Einstieg ins Programmieren im Schnelldurchlauf
Quelle: Master21

Start-up Master21

Einstieg ins Programmieren im Schnelldurchlauf

Das Jungunternehmen Master21 bietet Programmierkurse für Neueinsteiger an. Zum Kursangebot gehört mitunter ein Bootcamp, in dem Teilnehmer lernen, erste eigene Projekte umzusetzen, und vom Wissen erfahrener Fachleute profitieren können.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2017/07

     

Das Zürcher Start-up Master21 hat es sich zum Ziel gesetzt, Neueinsteigern aus allen Berufssparten die Welt des Programmierens zu eröffnen. Einerseits soll so der Fachkräftemangel in der ICT-Branche bekämpft werden, andererseits wollen die beiden Gründer Melanie Kovacs und Rodrigo Hänggi Interessierte dazu befähigen, die digitale Welt aktiv mitzugestalten. "Es ist nicht wirklich wichtig, welche Programmiersprache man lernt. Viel wichtiger ist es, die Logik dahinter zu verstehen", so Kovacs, die Master21 zusammen mit Rodrigo Hänggi 2016 gründete. Das Erlernen einer bestimmten Programmiersprache steht also weniger im Vordergrund. Vielmehr will Master21 den Bootcamp-Teilnehmern eine Grundlage bieten, mit der sie sich im Technologie-Dschungel behaupten können. Zum Kursangebot gehört etwa ein Teilzeit-Bootcamp, welches über neun Wochen an jeweils zwei Abenden in der Woche stattfindet und die Teilnehmer rund 5400 Franken kostet.

Teil- statt Vollzeit

Die Idee zu den Programmierkursen hatte Kovacs schon länger. Die Wirtschaftsabsolventin mit Weiterbildung in Requirements Engineering arbeitete in einer Webagentur mit Entwicklern zusammen: "Damals hatte ich eigentlich keine Ahnung was diese so machen, wollte aber gerne mehr darüber erfahren." Um genau das zu tun, entschloss sie sich, zurück an die Uni zu gehen und Informatikunterricht zu nehmen. "Wir hatten Frontalunterricht und der Fokus war theoretisch. Es ging nicht darum, selbst was zu kreieren", erinnert sich Kovacs. "Das fand ich schade, denn viele Studenten wurden dadurch demotiviert." Überzeugt, es besser machen zu können, verdichtete sich die Idee, die Sache selber in die Hand zu nehmen.


Seit August 2016 ist die Master21-Webseite online, welche in Zusammenarbeit mit Rodrigo Hänggi entstand. Zuerst ging es den beiden vor allem darum abzuschätzen, wie gross die Nachfrage für Programmier-Bootcamps ist. Diese war so gross, dass bereits im Oktober das erste Teilzeit-Bootcamp gestartet wurde. Kurz darauf folgte im Januar das erste, neunwöchige Vollzeit-Bootcamp. Nach diesem Pilotversuch finden momentan jedoch keine Vollzeitkurse mehr statt. Dafür seien neun Wochen schlicht zu wenig: "Sechs Monate wären optimal, doch stellt sich die Frage nach der Finanzierung", erklärt die gebürtige Schweizerin mit ungarischen Wurzeln. Um Vollzeit-Bootcamps sinnvoll durchzuführen, würde Master21 noch enger mit Industriepartnern zusammenarbeiten wollen. Dies, um den Teilnehmern eine bessere Chance zu bieten, danach in die Berufswelt einzusteigen.

Türen und Möglichkeiten ­öffnen

Hinter dem Namen Master21 versteckt sich ein klares Ziel. So steht die Zahl im Namen des Jungunternehmens für das 21. Jahrhundert, in dem Programmieren und technologisches Wissen wichtige Fähigkeiten sind. "Wir brauchen viel mehr Leute, welche ein Grundverständnis in Sachen IT besitzen. Es müssen nicht alle zu Programmierern werden, doch ein gewisses Verständnis kann viele Türen und Möglichkeiten eröffnen", so Kovacs und ergänzt: "Digitalisierung findet in allen Bereichen statt. Viele Personen in leitenden Positionen haben zu wenig Wissen, was das Technische angeht." Im Vergleich zu anderen Angeboten, wie etwa Online-Programmierkursen, sieht Kovacs den Vorteil im Konzept von Master21 vor allem darin, dass nicht nur auf eine Programmiersprache gesetzt wird, sondern der ganze Prozess der Entwicklung im Vordergrund steht: "Wir geben den Teilnehmern einen Überblick und bieten eine Grundlage, so dass diese danach selber weiterlernen können."
Wer an einem Bootcamp teilnehmen möchte, braucht keine Vorkenntnisse. Gestartet wird mit den Basics der Software-Entwicklung und man erfährt zuerst, wie Entwickler überhaupt arbeiten und installiert gemeinsam die für den Kurs benötigte Software. Dazu bringen die Teilnehmer ihre eigenen Computer mit, sei es mit Windows, MacOS oder Linux. Für die Kurse wird zudem nur Open-Source-Software verwendet. Nachdem die Teilnehmer den Umgang mit der Kommandozeile kennengelernt haben, folgt eine Einführung in HTML, CSS und Javascript. "Die Kurse sind nicht in Stein gemeisselt", erklärt Kovacs. "Die Module müssen nicht in einer fixen Reihenfolge behandelt werden. Das lässt einen gewissen Spielraum zu. "So können die Stunden spontan auch an das Interesse der Gruppe angepasst werden. Teilnehmer setzen zudem jeweils ein eigenes, frei wählbares Projekt um. "Der Hauptfokus liegt in der Entwicklung von Webapplikationen", so Kovacs. In der Vergangenheit entstanden im Rahmen der Bootcamps Projekte von verschiedensten Webseiten über Automatisierungs-Programme bis hin zum Slack-Bot. "Ich bin überzeugt, dass Lernen über Erfahrungen am besten funktioniert", erklärt Kovacs. "Im Bootcamp ist vieles Hands-on. So findet ein grosser Lerneffekt statt."

