Virtuelle Desktops für eine dynamische Entwicklungsplattform

Swisscom IT Services baute für Swisscom Schweiz und deren CRM-Entwicklungsprojekt innert kürzester Zeit eine moderne XenDesktop-Lösung auf.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/21

     

Was tun, wenn ich ein neues Tool oder eine neue Software ent­wickeln will, die Mitarbeiter und Programmierer dazu aber an verschiedenen Standorten in ganz Europa verteilt sind? Genau diese Frage stellte sich Swisscom IT Services im März dieses Jahres.


«Unsere Schwester, Swisscom Schweiz, trat damals mit der Bitte an uns heran, eine Infrastruktur zu offerieren, über die circa 60 Entwickler remote arbeiten können», berichtet Patrick Kaeslin, Head of Front End Engineering bei Swisscom IT Services. Dabei geht es um ein aktuelles Grossprojekt: Swisscom führt im Rahmen der Anfang 2008 beschlossenen Reorganisation aktuell alle ihre verschiedenen CRM-Lösungen zu einer einzigen Siebel-basierten Plattform zusammen.
Den Auftrag für die Entwicklung des neuen CRM-Systems vergab Swisscom an eine externe Firma, die von unterschiedlichen Standorten in der Schweiz, Deutschland und Spanien aus an der Lösung arbeitet.


Desktop as a Service

Zum Start der Evaluation standen grundsätzlich zwei Lösungen zur Auswahl: Eine klassische Infrastruktur oder eine Terminalserver-basierte. Erstere sah vor, allen verstreut sitzenden Entwicklern Notebooks zu liefern, diese dort zu unterstützen und zusätzlich noch Datenleitungen zu organisieren. Das stellte sich allerdings sehr schnell als teuer sowie aufwendig heraus und entsprach auch nicht der IT-Governance von Swisscom.


Die zweite Lösung war ein klassisches Server-based Computing-Modell. Dafür sind die teuren Datenleitungen nicht erforderlich, ausserdem hätte sich dafür die in grossen Teilen bereits vorhandene Access-Infrastruktur (Citrix Access Gateway und Citrix Farm) nutzen lassen. Der Nachteil: Applikationen sind damit eventuell nicht Multi-User-fähig. Genau das traf ein: «In einem Proof-of-Concept stellten wir im April fest, dass zwar das Handling sehr gut war, aber die wichtigste Applikation, die Siebel-Entwicklungsumgebung (Siebel Tools), sich als nicht Multi-User-fähig herausstellte», so Patrick Kaeslin.



Es musste also eine alternative Lösung auf den Tisch. «Wir schlugen Swisscom Schweiz daher Mitte April einen Test mit der Beta Version von Citrix XenDesktop vor», erklärt Kaeslin. Im Gegensatz zu anderen Lösungen, musste man für diese keine komplett neue Access-Infrastruktur und -Umgebung aufbauen, die existierte im Unternehmen bereits. «Für die Citrix-Lösung sprach zudem die Flexibilität und dass die Virtualisierungsbasis Xen-Server-, Microsoft-HyperV- sowie VMware-basiert sein kann», so Kaeslin. Die XenDesktop-Tests waren erfolgreich, und am 30. April fiel der Startschuss. Bereits Mitte Mai waren die ersten 50 virtuellen Workstations produktiv.



Virtuelle Desktops à la Citrix XenDesktop


Sichere Desktops aus den Swisscom-Rechenzentren

Die virtuellen Workstations befinden sich aktuell auf mehreren Host-Servern in den Swisscom Rechenzentren in Bern und Zollikofen. Sie alle wurden von einer als «Mutter» definierten Maschine geklont.
Die gesamte Benutzerumgebung wird im Rechenzentrum zentral administriert und betrieben, sensible Daten wie der Sourcecode der CRM-Anwendung bleiben dort. Der Zugriff auf die Entwickler-Desktops erfolgt an den Standorten in Spanien und Deutschland über das Internet via ICA-Protokoll (Independent Computing Architecture).



Um Zugang zu der Entwicklungsumgebung zu erhalten, müssen sich die externen Entwickler über ein Web Interface von Citrix anmelden. Die Access-Gateway-Komponente überprüft dabei ihre Identität, weist ihnen automatisch entsprechende Zugriffsrechte zu und verschlüsselt die gesamte Kommunikation zwischen Endgeräten und Servern.


Ein paar Probleme tauchten auf ...

Die virtuellen Desktops auf Basis von Citrix XenDesktop sind nun bereits seit fast einem halben Jahr im Einsatz. Bei der Einführung war die einzige Problematik das Handling durch den Endbenutzer, dem verständlich gemacht werden musste, wie die neue Technologie funktioniert
Im Betrieb erfüllte XenDesktop alle gewünschten Anforderungen, «aber natürlich sind solche Umgebungen auch immer eine Herausforderung, vor allem wenn man bereits im Beta-Stadium einsteigt». Swisscom IT Services musste vor allem die Erfahrung machen, dass das Internet nicht immer die gleiche Leitungsqualität bietet und es auch in Madrid – wo die meisten Entwickler sitzen – hie und da zu Internetanbindungsengpässen kommen kann, die die Übermittlungsqualität negativ beeinflussen.


