Gähnende Leere in Schweizer Online-Shops

Die Schweiz scheint für E-Commerce einfach nicht das richtige Pflaster zu sein.
14. Januar 2003

     

Mühe mit Vertrauensbekundung

Hierzulande hingegen quält man sich, unterstützt durch permanente Misstrauensmotivation per Konsumentenpresse und Datenschutzexpertentum, in typischer Beamtenmentalität mit völlig ungeeigneten, da an Komplexität kaum zu überbietenden Zahlungsmitteln wie E-Cash und SET herum. So wenig wie die US-Popularität des E-Commerce darf nicht zuletzt aus diesem Grunde die eidgenössische Online-Einkaufsmüdigkeit verwundern. Ein weiterer Grund mag das mangelnde Servicedenken der Online-Lieferanten sein. Lieferzeiten von Tagen bis Wochen, die der Besteller zwar nicht bei der professionell organisierte Logistik von Le Shop, Migros und Konsorten, dafür umso mehr bei manch anderem lokalen Online-Angebot in Kauf zu nehmen hat, tragen das ihre zur Umsatzschwäche bei. Von schlechter Webpräsentation schweige ich für einmal. Und der letzte Schlag: Kreditkartenkunden sollen künftig die Kommissionsgebühren der Händler übernehmen und stehen dann preislich schlechter da als der Barzahler.






Versandhandel alter Schule funktioniert

Es muss, der hohen Schweizer Internet-Benutzerdichte zum Trotz, am Vertrauensmangel des hiesigen Konsumenten gegenüber dem Internet liegen, denn das Prinzip Versandhandel an sich funktioniert in unseren Breitengraden bestens: Die Schweiz besetzt mit einem jährlichen Pro-Kopf-Umsatz von 225 Franken in Europa Platz vier der Versandgeschäfts-Hitparade. Dies hat nun auch der deutsche Moderiese Neckermann erkannt. Der Neckerman-Versand lehrt dieser Tage mit einem Katalogversand an 200'000 CH-Haushalte die rein schweizerischen Bestellhäuser Ackermann (Umsatz 2001 laut IHA/GfK: 180 Millionen), Veillon (170 Millionen) und Spengler (105 Millionen) noch mehr das Fürchten als mit dem bisherigen, zum selben Konzern gehörenden Quelle-Versand (105 Millionen). Man plant per Tiefpreisstrategie, bereits im ersten Jahr mit 50'000 Kunden 14 Millionen zu erwirtschaften - nur eben wohlweislich nicht browserbasiert, sondern mit dem guten alten Papierkatalog.






Zuwenig Werbung oder zuwenig Angebot?

Le-Shop-Geschäftsführer Wanner macht die mangelnde Werbung und Publizität als Hindernis für den Online-Handel geltend. Das stimmt wohl allenfalls am Rand - zumindest Le Shop selbst kann sich über mangelnde Erwähnung in Medien aller Art nicht beklagen. Mir scheint vielmehr (hiervon sei Le Shop ausgenommen), der unzureichende Umfang der meisten E-Shops ausschlaggebend zu sein: Entweder ist die Auswahl schmürzelig, oder man liefert wie zum Beispiel Coop zumindest anfangs nur in bestimmte, eng begrenzte Gebiete. Mit halben Sachen aber macht man keinen Staat.



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