Intensivkurs für Frauen

Als Standort hat Master21 mit dem Impact Hub eine ideale Lösung gefunden. "Ich war schon früher oft im Impact Hub und bin grosser Fan des Konzeptes. Es ist von der Community her perfekt. Und auch für den Impact Hub passen wir perfekt ins Portfolio", erklärt Kovacs. Meistens finden die Kurse in der "Garage" genannten Location des Impact Hubs an der Hardbrücke statt. Dabei übernimmt Hänggi den Part des Lehrers. Der Software-Entwickler ist bislang die einzige feste Lehrperson bei Master21. Man ist aber auf der Suche nach neuen Leuten. "Die Suche nach Lehrern ist nicht ganz einfach aufgrund des Mangels an guten Web-Entwicklern", so Kovacs. Wichtig ist für das Start-up vor allem, dass diese Freude vermitteln können. "Jemand kann zwar fachlich sehr gut und kompetent sein, muss aber Dinge auch einfach erklären und eine gewisse Begeisterung vermitteln können."
Master21 bietet nebst den Bootcamps auch In-House-Schulungen für Unternehmen an und startet im Sommer 2017 zudem mit einer Intensivwoche unter dem Titel Code Summer ein neues Projekt, welches sich an ein rein weibliches Klientel richtet. Im einwöchigen Bootcamp steht dabei zwar auch das Programmieren im Vordergrund. Darüber hinaus sollen die Teilnehmerinnen aber auch verschiedenste Konzepte aus der IT-Welt kennen- und verstehen lernen. Durch die Beschränkung des Intensivkurses auf Frauen und die kurze Dauer von nur fünf Tagen will Master21 auch Leute gewinnen, die sich sonst nicht trauen würden, an einem Kurs teilzunehmen. Das Hauptziel dabei: Anfängern innerhalb von fünf Tagen ein Grundwissen zu vermitteln, auf welches diese danach aufbauen können. "Anfänger sollen in fünf Tagen von der Idee zum Produkt oder Prototyp gelangen", erklärt Kovacs und ergänzt: "Ich kann mir gut vorstellen, dass wir die Intensivwoche auch in anderen Städten durchführen, falls der Pilot erfolgreich ist."
In Zukunft will Master21 das Angebot zudem weiter ausbauen. "Ich hätte gerne irgendwann einen Ort, wo verschiedene Kurse laufen. Das müssen nicht unbedingt nur Kurse zum Programmieren sein", erklärt Kovacs. "Es gibt andere Bereiche, wie zum Beispiel UX-Design, die auch grosses Potential bieten." Das Unternehmen ist vollständig selbsttragend und kommt bislang ohne Investoren oder sonstige Geldgeber aus. Die Zukunft des noch jungen Start-ups will man auf sich zukommen lassen. "Solange wir ein Bedürfnis erfüllen und das Ganze funktio­niert, können wir es organisch wachsen lassen", meint Kovacs dazu. "Schön wäre es, wenn wir möglichst viele Leute soweit bringen, dass sie ihre eigenen Ideen umsetzen können."

Master21

Master21 führt Programmier- und Techno­logie-Kurse für Neueinsteiger durch. Zurzeit werden folgende Kurse angeboten:
• Teilzeit Coding Bootcamp, 9 Wochen, jeweils Montags und Donnerstags 18–21 Uhr, nächster Start am 11. September.
• Code Summer, Intensiv-Woche für Frauen, 28. August–1. September
Inhouse Coding Workshops für Firmen
Mehr Infos auf www.master21.academy oder via hello@master21.academy. (swe)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Welche Farbe hatte Rotkäppchens Kappe?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER