Der deutsche ERP-Pionier August-Wilhelm Scheer hatte in den 1970er Jahren berechnet, dass einige Hundert Funktionalitäten ausreichen, um alle Unternehmensprozesse in einem ERP-System zu definieren. Heute umfasst SAP mehrere Hunderttausend unterschiedliche Funk-tionen. Die Theorie wurde von der Praxis buchstäblich überwuchert. Die gleiche Realität macht auch Saas (Software as a Service) zumindest im ERP-Bereich zur Illusion. Die Evangelisten der Hightech-Industrie kümmern solch profane Hemmnisse allerdings wenig. Sie erfinden ganz einfach ein neues Buzzword, wenn das alte über die Wirklichkeit stolpert.
Insbesondere in der Schweiz ist die für Saas notwendige Standardisierung der Prozesse kaum erreichbar. Hier herrschen zum einen Hochlohnverhältnisse. Individuelle Nischenangebote sind darum für die Unternehmen Pflicht; mit Ausnahme von einigen wenigen, stark regulierten Binnenmärkten. Zum anderen ist unser Land so klein, dass an die lokalen Verhältnisse angepasste Saas-ERP-Angebote in den wenigsten Fällen auch nur theoretisch die notwendigen Skaleneffekte erzielen könnten. Kein Wunder, dass das Modell im krassen Gegensatz zum Publikationsgetöse in der Unternehmensrealität praktisch keine Rolle spielt.