Dank Patrick Recher erkennt das iPhone Dörfer


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2011/04

     

Herr Recher, wie sind Sie darauf gekommen, das iPhone Berge erkennen zu lassen?
Ich befand mich zusammen mit einigen ausländischen Freunden auf einer Wanderung. Irgendwann kam die zu erwartende Frage: “Wie heisst dieser Berg dort?”. Ich wusste es nicht und fragte mich sofort: “Wie könnte mir die heutige Technologie bei der Beantwortung helfen?” Ich besitze ein iPhone, welches über einen GPS-Empfänger, eine Kamera und einen Kompass verfügt. Hätte ich Zugriff auf die richtigen Daten, würde sich doch eine Lösung entwickeln lassen, die solche Fragen verlässlich und durch Zusatzinformationen aufgewertet beantwortet.


Ein Unterfangen, das ja einige Stolpersteine wie Lizenzen, Urheberrechte etc. umfasste.
Das Requirement Engineering zu Beginn des Projekts zeigte, dass die Datengrundlage über die Machbarkeit entscheidet. Es war mir wichtig, das Bundesamt für Kartografie swisstopo als Partner gewinnen zu können, denn swisstopo verfügt im Vergleich mit ausländischen Stellen oder internationalen Firmen über sehr umfangreiche und Qualitativ hochwertige Daten. Der erreichte Vertrag verschaffte dem Projekt offiziellen Zugriff auf die Namensdatenbank und dem gesamten Höhenmodell der Schweiz. Die Zusammenarbeit mit swisstopo und der Firma Andreas Garzotto GmbH, welche das Bundes-App Swiss Map Mobile entwickelt, funktionierte sehr gut und war über ein halbes Jahr lang sehr intensiv.
Der erste Prototyp war ein Erfolg, denn er funktionierte und lieferte bereits gute Ergebnisse. Direkt im angezeigten Kamerabild wurden umliegende Berge, Dörfer und Seen beschriftet. Zum ersten Mal konnte damit auf dem iPhone auch berechnet werden, ob umliegende Punkte sichtbar sind oder durch die Topologie verdeckt werden.
Ihre Arbeit hat offenbar die Aufmerksamkeit vieler auf Sie gelenkt?
Das innovative Thema ermöglichte mir die Teilnahme bei «Jugend forscht». Dabei geht es um die wissenschaftliche Forschung rund um die Anwendung. Im Wesentlichen wurde der erste Prototyp um Funktionen wie Zoom und variabler Sichtweite erweitert, die bestehenden Algorithmen in Simulationen getestet und optimiert, sowie die gesamte Anwendung in einer Benutzerevaluation überprüft und Verbesserungsmöglichkeiten diskutiert.


Wie steht es um Ihren beruflichen Werdegang?
Damit bin ich bis jetzt sehr zufrieden. Nicht wegen der Erfolge, die ich bisher erreicht habe, sondern weil ich mich auf jeden neuen Tag im Berufsleben freue. Es ist für mich sehr wichtig eine Arbeitsstelle zu haben, die mich persönlich motiviert und bei der ich solide Produkte entwickeln kann. Ich finde es sehr schön, wenn ein Produkt, das ich zusammen mit motivierten Arbeitskollegen entwickelt habe, jemandem ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Das ist meine grösste Motivation.

In einem Interview in der NZZ wurden Sie zitiert «Lernen ist cool».
Das ist eine wichtige Erkenntnis in meinem Leben. In meiner Primar- und anfänglichen Sekundarschulzeit verbrachte ich die meiste Zeit vor meinem Computer und richtete Netzwerke ein. Durch einen guten Freund merkte ich, dass man mit Wissen viele interessante Dinge anstellen kann. Ich begann, mich für alles zu interessieren und fand eigene Wege, zu lernen.
Ich möchte vor allem Zusammenhänge verstehen. Aus diesem Grund wählte ich als Thema für meine SVA im Rahmen des Lehrabschlusses etwas, das wenig mit der Informatik zu tun hat. Mit der Arbeit «Finanzkrise 2006-2009» konnte ich den iconomix Award 2009 der Schweizerischen Nationalbank gewinnen.


Sie waren auch wiederholt an der Schweizermeisterschaft der Informatik?
Die Informatik ist für mich nach wie vor meine grösste Leidenschaft. Vor allem, dass sie heute in allen erdenklichen Bereichen des Lebens eingesetzt wird, macht sie so extrem spannend. Die Schweizermeisterschaften sah ich als Möglichkeit, mein Wissen in einer Art Spiel während eines Tages voll einsetzten zu können. Für mich stand dabei der Prozess als solches im Vordergrund. Ein grosser Gewinn ist zudem die positive Reputation im Hinblick auf künftige Bewerbungen. Damit haben sich zusätzliche Chancen auf einen spannenden und verantwortungsvollen Job eröffnet.
Und wie könnte das nun weitergehen?
Zurzeit arbeite ich bei der Andreas Garzotto GmbH in Winterthur. Wir arbeiten als dynamisches Team in der Entwicklung von iPhone-, iPad- und Android-Anwendungen zusammen. Mich erfüllt die Arbeit sehr und ich bin stolz auf die vielen Projekte die wir bereits umsetzten konnten. Im September werde ich voraussichtlich mein berufsbegleitendes Studium an der Hochschule für Technik in Rapperswil beginnen und freue mich bereits jetzt darauf.


Ein Interview von Radio X anlässlich der Schweizermeisterschaft der Informatik mit Patrick Recher ist über die ZLI-Homepage abhörbar.


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