Das iPhone 12 Pro im Test
Quelle: Apple

Das iPhone 12 Pro im Test

Mit der neuen iPhone-Generation bringt Apple ein Design aus vergangener Zeit zurück, das alleine schon als Kaufargument herhalten kann. Ob es weitere Argumente für einen Kauf gibt, haben wir anhand des iPhone 12 Pro angeschaut.
25. Oktober 2020

     

Dieses Jahr hat Apple seine neue iPhone-Generation gleich in vier Varianten vom Stapel gelassen: als iPhone 12 Mini, iPhone 12, iPhone 12 Pro und iPhone 12 Pro Max. Zwei der vier Modelle, das iPhone 12 und das 12 Pro, kann man bereits käuflich erwerben, die anderen beiden Ausführungen erscheinen dann Mitte November. "Swiss IT Magazine" konnte sich das iPhone 12 Pro bereits anschauen und beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was ist augenfällig?

Der Formfaktor. Sämtliche Versionen des iPhone 12 kommen in einem Gehäuse mit Kanten und erinnern damit an längst vergangene Zeiten und die iPhone-Generationen 4 und 5 beziehungsweise 5S aus den Jahren 2010 bis 2013. Bei diesen Modellen kam eine praktisch identische Gehäuseform zum Einsatz, und prompt passierte es uns die ersten Tage mit dem iPhone 12 Pro, dass wir die Standby-Taste intuitiv an der Oberseite drücken wollten – dort, wo Sie bei den alten, kantigen iPhones zu finden war (während sie bei der 12er-Generation auf der rechten Seite liegt). Irgendwie schien das in unseren Gehirn-Synapsen noch so abgelegt.

Wer wie wir das eckige Design von damals geliebt hat, für den dürfte allein die Retro-Rückkehr ein Kaufgrund sein. Das Smartphone wirkt nicht nur deutlich schärfer gezeichnet und edler, es liegt auch besser in der Hand als seine letzten Vorgänger mit den abgerundeten Kanten, die einem irgendwie immer zu entwischen scheinen wollten. Aber: Durch die Kanten wirkt das iPhone 12 Pro subjektiv dicker und irgendwie auch schwerer als sein Vorgänger, obwohl es in Tat und Wahrheit deutlich dünner (7,4 statt 8,1 Millimeter) und trotz grösserem Display (6,1 statt 5,8 Zoll) praktisch gleich gross und gleich schwer ist. Zum Display des iPhone 12 Pro: Der OLED-Screen löst mit 2532x1170 Pixel auf, und natürlich spricht Apple auch dieses Jahr vom hellsten und schärfsten Display, dass es je in einem iPhone gegeben hat. Und in der Tat, selbst im Vergleich mit dem direkten Vorgänger (wo man Unterschiede oft mit der Lupe suchen muss) scheint das neue Display einen Tick heller.


Augenfällig ist schliesslich auch die neue Farbe Pazifikblau, in der das iPhone 12 Pro erhältlich ist. Die ist schon sehr hübsch, insbesondere in Verbindung mit dem Gehäuserand, der beim Pro-Modell aus Edelstahl gefertigt ist, während beim normalen Modell auf Alu gesetzt wird. Die Kollegen von "The Verge", die sowohl das iPhone 12 wie auch das 12 Pro testeten, haben hier sogar einen Kaufgrund ausgemacht. Während die beiden Geräte nämlich auffallend ähnlich seien, so "The Verge" glänze das iPhone 12 Pro so schön ("it's shiny"), was für manche ein Grund genug sein könnte, die rund 200 Franken Aufpreis in Kauf zu nehmen. Und "The Verge" hat recht – das iPhone 12 Pro glänzt wirklich unglaublich schön und wirkt dadurch super-edel.

Was ist neu?

Die neue iPhone-Generation kann 5G, unterstützt also die neueste Mobilfunkgeneration, sofern man denn ein Netz findet, was nach wie vor durchaus eine Herausforderung sein kann. Weiter verspricht Apple, dass Ceramic Shield, eine neue Fertigungstechnik für die Front, dafür sorge, dass das Gerät vier Mal besser gegen Zersplittern geschützt sei als der Vorgänger. Ob damit der Panzerglas-Aufkleber überfüssig wird, haben wir uns nicht zu testen getraut – zu hoffen wäre es. Ebenfalls nicht getestet haben wir, ob das iPhone wie versprochen bis zu 30 Minuten bei bis zu 6 Meter Tiefe im Wasser überlebt.

Neu ist auch das Kamera-System – heute das Herzstück eines jeden Smartphones. Im Pro-Modell verbaut Apple eine Ultraweitwinkel-Kamera mit einem 120-Grad-Blickwinkel und einer f/2.4-Blende, eine Weitwinkel-Linse mit f/1.6 sowie eine Telelinse mit f/2.0. Das "normale" iPhone 12 kommt im Gegenzug dazu nur mit zwei Kameras (Ultraweitwinkel und Weitwinkel). Im direkten Vergleich mit dem iPhone 11 Pro (mit seinen ebenfalls drei Kameras) sind bezüglich Bildqualität bei normalen Lichtverhältnissen kaum Unterschiede auszumachen. Teilweise kann man ein reduziertes Bildrauschen und etwas mehr Kontrast ausmachen, und die Ultraweitwinkel-Kamera verzerrt die Bilder an den Rändern weniger. Ein neuer Bestandteil des Kamerasystems ist beim 12 Pro der LiDAR-Sensor – LiDAR steht für Light Detection and Ranging. Dieser kommt zum einen für AR-Anwendungen zum Einsatz und unterstützt zum anderen den Autofokus sowie die Portraitfunktion bei schlechten Lichtverhältnissen. Und in der Tat: Der Autofokus arbeitet bei Dunkelheit deutlich schneller als beim Vorgängermodell, und Portraitfotos im Nachtmodus erreichen eine nie dagewesene Qualität. Zur Kamera noch anzufügen: Das iPhone 12 Pro unterstützt bei Videoaufnahmen HDR-Video mit Dolby Vision bis zu 60 fps – ein Feature, das für eine hohe Dynamik bei Aufnahmen sorgt und auf das vor allem Videoenthusiasten gewartet haben dürften.


