Virtualisierung für KMU-Server

Servervirtualisierung zwecks Konsolidierung und Kosteneinsparung ist auch für KMU interessant. Eigentliche KMU-Komplettlösungen bietet der Markt jedoch kaum.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/14

     

Servervirtualisierung hat sich vom exotischen Pröbelmechanismus zur strategischen Option für die IT-Infrastruktur gemausert. Dies zeigt die aktuellste IDC-Studie zum Thema: Anfang 2008 gaben über die Hälfte der befragten Unternehmen an, die Virtualisierung der Serverlandschaft habe strategische Bedeutung. Und 54 Prozent der Umfrageteilnehmer, die noch keine Servervirtualisierungsprojekte am Laufen haben, wollen dies in den nächsten anderthalb Jahren ändern.


Auch für KMU hochaktuell

Immer mehr möchten nun auch KMU von den Vorteilen virtualisierter Server profitieren – Kostenreduktion durch Konsolidierung, einfacheres Management, Flexibilität und Verfügbarkeit stehen dabei im Vordergrund.
Im KMU-Umfeld wirken sich aber auch die Probleme am stärksten aus, die von Interessenten vermutet und von Kunden oft bestätigt werden: Virtualisierung wirklich effizient einzusetzen ist nicht ganz trivial, sondern erfordert sorgfältige Planung und einiges Know-how an der Schnittstelle zwischen Serverhardware, Storage, Virtualisierungssoftware, Betriebssystem und Applikationen.


Ein KMU möchte aber kaum extra einen Virtualisierungsexperten einstellen, zumal solche Spezialisten dünn gesät sind. Auch wenn die Hersteller betonen, wie einfach sich ihre Virtualisierungslösungen handhaben lassen, empfiehlt sich deshalb der Beizug eines erfahrenen Lösungspartners – aber auch davon gibt es nicht allzu viele.



Problematisch ist auch die Lizenzpolitik der Hersteller. Dabei geht es fallweise zwar auch um eine undurchsichtige Lizenzierung der Virtualisierungssoftware, die grössere Rolle spielen aber Betriebssysteme und Anwendungen – hier haben die wenigsten Hersteller ein Angebot, das auf virtualisierte Umgebungen abgestimmt ist. Nicht zuletzt deshalb wird Virtualisierung im KMU-Bereich bisher vor allem für Disaster Recovery und Backup eingesetzt, virtualisierte Geschäftsanwendungen stehen heute noch eher im Hintergrund.


Von Software bis Komplettlösung

Komplettlösungen von der Stange gibt es praktisch nicht. Die Anbieter setzen in erster Linie auf Lösungen, die unter Einbezug ihrer jeweiligen Produkte von Partnern zusammengestellt und implementiert werden.Nahezu alle Anbieter von Serverhardware offerieren aber auch selbst mehr oder weniger umfassende Dienstleistungen im Bereich Virtualisierung. Dies beginnt schon bei der Evaluation: HP offeriert neben diversen «How-to Guides» einen ko-s­tenlosen, persönlichen Assessment-Service.

Die einzige Voraussetzung: Die IT-Umgebung muss mindestens 20 Server umfassen – ganz kleinen Unternehmen steht das Assessment also nicht zur Verfügung. Sun meint auf der Website, Virtualisierung zwecks Konsolidierung lohne sich ab zehn Servern. Auch Dell wirbt mit umfassenden Virtualisierungsdienstleistungen inklusive Assessment und Informationen wie eine Tabelle zur Wahl des passenden Hypervisors.
Unsere Marktübersicht verzeichnet die für KMU besonders geeigneten Virtualisierungslösungen von acht in der Schweiz aktiven Anbietern, die Hälfte davon sind Hardwarehersteller.


