Flash 5

Eine bessere Struktur macht Macromedias Web-Design- und Animationstool für Einsteiger und Cracks einfacher.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2000/32

     

Approachable, creative, standard". Mit diesen Schlagworten etikettiert Macromedia die Hauptneuerungen in der fünften Version von Flash, einem Softwarewerkzeug, das sich im Lauf seiner Geschichte immer mehr vom simplen Animationstool zur vollständigen Design-Umgebung für komplexe, interaktive Webseiten entwickelt hat. Die neue Ausgabe soll für Flash-Einsteiger einfacher zu erlernen und zu bedienen sein - teils sperrige Arbeitsabläufe und eine steile Lernkurve waren in der Vergangenheit für manchen Web-Designer Anlass zum Verzicht.


User Interface generalüberholt

Wie Hauptkonkurrent Adobe hat Macromedia ihren Design-Produkten in der neuesten Version ein einheitliches User-Interface verpasst. Wer sich mit Fireworks oder Freehand auskennt, trifft in Flash 5 auf bekannte Bedienungselemente. Grafiktools wie das neue Bezier-Pen-Tool mit punktgenauer Kontrolle funktionieren ebenso identisch wie die Dialoge und Modelle zur Farbauswahl. Die Anordnung und Gruppierung der Tools, die Menüs und Untermenüs sind ähnlich strukturiert, und Tastaturkürzel lassen sich vom Anwender nach Belieben umdefinieren. Interessant ist auch der neue Direktimport von Freehand-9-Dokumenten, bei dem sich mehrere Freehand-Seiten automatisch in Flash-Szenen oder Keyframes innerhalb einer Szene abbilden lassen.



Ein neues Feature hat allerdings Mitbewerber Adobe in Rage versetzt: Die "Tabbed Panels", in denen sich verschiedene Funktionsgruppen in einer einzigen Palette mit karteireiterartigen Bedienungselementen aufrufen und per Drag&Drop beliebig verschieben und aneinanderdocken lassen, sind laut Adobe patentiert, was die Firma zu einer Klage gegen Macromedia veranlasst hat.





Verbesserte Übersicht

Eine simple Flash-Animation ist einfach zu planen und zu unterhalten. Kommen interaktive Elemente hinzu, oder wird eine ganze Website mit Flash in Form mehrerer Szenen und verschachtelter Movies aufgebaut, verliert man rasch die Übersicht. Hier hilft der Movie Explorer. Er stellt in einer hierarchischen, auf Wunsch ausdruckbaren Strukturansicht alle Objekte des Movie samt Verschachtelung und zeitlichem Ablauf dar und bietet Such- und Filterfunktionen. Allein dieses Feature ist den Upgrade-Preis wert.



Auch Actionscript, die Programmiersprache von Flash, hat dramatische Verbesserungen erfahren. Syntax und Struktur sind nun eng an JavaScript angelehnt. Der runderneuerte Actionscript-Editor bietet Einsteigern den Normalmodus, in dem Funktionen und Parameter per Drag&Drop und Dialogfelder bestimmt werden; für fortgeschrittene Programmierer steht der Expertenmodus mit vollem Text-Editing zur Verfügung.




Starken Schub erhält die Organisation von Flash-Projekten mit den Shared Symbol Libraries: Symbole können endlich in separaten Bibliotheks-Dateien abgelegt und von verschiedenen Movies aus gemeinsam genutzt werden. Änderungen der Symbole in der Bibliothek wirken sich automatisch auf alle betroffenen Movies aus - und es kommt noch besser: Die Bibliotheken sind nicht nur während der Entwicklung "shared", sondern auch im .swf-File beim Abspielen. Mit Library-Sharing genügt ein einziger Download von Symbolen, die in mehreren Movies genutzt werden.


Ästhetik bei der Ausgabe

Bis zur Flash-Version 4 war die Kreation von Interface-Elementen, beispielsweise die eines aus Bildern bestehenden Popup-Menüs, zwar möglich, aber äusserst mühsam. Solche Konstruktionen mussten aus mehreren Movies zusammengestellt werden, und wehe es unterlief zwischendrin ein Fehler - Sisyphus lässt grüssen.



Flash 5 enthält eine sensationelle Neuerung namens Smart Clips: Komplexe interaktive Elemente können als fixfertige, wiederverwendbare Objekte gespeichert, bei Bedarf in ein Movie geladen werden.




Bei einem Popup-Menü sind so beispielsweise Farben und Schriften festgelegt, während Anzahl, Inhalt und Funktion der Menüeinträge bei jeder Verwendung per Mausklick individuell definiert werden können. Das Erstellen eines Smartclip ist allerdings bedeutend schwieriger als seine Benutzung und erfordert intimste Kenntnis von Flash und Actionscript.



Flash 5 bringt zusätzlich HTML Text Support. Damit können auch Text, die beim Seitenabruf dynamisch geladen werden, zumindest mit rudimentären Formatierungen versehen werden. Unterstützt werden die Basis-Tags von HTML wie FONT FACE, <i> oder <b>.



Der Preis für Macromedias Flash-Update ist mehr als berechtigt; etwas befremdlich erscheint allerdings der Preis des Vollpakets - die deutliche Erhöhung gegenüber Flash 4 ist selbst angesichts des ungünstigen Dollarkurses unübersehbar.



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