Unter der Haube werkelt beim iPhone 12 der neueste A14 Bionic Chip, für den Apple selbstredend mehr Performance verspricht. Das merkt man im direkten Vergleich mit dem iPhone 11 Pro etwa dann, wenn man Apps gleichzeitig aufstartet, was beim iPhone 12 Pro bei gewissen Apps spürbar schneller geht – allerdings sprechen wir hier bestenfalls von Zehntelsekunden.

Als Neuerung sicherlich noch erwähnenswert ist Magsafe. Magsafe ist im Wesentlichen ein Magnet an der Rückseite des iPhones, das vor allem beim kabellosen Laden im Zusammenhang mit dem passenden Magsafe-Ladegerät (45 Franken) hilfreich ist, an das das iPhone quasi angedockt werden kann, um nicht mehr zu verrutschen. Als weiteres Accessoire bereits erhältlich ist zudem ein Leder-Portemonnaie, das via Magsafe hinters iPhone gepappt werden kann. Weiteres Zubehör dürfte noch kommen – Halterungen fürs Auto etwa. Kabellos lädt das Telefon übrigens mit maximal 15 Watt, während via Kabel 20 Watt möglich sind, was für 50 Prozent in 30 Minuten reicht. Und: Der Qi-Standard wird weiter unterstützt.

Was wird vermisst?

Einiges – denn revolutionäre Neuerungen abgesehen vom Retro-Design und Magsafe sucht man in der neuen iPhone-Generation vergebens. So kommen die iPhones nach wie vor mit einem relativ grossen Notch für die Frontkamera- und die Face-ID-Sensoren sowie einem rund 3 Millimeter dicken Rand um das Display. A propos Face ID: In Zeiten von Maskentragpflicht hätte man sich einen Fingerabdruck-Sensor zurückgewünscht, den andere Hersteller inzwischen sogar unter dem Frontdisplay verstecken – doch nichts ist damit bei Apple. Beim Akku muss man im Vergleich mit dem Vorgänger ebenfalls Abstriche machen, was wohl 5G geschuldet sein dürfte. Für einen Tag sollte es aber auch mit dem 12er-Modell reichen.


Und: Vermisst haben wir auch ein Ladegerät und Kopfhörer. Apple hat sich unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit dazu entschieden, die neue iPhone-Generation ohne dieses Zubehör zu verkaufen, da die meisten Anwender Ladegeräte und Kopfhörer bereits besitzen dürfen. Die fehlenden Kopfhörer verschmerzen wir, aber das fehlende Ladegerät ist ganz klar ein Manko – insbesondere für die, die nicht vom iPhone 11 aufs iPhone 12 wechseln. Denn: Mit der letzten Generation hat Apple neue, potentere 18W-Netzteile eingeführt, die mit einem USB-C-Anschluss anstelle des früheren USB-A-Ports bestückt sind. Beim neuen iPhone 12 liegt nun ein USB-C-/Lightning-Kabel bei, das nur mit einem der neuen Netzteile verwendet werden kann. Wer noch kein solches USB-C-Netzteil hat, sondern nur ganz viele der alten USB-A-Netzteile, darf sich eines kaufen. Für 25 Franken.

Für wen welches Gerät?

Die Antwort auf die Frage, ob man sich das iPhone 12 Pro anschaffen soll, hängt primär davon ab, mit welcher Generation man aktuell unterwegs ist. Im Vergleich zum direkten Vorgänger, dem iPhone 11 Pro, rechtfertigen die Neuerungen den Preis ab 1129 Franken (128 GB) nicht – ausser man ist ob des neuen Designs derart entzückt, dass man keine andere Wahl hat. Umso älter das iPhone, das abgelöst wird ist, umso eher sollte man zugreifen. Fakt ist, dass das iPhone 12 Pro eines der besten Smartphones am Markt ist – das sagen nicht nur Apple-Jünger, sondern Tester rund um den Globus.


Allerdings: Vielleicht lohnt es sich auch, noch etwas zuzuwarten, denn mit dem iPhone 12 Mini steht bei Apple ein Gerät in den Startlöchern, mit dem all die, die sich ein kleineres Gerät als die üblichen aktuellen Riesen-Smartphones wünschen, ohne Abstriche bei der Technik machen zu müssen. Denn zumindest im Vergleich mit dem iPhone 12 unterscheidet sich das Mini abgesehen vom Display (5,4 anstatt 6,1 Zoll) und von den geringeren Dimensionen technisch nicht. (mw)
Fazit
Mit der neuen iPhone-Generation schafft es Apple erneut und stärker als in den letzten Jahren, diesen altbekannten "Haben-Wollen"-Effekt hervorzurufen. Mit dem kantigen Retro-Design hebt sich das iPhone 12 Pro stylisch von der oft austauschen und profillosen Konkurrenz ab, und technisch ist das iPhone 12 Pro grundsätzlich auf der Höhe der Zeit, auch wenn es in Teildisziplinen Hersteller gibt, die Apple voraus sind – ich denke etwa an einen Fingerabdruckleser unter dem Screen oder ein komplett randloses Display. Beides sucht man auch beim iPhone 12 vergebens. Der Preis für das iPhone 12 Pro: 1129 Franken (128 GB), 1249 Franken (256 GB), 1489 Franken (512 GB).


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