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Kolumne: Veränderung ist die einzige Konstante!?

Marc Marthaler darüber, dass nichts bleibt, wie es ist. Gerade auch im Berufsleben.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2025/05

     

Als ehemaliger Mitarbeitender eines Grossunternehmens habe ich das supra erwähnte Titelzitat etliche Male im Betreff der zahlreichen Abschiedsmails gelesen. Das ursprünglich dem griechischen Philosophen Heraklit zugeschriebene Zitat wurde in den vergangenen rund 2500 Jahren nicht nur leicht abgeändert, sondern erlebte in den letzten 15 Jahren im sich wandelnden Corporate-Umfeld eine regelrechte Hochkonjunktur; jedenfalls in meiner bescheidenen Realität.

Doch was steckt hinter der Aussage? Ist effektiv das philosophische «Panta rhei» gemeint, das die kontinuierliche, universelle und unumkehrbare Veränderung beschreibt und somit nichts bleibt, wie es ist? Oder impliziert es viel mehr die unverhandelbare Notwendigkeit, flexibel und offen für Neues zu sein; insbesondere in der exponentiell fortschreitenden Digitalisierungstransformation rund um Künstliche Intelligenz, Quantum Computing & Co.? Eine tendenziöse Frage; ich weiss.


Ich kann mich gut erinnern, als mir vor etwa 15 Jahren das VUCA-Modell vorgestellt wurde. Ein Akronym für ein ursprüngliches Konzept des US-Militärs, das auf die sukzessiven komplexen und dynamischer werdenden Organisationen übertragen wurde. Ende der Nullerjahre und anfangs der 2010er Jahre war eine Zeit, in der gefühlt kein Referat gehalten, keine Panel-Runde geführt und keine Präsentation erstellt wurde, in der nicht mindestens einmal auf die Wichtigkeit von VUCA hingewiesen wurde. Auch ich mag mich erinnern, wie ich mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein «Unwissende» über DAS neue Konzept aufgeklärt habe. Und wo stehen wir heute mit VUCA? Ich persönlich höre und lese nur noch selten explizit von VUCA; und doch ist es allgegenwärtig. VUCA wurde operationalisiert, wage ich jeweils zu behaupten. Die unbeschreibliche Geschwindigkeit von Veränderungen, die Unvorhersehbarkeit von Ereignissen, die Vielzahl von Faktoren und Möglichkeiten und die Mehrdeutigkeit und Unklarheit von Informationen und Situationen.
Machen wir die Probe aufs Exempel: Wer von Ihnen arbeitet noch genau in dem Aufgabenbereich, der ursprünglich erlernt wurde; Hand hoch? «Quod erat demonstrandum»! Wissen ist überall und jederzeit verfügbar. Die Rollen von Lehrenden und Lernenden verändern sich grundsätzlich. Personalisierung und Flexibilisierung sind kein «nice to have», sondern ein «must». Übersetzt für unsere ICT-Berufe heisst das: Flexibilisierung, Modularisierung und Generalisierung. Eine Berufslehre ist und bleibt eine Grundausbildung, mit anschliessend unbegrenzten Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und Spezialisierung; ein Leben lang. Umso mehr müssen die viel beschriebenen Soft Skills konsequent gefordert und gefördert werden. Schaffen wir das? Eine Evolution ist allgemein anerkannt, während eine Revolution doch eher verpönt ist. Doch was, wenn es genau diese Bildungsrevolution für die Mitarbeitenden der Zukunft benötigt?


Bleibt die Frage, ob denn jede Veränderung immer notwendig und gut ist? Natürlich nicht. So bin ich zum Beispiel dankbar, in einem Land leben zu dürfen, dessen Rechtsstaatlichkeit und Verfassung nicht im Wochentakt torpediert oder gar geändert wird. Doch in Anlehnung an meine letzte Kolumne halte ich grundsätzlich fest: Wer sich Veränderungen verschliesst, verliert. Marc my Words.

Marc Marthaler

Kolumnist Marc Marthaler ist seit November 2024 Geschäftsführer von ICT-Berufsbildung Schweiz. Zuvor war er in verschiedenen Führungspositionen im Bildungsumfeld tätig, zuletzt als Leiter der Berufsbildung Swisscom.


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