Virtualisierung vom Serverhersteller

Dell positoniert besonders den 2U-Rackserver Poweredge R805 für die Virtualisierung. Dieses Modell biete im Vergleich zu «Servern der vorherigen Generation maximal die doppelte Arbeitsspeicherkapazität und I/O-Skalierbarkeit». Damit trage der R805 «zur Beseitigung der Hürden hinsichtlich der Ausführung von Speicher- und I/O-abhängigen Anwendungen wie VMware ESX Server» bei. Auf Wunsch ist der R805 wie verschiedene andere Dell-Server auch mit integriertem Hypervisor erhältlich, wobei der Kunde die Wahl zwischen der ESXi- oder ESX-Technologie von Vmware, dem Xenserver von Citrix oder künftig Microsofts Hyper-V hat.


HP hat unter dem Motto «Better Together» ein Virtualisierungs-Komplettpaket geschnürt, das neben einem Opteron-basierten Server vom Typ Proliant DL385 G5 und einer Starter-Lizenz von VMware ESX von Anfang an auch den passenden SAN-Speicher enthält, den Entry-Level-Disk-Array MSA2000. Dazu kommen Management- und Migrationstools von HP sowie Hardware- und Softwaresupport.



Sun ermöglicht seinerseits den Einsatz von ESX Server auf den x64-basierten Fire-Servern; das kleinste geeignete Modell X4200 soll sich für die Virtualisierung von 1 bis 15 Systemen mit Windows, Linux oder Solaris eignen. Die Solaris-eigene Virtualisierungstechnik Logical Domains dagegen lässt sich am besten mit den Sparc-basierten Enterprise-Servern nutzen.
IBM verweist punkto KMU-Virtualisierung auf die Partner Pathworks und Osys, die auf KMU abgestimmte Komplettlösungen auf Xen- beziehungsweise VMware-Basis offerieren.


Die Basis ist Software

Im Gegensatz zur Hardware-basierten Virtualisierung der Mainframe-Ära funktioniert Servervirtualisierung heute auf Softwarebasis – hinter den Angeboten der Serverhersteller steckt letztlich ein Hypervisor von Vmware, Citrix oder Microsoft oder ein virtualisierungsfähiges Betriebssystem wie Solaris.


Die Hersteller von Virtualisierungssoftware bieten keine speziellen «KMU-Produkte» an. Sie verweisen darauf, ihre Lösungen seien für KMU ebenso geeignet wie für Grosskunden. So zum Beispiel Citrix: «Wir bieten mit vier Editionen von Xenserver Lösungen für unterschiedliche Anforderungen an. Je nach Bedarf können natürlich auch KMU diese Angebote nutzen.»

Citrix nennt insbesondere die kostenlose Express Edition, die im Gegensatz zur Standard Edition nur einen einzelnen Virtualisierungs-Host verwalten kann. VMware bietet mit dem Infrastructure Foundation Acceleration Kit eine Zusammenstellung seiner Virtualisierungs- und Management-Software an, die auf Features wie die Live-Migration virtueller Maschinen verzichtet. Ausserdem gibt es den kostenlosen VMware Server, der im Gegensatz zur Bare-Metal-Technik von ESX Server auf ein bestehendes Windows- oder Linux-System aufsetzt – geeignet für Szenarien, die punkto Leis­tung und Flexibilität geringere Ansprüche stellen.



Bei Microsoft ist die Virtualisierung gleich im neuen Serverbetriebssystem integriert: In allen Editionen von Windows Server 2008 lässt sich der Hypervisor, genannt Hyper-V, in Form einer speziellen Server-Rolle aktivieren. Neben Windows-Systemen virtualisiert Hyper-V auch Linux – offiziell im Moment allerdings nur Suse Linux 10. Als speziell an KMU gerichtetes Produkt bietet Microsoft ausserdem den Hyper-V Server an. Dabei handelt es sich um eine abgespeckte Variante von Windows Server 2008, die ausschliesslich als Virtualisierungs-Host genutzt werden kann und die mit dem schon im Vorfeld der Ankündigung genannten Preis von bloss 28 US-Dollar auch praktisch nichts kosten wird.



Ein Dutzend Virtualisierungslösungen für KMU-Server

(ubi)


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