... doch die Vorteile überwiegen


Eines ist klar, die Vorteile einer solchen Umgebung überwiegen: «Die Entwickler in Madrid und München bestätigen, dass die Desktop-Performance mit einem lokal installierten Arbeitsplatzrechner vergleichbar ist.»
Sehr schnell geht es auch, wenn ein neuer Programmierer zum Entwicklungsteam stösst und einen Arbeitsplatz braucht:

Swisscom IT Services kann, unabhängig vom Aufenthaltsort des neuen Mitarbeiters, dank der virtualisierten Lösung innert kürzester Zeit einen neuen Desktop mit der benötigten Software zur Verfügung stellen. Flexibel und schnell ist man auch, wenn ein Entwickler, zum Beispiel für Tests, ein spezielles System braucht: «Gerade im Entwicklungsumfeld kann das oft vorkommen», so Kaeslin. Via XenDesktop werden derzeit beispielsweise auch Windows-Vista-Desktops bereitgestellt.
Die offene Architektur der Citrix-Lösung unterstützt zudem nicht nur unterschiedliche Virtual-Machine-Infrastrukturen auf dem Server und heterogene Betriebssysteme am Endgerät, sondern ermöglicht, falls Entwickler aus bestimmten Gründen eigene Hardware mit ungeteilter Performance benötigen, auch die Nutzung von Blade PCs.


Eine Lösung mit Potential

In der Citrix-Lösung stecken noch weitere Features: In den letzten Monaten hat Swisscom IT Services deshalb diverse Proof-of-Concepts durchgeführt und weitere Funktionalitäten getestet. Eine war die Citrix-Provisioning-Technologie, mit der ein Standard-Image «on-demand» auf beliebig viele virtuelle Desktops gestreamt werden kann. Die virtuellen Desktops werden also erst erzeugt, wenn sie gebraucht werden. Das spart auf den Servern eine ganze Menge Storage-Bedarf.


Diese Streaming-Möglichkeit kann noch durch die Zusammenarbeit mit den von Citrix integrierten Komponenten für Anwendungs-Virtualisierung erweitert werden: Damit könnten die Applikationen vom Desktop-Image abgekoppelt und zentral als gestreamte oder veröffentlichte Anwendungen für die einzelnen Benutzerumgebungen bereitgestellt werden. Die virtuellen Desktops booten dann von einem Standard-Image und die Applikationen werden beim Systemstart dynamisch integriert. Das verringert den Storage-Bedarf weiter
und sorgt damit auch für deutlich weniger Kosten.
Erste Tests mit XenDesktop-Zukunft



Intern wirft man bei Swisscom IT Services auch bereits einen ersten Blick auf die Zukunft von XenDesktop. Unter dem Codenamen «Project Apollo» entwickelt Citrix derzeit eine Technologie für die virtualisierte Bereitstellung von High-End-Grafikanwendungen über das ICA-Protokoll. Die Swisscom-Mitarbeitenden haben die Grafik-Beschleunigung mit unterschiedlichen Applikationen anhand eines Tech Preview bereits getestet und ziehen ein positives Fazit. Es spricht vieles dafür, dass die Desktop-Virtualisierung künftig doch deutlich an Bedeutung gewinnen wird.


Erste Tests mit XenDesktop-Zukunft

Intern wirft man bei Swisscom IT Services auch bereits einen ersten Blick auf die Zukunft von XenDesktop. Unter dem Codenamen «Project Apollo» entwickelt Citrix derzeit eine Technologie für die virtualisierte Bereitstellung von High-End-Grafikanwendungen über das ICA-Protokoll. Die Swisscom-Mitarbeitenden haben die Grafik-Beschleunigung mit unterschiedlichen Applikationen anhand eines Tech Preview bereits getestet und ziehen ein positives Fazit. Es spricht vieles dafür, dass die Desktop-Virtualisierung künftig doch deutlich an Bedeutung gewinnen wird.


Die zugrundeliegende IT-Infrastruktur

Server: Citrix XenDesktop 2.1 auf zwei IBM Blades HS20 2 x 3 GHz, 4 GB, SAN based OS Disk. Vmware ESX Server Host (3.5 Update 1) auf zwei HP DL 785 G5: 8 x AMD Opteron Processor 8356, Quad-Core, 128 GB RAM, 16 NICs, 8 HBAs (4 GBit/s FC). Virtuelle Desktops auf Basis von Windows XP SP2.





Clients: 110 Endgeräte im In- und Ausland.




Bereitgestellte Anwendungen: Insgesamt über 100 unterschiedliche Applikationen, darunter Microsoft Office, Internet Explorer, SAP GUI, zahlreiche Business-Applikationen und Siebel/SAMBA Development Environment (Siebel/SAMBA TOOLS).




Netze: 10 Gigabit Datacenter-Backbone, Gigabit Hosting-Umgebungen sowie Gigabit-basierter Internetzugang.

(mv)


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