Mobile Computing: Drahtlos ganz gross

Günstigere Preise und höhere Geschwindigkeiten verhelfen Wireless-LANs zum Durchbruch.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/02

     

Kabel sind lästig. Bis vor kurzem war man zwar mit einem Notebook vom Stromnetz unabhängig - aber wo bitte bleibt der Zugriff aufs Netzwerk?


Wireless-WAN-Ausbreitung fraglich

Beim kabellosen Zugriff auf Datennetze spielt aus Kostengründen die Entfernung zwischen Mobilgerät und Basisstation eine tragende Rolle: Die Minutentarife der Mobilfunkgesellschaften sind nach wie vor derart hoch, dass sich im räumlich begrenzten Office- oder Home-Bereich der Aubau eines eigenen Funknetzwerks lohnt. Daran wird sich auch 2002 wenig ändern - auch wenn die Tarife für GPRS signifikant sinken, kommt ausgedehntes Surfen auf dem PDA nur für absolut notwendige Business-Anwendungen in Frage. Auch UMTS wird noch lange auf sich warten lassen - die Telcos müssen erst einmal die Lizenzkosten verdauen, bevor sie breitflächig neue Netze aufbauen.





Wireless LAN allgegenwärtig

Wesentlich besser sieht es bei Distanzen aus, die sich durch LAN-Installationen abdecken lassen. Das Jahr 2001 brachte mit 802.11b beziehungsweise Wi-Fi endlich einen allgemein akzeptierten Standard für Wireless-LANs. Wi-Fi räumt mit den bisherigen proprietären Versuchen auf, die durchwegs nur marginale Bedeutung erlangten, bringt mit theoretischen 11 und praktisch erreichbaren 5 Megabit pro Sekunde LAN-würdigen Datendurchsatz, bietet fast hundertprozentige Interoperabilität zwischen Basisstationen und Funkadaptern verschiedener Hersteller und enthält zumindest grundlegende Sicherheitsfunktionen.
Auch die Kosten für ein Wireless LAN haben sich erfreulich nach unten entwickelt. Waren Wi-Fi-Produkte anfangs noch mit Access-Point-Preisen um 2000 Franken noch teuer, gibt es zur Zeit beispielsweise bei Elsa ein Wi-Fi-konformes Wireless-LAN-Starterkit mit Access Point und Funkadapter für unter 700 Franken. Damit ist die Technologie auch für den Privatanwender erschwinglich; Branchenkenner sehen denn auch im SoHo-Segment einen wichtigen Markt für Wireless-LANs: Wer möchte nicht lieber vom Sofa aus surfen, als ständig im unbequemen Bürostuhl zu sitzen?



Genau diesen Bequemlichkeitsdrang machen sich verschiedene Anbieter zunutze, die an stark frequentierten "Hotspots" wie Flughäfen, Konferenzzentren und Hotels drahtlosen Netzzugriff via Wireless LAN offerieren - der Business-User surft in weit schnellerer Geschwindigkeit, als es selbst UMTS ermöglichen wird, zu erträglichen Tarifen und benötigt neben Notebook oder PDA bloss die gleiche WLAN-Karte, die er auch im Office einsetzt. Die Schweizer Firma Monzoon ist Pionierin auf diesem Gebiet; nun haben auch andere Anbieter den Braten gerochen. In Deutschland betreibt Elsa bereits mehrere Hotspots, so zum Beispiel in der Aachener Innenstadt.





Fünffacher Speed ab sofort

Im kabelgebundenen LAN sind 10 Megabit pro Sekunde schon längst kalter Kaffee. Wer nicht gleich ein Gigabit-Ethernet installiert, verkabelt wenigstens mit 100 Mbps. Eine ähnliche Entwicklung bahnt sich bei Wireless LANs an. Leider mit zwei verschiedenen inkompatiblen Spezifikationen, da die IEEE gleich zwei neue Standards verabschiedet hat.



Bereits erhältlich sind erste Komponenten nach 802.11a, die mit einem Speed von 54 Megabit pro Sekunde aufwarten, verbesserte Security und vereinfachten Aufbau von Netzwerken mit mehreren Accesss Points bieten. Der Pferdefuss: 802.11a arbeitet im Gegensatz zum 2,4-Gigahertz-Frequenzband des bisherigen 802.11b im 5-Gigahertz-Bereich, ist also schon funktechnisch inkompatibel mit bestehenden WLANs. Die Lösung wären Geräte, die beide Standards unterstützen - sie werden wohl kommen, aber teuer sein. In den 802.11a-Produkten, die etwa von Intel, SMC oder D-Link angekündigt wurden, kommt meist ein Chipsatz von Atheros zum Einsatz.




Intersil, der Hersteller des bekanntesten 802.11b-Chipsets, das in vielen 11-Megabit-Produkten enthalten ist, setzt für die High-Speed-Zukunft dagegen zusammen mit Texas Instruments auf die ebenfalls 54 Megabit schnelle 802.11g-Norm, die wie 802.11b im 2,4-GHz-Band arbeitet und somit mit bisherigen WLANs kompatibel ist. Erste Produkte sind frühestens Mitte 2002 zu erwarten. Das Rennen bleibt spannend, auch wenn sich vorerst nicht ein einziger, universaler Standard durchsetzt.



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