-Fotos. Punkto RAW hat sich aber auch etwas getan: Der Raw-Konverter Camera RAW wird nun in Version 5 mitgeliefert und ist somit kompatibel zu Fotoverwaltungssoftware Lightroom 2.



Unter dem Motto «fluid canvas rotation» lässt sich die Arbeitsfläche nahtlos drehen. So können Retuschier- und Malwerkzeuge in einem passenderen Winkel zum Einsatz gebracht werden, als es mit der horizontalen Grundausrichtung möglich wäre. Gedreht wird dabei nur die Arbeitsfläche, das eigentliche Bild verbleibt beim Speichern in der ursprünglichen Ausrichtung.
Das Feature lässt sich auch mit riesigen Bildern in hoher Geschwindigkeit nutzen,
Voraussetzung ist eine OpenGL-beschleunigte Grafikkarte: Photoshop CS4 ist die erste kommerziell vertriebene Anwendung, die für einige Operationen den Grafikprozessor hinzuzieht.


Zoomen, Verschieben und Skalieren nach Herzenslust

Dank der GPU-Unterstützung bietet das Programm auch schnelles, hochpräzises Zoomen und Verschieben: Klickt man mit dem Lupen-Tool auf das Bild und hält die Maustaste gedrückt, vergrössert Photoshop die Darstellung stufenlos animiert bis maximal 3200 Prozent. Bei über 500 Prozent überlagert Photoshop die Darstellung zudem durch ein feines weisses Gitter, so dass die Pixel deutlich zu erkennen sind und einzeln bearbeitet werden können. Das nahtlose Zooming wirkt sehr elegant und vereinfacht den Umgang mit grossen Bildern wie DSLR-Aufnahmen merklich. Getestet haben wir übrigens unter Windows Vista 32-Bit auf einem für Bildbearbeitungszwecke eher durchschnittlich ausgestatteten PC mit Core 2 Quad (4x2,4 GHz), 2 GB RAM und Radeon-X1650-Grafik.


Noch aufsehenerregender ist das «content-aware scaling», das erst in der letzten Betaversion hinzukam. Der Algorithmus stammt von einem unabhängigen Entwickler, den Adobe begeisterungshalber gleich übernommen hat. Bilder lassen sich mit dieser Funktion so skalieren, dass wichtige Objekte in ihren Proportionen erhalten bleiben, während weniger Bedeutendes wie der Hintergrund gestreckt oder gestaucht wird.



Je nach Komplexität des Bildes erledigt Photoshop die Skalierung vollautomatisch – dabei werden zum Beispiel Gesichter erkannt – oder aufgrund einer Maske, mit der man die zu schützenden Bildteile zuvor abgegrenzt hat.


Eine feste Brücke

In der CS4-Generation hat Adobe den von allen Anwendungen her zugänglichen Medien­browser Bridge markant aufgewertet. Mit verbesserten Kategorisierungs- und Suchfunktionen, Navigationshilfen wie der Anzeige des Navigationspfades, konfigurierbaren Workspaces, Erstellen von Kontaktabzügen als PDF, Support für Panoramen und 3D-Bilder braucht auch der skeptische Anwender Bridge nicht mehr links liegen zu lassen. Auch die deutlich verbesserte Performance legt nun mehr als bisher nahe, Brigde als zentrale Medienverwaltungsanwendung einzusetzen.
Alles in allem begeistert die neue Photoshop-Ausgabe mit einem durchdachten Mix aus einer generalüberholten, merklich aufgeräumteren und einfacher zu bedienenden Oberfläche und teils völlig neuen und zumeist auch wirklich nutzbringenden Features.

(ubi)


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