CIO-Interview: «Die Frage ist nicht ob, sondern wann»
CIO-Interview: «Die Frage ist nicht ob, sondern wann»
1. April 2023 -
Nur wenige Tage nach seinem Start als CIO bei Stobag wurde Daniel Fiechter mit einem Cyberangriff konfrontiert. Dieser stand am Anfang einer raschen Modernisierung der IT und starken Digitalisierung des Unternehmens in den letzten Jahren.
Artikel erschienen in IT Magazine 2023/04
Swiss IT Magazine: Herr Fiechter, wie hat die Digitalisierung die Arbeitsweise der Stobag beeinflusst?
Daniel Fiechter: Die Digitalisierung war bei Stobag schon immer wichtig, insbesondere in der Auftragsabwicklung. Wir betreiben eine kundenindividuelle Massenproduktion, in der eine möglichst einfache Konfiguration und effiziente Fertigung zentral sind. Seit rund fünf Jahren legen wir den Fokus nun auch auf unsere Kundenschnittstellen und haben beispielsweise ein komplett neues Kundenportal aufgebaut. Dabei handelt es sich um so etwas wie einen One-Stop-Shop, in dem unsere Fachpartner, die unsere Sonnenstoren oder Wetterschutzlösungen vertreiben, Produkte konfigurieren und bestellen können. Über eine entsprechende Schnittstelle gelangen die so erfassten Informationen dann in der Regel automatisch in die Produktion und unsere Fachhandelspartner erhalten direkt einen Fertigungs- und Liefertermin. Bereits über 70 Prozent unseres Umsatzes stammen inzwischen aus diesem Kanal und bei rund 100’000 Produkten, die jedes Jahr unsere Werke verlassen, geht es kaum mehr ohne.
Welche neuen Chancen und Herausforderungen ergeben sich dadurch für das Unternehmen?
Dank der Digitalisierung und Automatisierung vieler Prozesse bleibt uns mehr Zeit für die Beratung unserer Kunden. Aufträge, die früher noch per Fax oder E-Mail zu uns gelangten, müssen nicht mehr mühsam abgetippt werden. Selbstverständlich ergeben sich daraus aber auch Herausforderungen. Die wohl grösste ist, die eigenen Mitarbeiter und Fachpartner mit auf den Weg zu nehmen und ihnen den richtigen Umgang mit den neuen und sehr vielfältigen digitalen Tools zu vermitteln, angefangen bei Microsoft 365 und Teams sowie Outlook über SAP bis hin zu diversen Spezialanwendungen. Gleichzeitig ist es momentan alles andere als einfach, Fachkräfte zu finden, um entsprechende Digitalisierungsprojekte umzusetzen.
Das waren gute Einstiegsfragen, finden Sie nicht auch? Sie stammen aus der Feder von ChatGPT. Der Chatbot meinte, wir müssten Sie das unbedingt fragen. Was halten Sie von solchen Lösungen? Und welche Rolle spielen KI und Machine Learning bei Stobag?
Ich finde solche Technologien sehr vielversprechend und natürlich haben auch wir bereits mit ChatGPT herumgespielt. Wir setzen jedoch keine Lösung ein, nur weil sie gerade gehypt wird, da benötigen wir schon einen guten Use Case. Im KMU- und Industrie-Umfeld kämpfen wir zudem oft noch mit trivialeren Herausforderungen und sind beispielsweise mit der Pflege von Stammdaten und der Optimierung von Prozessen beschäftigt, die die Basis für entsprechende Weiterentwicklungen sind. Wir befinden uns also noch in der Beobachterrolle. Dazu gehört, dass wir immer wieder Studierendenarbeiten ausschreiben, die vielleicht schon bald eine interessante Einsatzmöglichkeit von KI-Lösungen oder Machine Learning aufzeigen.
