Swiss Made Software: SALAMI ist besser als KI
Swiss Made Software: SALAMI ist besser als KI

Swiss Made Software: SALAMI ist besser als KI

(Quelle: craiyon.com)
6. Mai 2023 - Der KI-Hype entspricht den Gesetzmässigkeiten der üblichen Hype-Cycle-­Mühlen und verdeckt gleichzeitig, dass es (Schweizer) Alternativen zu grossen Angeboten gibt.
Artikel erschienen in IT Magazine 2023/05
KI wird die Menschheit zerstören. KI wird die Menschheit retten. Aussagen wie diese füllen zurzeit die Medien. Allein die Tatsache, dass solche Superlativen bei jeder Gelegenheit ausgepackt werden, sollte uns dazu veranlassen, sie mit der nötigen Skepsis zu betrachten. Doch es ist schwer, sich vom Hype zu befreien. Zu mächtig ist mittlerweile das Gewicht des Ausdrucks KI, der selbst bei den technologie-fremdesten unserer Mitmenschen Visionen von Skynet und Weltuntergang beschwört.

Deswegen zunächst ein kleiner Life-­Hack: Ersetzen wir KI durch den Begriff SALAMI (Systematic Approaches to Lear­ning Algorithms and Machine Inferences), verliert die Technologie schnell ihren Nimbus. Die Idee hatte der italienische ITler und Ex-Parlamentarier Stefano Quintarelli. Zwei Beispiele: «Ist diese KI intelligent?» oder «Verdient diese KI Menschenrechte?» werden so zu «Ist diese SALAMI intelligent?» und «Verdient diese SALAMI Menschenrechte?».

Follow the money

Doch woher kommt der aktuelle SALAMI-Hype? Die Gründe sind vielseitig. Natürlich hat die Technologie einen neuen Reifegrad erreicht. Dies aber auch zu einem Zeitpunkt, wo so viele Tech-Seifenblasen wie schon lange nicht mehr zerplatzt sind. Der Crypto-Crash oder die Implosion des Metanets sind nur zwei Beispiele und Symptome einer grösseren Malaise – den steigenden Zinssätzen.

Geld ist nicht mehr gratis und das ist eine neue Welt für viele im Valley. 15 Jahre wurden Geschäftsmodelle gefördert, die nie einen Gewinn abwerfen mussten. Es dürfte ein grosses Einhornsterben folgen. Gleichzeitig muss ein neues Thema her, um die notorisch von Hypes getriebene Tech-Branche zu stabilisieren.

Hier kommen die SALAMIs ins Spiel. Natürlich handelt es sich um mächtige Technologien mit einem breiten Anwendungsspektrum, die die Zukunft mitprägen werden. Dennoch werden die erfolgreichsten dieser Anwendungen wohl ­wenig mit den aktuell vorgestellten Beispielen gemein haben.

Das wird schnell klar, wenn man sich einige der wichtigsten Protagonisten des SALAMI-Hypes ins Gedächtnis ruft. Die Liste der passenden Tech-Bros ist lang, deswegen hier nur zwei Beispiele: Peter «Competition is for suckers» Thiel und Elon «I bought Twitter for 40 billion now it’s worth maybe 8» Musk. Beide hatten schon früh in OpenAI, den zurzeit wohl am stärksten gehypten SALAMI-Produzenten, investiert.

Beide Akteure sind bekannte Protagonisten jedes Hype-Cycles der letzten 20 Jahre und sie vertreten nicht die Interessen der Menschheit (offener Brief hin oder her), sondern die ihres Portfolios. «Follow the money» ist nach wie vor ein solider Grundsatz, um sich im Marketing-Dschungel zurechtzufinden.

Die eigenen finanziellen Interessen beschützt man unter anderem durch die Ablehnung jeglicher Verantwortung für die negativen Folgen neuer Technologien. «Nicht unsere Firma trägt die Verantwortung, sondern die SALAMI». Dies ist ein Nebeneffekt der Vermenschlichung der Technologie («Hat diese SALAMI ein Bewusstsein?»). Hier wird den Produkten Handlungsfähigkeit zugeschrieben statt den Organisationen, die sie entwickeln. Und die vorgebliche Angst um das Ende der Menschheit hält auch niemanden davon ab, die Entwicklung voranzutreiben.
 
Seite 1 von 2

Neuen Kommentar erfassen

Anti-Spam-Frage Aus welcher Stadt stammten die Bremer Stadtmusikanten?
Antwort
Name
E-Mail
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER