Neuer Anlauf für Linux auf dem Desktop

In jüngster Zeit sind einige interessante und durchaus erfolgsversprechende Initiativen lanciert worden.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/03

     

Linux gehört auf den Desktop und wird da die Windows-Konkurrenz Nummer 1", sagen viele Analysten schon seit längerem. "Stimmt!", sekundiert jetzt das letzte Woche gegründete Desktop Linux Consortium. Chairman Jeremy White: "Das Ziel des Desktop Linux Consortium ist klar: Wir wollen die Tiefe, die Breite und das Tempo der Linux-Adaption im enorm grossen Desktop-Markt entscheidend verstärken." Auch für Linux-Erfinder Linus Torvalds ist Linux auf dem Desktop zwingend: "Es gibt jede Software, die 80 Prozent der Office-Anwender weltweit benötigen, auch in einer Open-Source-Version, von der Textverarbeitung über den Webbrowser bis hin zum PIM. Es führt schlicht kein Weg an Linux auf dem Desktop vorbei."



Neu ist diese Idee nicht: Versuche, das im Server-OS-Markt fest verankerte Linux auch auf dem Desktop-PC zu etablieren, gab es schon viele - und nicht wenige wurden mehr oder weniger erfolglos wieder abgebrochen. In den Marktanteils-Studien für Desktop-Systeme dümpelt Linux schon länger ohne grosse Zuwachsraten im unteren einstelligen Bereich.




In jüngster Zeit sind allerdings einige interessante und durchaus erfolgsversprechende Initiativen lanciert worden: Bereits im vergangenen Herbst hat die Firma Lindows ihr einfach zu installierendes Linux-Desktop-System lanciert, das zu Microsoft-Anwendungen kompatible Dateiformate nutzen soll. Und im Januar hat der deutsche Distributor Suse seinen Linux Office Desktop vorgestellt, auf dem unter anderem Microsofts Office direkt ausgeführt werden kann - eine Version für Unternehmen soll noch in diesem Quartal folgen.



Ob diese ambitionierten Projekte dereinst von Erfolg gekrönt sein werden, wird sich weisen. Offenbar glauben aber die Hersteller selber noch nicht so richtig daran. Auch vor diesem Hintergrund ist die Gründung des Desktop Linux Consortium (DLC) zu sehen, die offiziell als Reaktion auf das zwar wachsende, aber offenbar noch immer ungenügend grosse Interesse an Linux als Desktop-OS bezeichnet wird.



Beteiligt am herstellerunabhängigen Non-Profit-Fachverband sind unter anderen Code Weavers, Debian.org, KDE, Linux Professional Institute, MandrakeSoft, OpenOffice.org, Samba.org, Suse und Ximian. Die Mitgliedschaft steht auch anderen Unternehmen offen, die im Linux-Bereich tätig sind, und soll so gestaltet werden, dass sowohl kommerzielle Unternehmen als auch nicht-kommerzielle Organisationen unter einem Dach am gemeinsamen Ziel arbeiten können.



Pikanterweise macht aber ausgerechnet Lindows beim Linux Desktop Consortium nicht mit. Und damit dürfte die Gründung nicht zuletzt auch eine Reaktion auf den Eklat sein, den Lindows im Vorfeld der Branchen-Messe Linux Desktop Summit produzierte: Die geplante Eröffnungsrede von Open-Source-Guru Bruce Perens wurde im Januar kurzfristig abgesagt, der Redner durch Lindows-Chef Michael Robertson ersetzt.



Dafür wird Bruce Perens nun Interims-CEO des Desktop Linux Consortium und soll dafür sorgen, dass künftig Fairness in Bezug auf alle Fragen in Sachen Desktop-Linux herrscht.

(mw)


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