Daniel Fiechter: Die Digitalisierung war bei Stobag schon immer wichtig, insbesondere in der Auftragsabwicklung. Wir betreiben eine kundenindividuelle Massenproduktion, in der eine möglichst einfache Konfiguration und effiziente Fertigung zentral sind. Seit rund fünf Jahren legen wir den Fokus nun auch auf unsere Kundenschnittstellen und haben beispielsweise ein komplett neues Kundenportal aufgebaut. Dabei handelt es sich um so etwas wie einen One-Stop-Shop, in dem unsere Fachpartner, die unsere Sonnenstoren oder Wetterschutzlösungen vertreiben, Produkte konfigurieren und bestellen können. Über eine entsprechende Schnittstelle gelangen die so erfassten Informationen dann in der Regel automatisch in die Produktion und unsere Fachhandelspartner erhalten direkt einen Fertigungs- und Liefertermin. Bereits über 70 Prozent unseres Umsatzes stammen inzwischen aus diesem Kanal und bei rund 100’000 Produkten, die jedes Jahr unsere Werke verlassen, geht es kaum mehr ohne.
Welche neuen Chancen und Herausforderungen ergeben sich dadurch für das Unternehmen?
Dank der Digitalisierung und Automatisierung vieler Prozesse bleibt uns mehr Zeit für die Beratung unserer Kunden. Aufträge, die früher noch per Fax oder E-Mail zu uns gelangten, müssen nicht mehr mühsam abgetippt werden. Selbstverständlich ergeben sich daraus aber auch Herausforderungen. Die wohl grösste ist, die eigenen Mitarbeiter und Fachpartner mit auf den Weg zu nehmen und ihnen den richtigen Umgang mit den neuen und sehr vielfältigen digitalen Tools zu vermitteln, angefangen bei Microsoft 365 und Teams sowie Outlook über SAP bis hin zu diversen Spezialanwendungen. Gleichzeitig ist es momentan alles andere als einfach, Fachkräfte zu finden, um entsprechende Digitalisierungsprojekte umzusetzen.
Das waren gute Einstiegsfragen, finden Sie nicht auch? Sie stammen aus der Feder von ChatGPT. Der Chatbot meinte, wir müssten Sie das unbedingt fragen. Was halten Sie von solchen Lösungen? Und welche Rolle spielen KI und Machine Learning bei Stobag?
Ich finde solche Technologien sehr vielversprechend und natürlich haben auch wir bereits mit ChatGPT herumgespielt. Wir setzen jedoch keine Lösung ein, nur weil sie gerade gehypt wird, da benötigen wir schon einen guten Use Case. Im KMU- und Industrie-Umfeld kämpfen wir zudem oft noch mit trivialeren Herausforderungen und sind beispielsweise mit der Pflege von Stammdaten und der Optimierung von Prozessen beschäftigt, die die Basis für entsprechende Weiterentwicklungen sind. Wir befinden uns also noch in der Beobachterrolle. Dazu gehört, dass wir immer wieder Studierendenarbeiten ausschreiben, die vielleicht schon bald eine interessante Einsatzmöglichkeit von KI-Lösungen oder Machine Learning aufzeigen.
Wo sehen Sie persönlich Potenzial im Einsatz entsprechender Technologien?
In der Mustererkennung von Konfigurationen. Ein Produkt wird bei uns mit sehr vielen Merkmalen konfiguriert. Auf Basis dieser Daten, die wir in den vergangenen 15 Jahren gesammelt haben, könnten wir unseren Kunden und Fachpartnern unter Einbezug bestimmter weiterer Parameter und der ausgewählten Produkte beispielsweise automatisch die häufigsten oder gängigsten Konfigurationen vorschlagen. Das wäre eine grosse Zeitersparnis für sie. Man könnte hier auch von einer Automatisierung der Konfiguration auf Basis von Erfahrungswerten sprechen.
