Umfangreiches Office-Paket für Mac OS X

Mit Microsofts Office:mac v.X erhält Apples OS die bislang einzige professionelle Büro-Suite.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/44

     

Was Office-Anwendungen betrifft, präsentiert sich die Situation auf der Mac-Plattform nicht viel anders als unter Windows: Unbestrittener Platzhirsch ist Microsofts Office, daneben erfreut sich höchstens noch das auf den Heimbereich zugeschnittene AppleWorks einer gewissen Beliebtheit. Die Auswahl ist bescheiden, und deshalb ist es nicht weiter verwunderlich, wenn Microsoft nach eigenen Angaben mit seinem Office für den Mac in Deutschland einen Marktanteil von rund 75 Prozent erreicht, eine Zahl, die in dieser Grössenordnung auch für die Schweiz zutreffen dürfte.


Transparent gemachte Zahlen

Unter dem etwas umständlichen Namen "Office:mac v.X" ist das Büropaket seit kurzem auch für das Mac OS X erhältlich, womit eine schmerzliche Lücke im Softwareangebot für Apples Unix-System geschlossen wurde. Das Paket besteht aus Word, Excel, PowerPoint und dem Informationsmanager Entourage, gewissermassen dem Mac-Pendant zu Outlook, und entspricht damit der Standardversion von Office XP für die Windows-Plattform. Mit einem wichtigen Unterschied allerdings: Während nämlich Outlook als Client für Microsofts Kommunikationsserver Exchange ausgelegt ist, lässt Entourage ausser der Unterstützung von POP3- und IMAP-Mail-Konten jegliche Netzwerkfähigkeit vermissen. Insbesondere in Firmenumgebungen sind Mac-Anwender dadurch benachteiligt. Als Alternative bliebe höchstens noch der Outlook-Client für Mac, der aber nicht in einer Mac-OS-X-Version vorliegt.



Das gesamte Office-Paket gibt sich nach der Installation mit 200 MB Festplattenplatz zufrieden. Und auf die umstrittene Aktivierung wie bei den XP-Produkten hat Microsoft erfreulicherweise verzichtet. Allerdings verlangt der Messenger wie unter Windows XP die Einrichtung eines Passport-Accounts - die .Net-Strategie macht erwartungsgemäss auch vor dem Macintosh nicht halt. Wer also die nicht ganz unberechtigten Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes bei Passport teilt, sollte auf die Verwendung dieses Kommunikations-Tools besser verzichten.




Die einzelnen Anwendungen gliedern sich optisch harmonisch ins Aqua-Interface des Mac OS X ein. Vom Erscheinungsbild her ist Office X also durchaus gelungen. Dies gilt auch für die Unterstützung der Apple-eigenen Technologien des Unix-Betriebssystems. Für die Darstellung von Grafiken und Diagrammen kommt die systemeigene Quartz-Technologie zum Einsatz, was ansprechende Resultate mit weichen Kanten und vor allem transparenten Objekten erlaubt. PowerPoint-Präsentationen lassen sich nicht nur um QuickTime-Filme anreichern, sondern auch insgesamt als QuickTime-Film speichern.


Office-Basics

Office-Dateiformate gelten als De-facto-Standard. Deshalb spielt im Bürobereich der Datenaustausch insbesondere mit den Windows-Versionen der Microsoft-Anwendungen eine wichtige Rolle. Diese beherrscht Office X problemlos, bei unseren Versuchen traten keine Schwierigkeiten auf. Eine Einschränkung gibt es allerdings: Grafische Objekte verlieren unter Windows aufgrund einer anderen Grafik-Technologie ihre Transparenz.



Vom Funktionsumfang und der Bedienung her entspricht Office X weitestgehend den übrigen Varianten dieses Softwarepaketes. Office-Anwender werden sich auch in dieser Version sofort zurechtfinden. Die offensichtlichsten Veränderungen erfuhr der persönliche Informationsmanager Entourage, dessen Oberfläche neu gestaltet wurde. Er verwaltet E-Mails, Termine und Adressen und unterstützt die neue, Office-weite Benachrichtigungsfunktion. Sie zeigt in einem Fenster die anstehenden Termine, kann aber auch dazu benutzt werden, um zu einem bestimmten Zeitpunkt an die Bearbeitung eines Office-Dokumentes zu erinnern.




Word, Excel und PowerPoint sind wie ihre Windows-Pendants skriptfähig, das heisst, sie lassen sich mittels Makros steuern und erweitern. Office X bietet nicht nur Unterstützung für das Microsoft-eigene Visual Basic, sondern auch für das auf dem Mac beliebte RealBasic, was Entwicklern, welche diese Version bevorzugen, den Einstieg in die Office-Programmierung erleichtert. Eine 30 Tage lang lauffähige Demoversion der RealBasic-Entwicklungsumgebung findet sich zudem auf der Office-CD.



Die Office-Anwendungen selbst laufen nicht vollständig nativ (Cocoa-basiert) unter Mac OS X, sondern benutzen wie viele für das Unix-Betriebssystem portierte Applikationen die Carbon-Schnittstellen. Damit lässt sich ein "klassisches" Mac-Programm optisch an das Mac OS X anpassen, ohne aber in den Genuss dessen sämtlicher Vorzüge zu gelangen. Der Benutzer merkt davon nichts, für die Entwickler fällt aber der Portierungsaufwand bedeutend geringer aus. Microsoft begründet diesen Weg zudem damit, dass eine Cocoa-Version kaum Geschwindigkeitsvorteile bringen würde. Und in der Tat lässt sich mit Office X in einem vernünftigen Tempo und flüssig arbeiten. Ein Geschwindigkeitsrausch ist dabei allerdings nicht zu erwarten, was aber auch an der leistungshungrigen Oberfläche des Mac OS X liegt.




Mangelnde Alternativen

Insgesamt erfüllt Office X die Erwartungen. Es handelt sich um ein umfangreiches Büropaket, das mit den Alltagsanforderungen spielend fertig wird. Allerdings muss man auch sagen, dass echte Alternativen fehlen, so dass das Microsoft-Produkt ziemlich konkurrenzlos dasteht. Es ist zu hoffen, dass die schleppenden Bemühungen, das freie Office-Paket OpenOffice auf das Mac OS X zu bringen, eines Tages doch noch von Erfolg gekrönt sein werden. Dies würden unter anderem diejenigen Anwender begrüssen, die sich mit dem stolzen Preis von Office X schwertun: Mit 1099 Franken ist es gleich teuer wie Office XP Standard und kaum als Schnäppchen zu bezeichnen.



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