Auch die Häuser Ihrer Endkunden werden immer intelligenter, Stichwort Smart Home. Welchen Einfluss hat das auf Ihre Produkte und deren Entwicklung? Oder anders gefragt: Wie intelligent sind Ihre Sonnenstoren?
Wir bieten schon seit längerem intelligente Sonnenstoren an. Bisher haben wir die Steuerungen dafür eingekauft und die Kommunikation über einen Partner sowie gängige Protokolle (KNX) ermöglicht. Aktuell befindet sich jedoch gerade eine erste eigene Steuerung inklusive App für unsere Outdoor-Living-Produkte in Entwicklung. Beides wird im Herbst lanciert. Damit wollen wir ein besseres Kundenerlebnis inklusive einfacherer Montage und Bedienung schaffen. Die Montagefreundlichkeit liegt in der DNA von Stobag und war nicht zuletzt Anlass zur Firmengründung im Jahr 1964. Nun möchten wir dieses Versprechen ins digitale Zeitalter überführen. Mit der App wird es einfacher denn je sein, unsere Produkte zu installieren und zu nutzen, von der Konfiguration der Beschattung bis zur Einstellung des Lichts und weiterer Funktionalitäten.
Wer entwickelt die neue Steuerung und die App?
Die Steuerung entwickeln wir zusammen mit Partnern, die App komplett inhouse. Wir haben dafür ein eigenes Software-Team, das auch bereits unser neues Kundenportal entwickelt hat. Die entsprechenden Kompetenzen wollen wir weiter ausbauen und die dadurch gewonnene Flexibilität sowie Individualität nutzen, um uns weiter von den Mitbewerbern abzuheben.
Lesen Sie die Fortsetzung auf der nächsten Seite!
In der Mustererkennung von Konfigurationen. Ein Produkt wird bei uns mit sehr vielen Merkmalen konfiguriert. Auf Basis dieser Daten, die wir in den vergangenen 15 Jahren gesammelt haben, könnten wir unseren Kunden und Fachpartnern unter Einbezug bestimmter weiterer Parameter und der ausgewählten Produkte beispielsweise automatisch die häufigsten oder gängigsten Konfigurationen vorschlagen. Das wäre eine grosse Zeitersparnis für sie. Man könnte hier auch von einer Automatisierung der Konfiguration auf Basis von Erfahrungswerten sprechen.
Auch die Häuser Ihrer Endkunden werden immer intelligenter, Stichwort Smart Home. Welchen Einfluss hat das auf Ihre Produkte und deren Entwicklung? Oder anders gefragt: Wie intelligent sind Ihre Sonnenstoren?
Wir bieten schon seit längerem intelligente Sonnenstoren an. Bisher haben wir die Steuerungen dafür eingekauft und die Kommunikation über einen Partner sowie gängige Protokolle (KNX) ermöglicht. Aktuell befindet sich jedoch gerade eine erste eigene Steuerung inklusive App für unsere Outdoor-Living-Produkte in Entwicklung. Beides wird im Herbst lanciert. Damit wollen wir ein besseres Kundenerlebnis inklusive einfacherer Montage und Bedienung schaffen. Die Montagefreundlichkeit liegt in der DNA von Stobag und war nicht zuletzt Anlass zur Firmengründung im Jahr 1964. Nun möchten wir dieses Versprechen ins digitale Zeitalter überführen. Mit der App wird es einfacher denn je sein, unsere Produkte zu installieren und zu nutzen, von der Konfiguration der Beschattung bis zur Einstellung des Lichts und weiterer Funktionalitäten.
Wer entwickelt die neue Steuerung und die App?
Die Steuerung entwickeln wir zusammen mit Partnern, die App komplett inhouse. Wir haben dafür ein eigenes Software-Team, das auch bereits unser neues Kundenportal entwickelt hat. Die entsprechenden Kompetenzen wollen wir weiter ausbauen und die dadurch gewonnene Flexibilität sowie Individualität nutzen, um uns weiter von den Mitbewerbern abzuheben.
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