Mehr Sicherheit für die Daten per Online-Backup

Zahllose Anbieter offerieren Online-Dienste für die Datensicherung. Eignen sich solche Dienstleistungen aber auch für die Backup-Ansprüche im KMU?

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/21

     

Die Datensicherung stellt gerade für kleine und mittlere Unternehmen eine Herausforderung dar. Nur zu oft wird sie vernachlässigt. Und auch dort, wo man ein Sicherungskonzept hat, gibt es oft Einschränkungen, weil beispielsweise die Sicherungsmedien im gleichen Raum lagern wie die Server. Mit Online-Backup-Lösungen kann man inzwischen relativ günstig mehr Sicherheit für die Daten einkaufen – in einfach nutzbarer Weise.
Insbesondere in den letzten zwei bis drei Jahren sind die Themen «Software as a Service» und «Cloud Computing» populär geworden. Inzwischen gibt es unzählige Angebote, von Office-Anwendungen über E-Mail- und Intranet-Hosting bis hin zu Storage-Lösungen, mietbarer Rechnerzeit, CRM-Systemen und eben der Sicherung im Internet.


Online-Backup für Unternehmen

Online-Backup gibt es dabei wiederum in vielen Ausprägungen. Es beginnt bei einfachen Online-Backup-Optionen als Teil von Sicherheitslösungen auf Client-Ebene, wie sie beispielsweise von Symantec angeboten werden, und geht bis zu dedizierten Servern in hochsicheren Rechenzentren, beispielsweise bei Swissvault.
Für kleinere und mittlere Unternehmen mit einer schlanken Server-Infrastruktur, bei der es vor allem um die Sicherung einzelner Lösungen wie eines Small Business Server oder weniger Windows Server geht, liegt die Lösung dazwischen. Man wird hier meist noch ohne dedizierte Server für das Backup arbeiten, benötigt aber bereits eine aus­reichend skalierbare Lösung, die ein sicheres Backup und eine leistungsfähige Wiederherstellung der Server unterstützt – insbesondere von Windows-Systemen, aber gegebenenfalls auch von Linux-Rechnern.


Die Kernanforderungen

Die wichtigsten Anforderungen an das Online-Backup sind das Vertrauen in den Anbieter und die Sicherheit der Daten. Das Backup ist eine Art «Lebensversicherung» für das Unternehmen: Ohne diese Daten dürfte der Weiterbetrieb oft gefährdet sein. Man muss sich also sowohl darauf verlassen können, dass niemand anders an die Informationen gelangt als auch darauf, dass man selbst bei Bedarf schnell wieder darauf zugreifen kann, um die eigene Infrastruktur wieder herzustellen.



Neben Mozy, einer Tochter von EMC, berücksichtigt unser Vergleichstest drei Schweizer Anbieter. Grundsätzlich spricht einiges für einen lokalen Anbieter – Nähe schafft Vertrauen, und man kann davon ausgehen, dass spezifische nationale Vorschriften beachtet werden. Bei den Schweizer Unternehmen wurden Netrics als Swisscom-Partner, Swissvault und Stepping Stone getestet. Alle Unternehmen bieten Lösungen für das Online-Backup an, die für mittlere Unternehmen passen. Und alle bieten als nationale Anbieter oder Tochterunternehmen eines der führenden Storage-Anbieter die Vertrauensbasis, die Online-Backup braucht.




Damit ist es aber natürlich nicht getan. Weitere wichtige Punkte sind die flexible Unterstützung unterschiedlicher Betriebssysteme, einschliesslich der aktuellen 64-Bit-Versionen des Windows Server, die zunehmend eingesetzt werden. Interessant ist, dass der Windows Server 2008 oft in der Liste der explizit unterstützten Systeme fehlt. Auch bei Nicht-Windows-Plattformen gibt es meist Einschränkungen. Die grösste Flexibilität bietet Swissvault. Dagegen gibt es beispielsweise bei Stepping Stone nur einen 32-Bit-Sicherungs­agenten, der allerdings auch auf 64-Bit-Versionen von Windows funktioniert – das ist aber sicher nicht die optimale Lösung.



Alle Lösungen verfügen über eine eigene Backup-Software, die installiert werden muss. Die Installation war in allen Fällen sehr einfach, ebenso wie die Basiskonfiguration. Auch Sicherungszeitpläne lassen sich einfach und mit sehr überschaubarem Aufwand erstellen. Man kann durchaus sagen, dass Backup noch nie so einfach wie mit den getesteten Online-Backup-Lösungen war.



Bei der Sicherheit bieten alle Hersteller eine Verschlüsselung an, oft mit 448 Bit statt der meist üblichen 256 Bit. Man kann daher davon ausgehen, dass die Daten sowohl bei der Übertragung als auch in den Rechenzentren ausreichend sicher sind. Dagegen sind die Sicherheitsmassstäbe beispielsweise bei den Kennwörtern doch oft eher schwach. Während beispielsweise Swissvault auch die Unterstützung von PKIs bietet und bei Mozy die Benutzer und Berechtigungen flexibel konfigurierbar sind, kann bei Stepping Stone nicht einmal das Standard-Kennwort angepasst werden.
Die Sicherungsgeschwindigkeit ist dagegen kein Thema. Die wesentliche Restriktion ist hier die verfügbare Bandbreite der Internet-Verbindung – und hier liegt die Herausforderung eindeutig auf Seiten des Kunden und nicht des Anbieters für das Online-Backup. In unserem Test gab es jedenfalls keine Restrik­tionen, die sich auf der Server-Seite als problematisch erwiesen hätten.


Organisatorische Rahmenbedingungen

Neben den technischen Aspekten und der Sicherheit sind aber auch die organisatorischen Rahmenbedingungen zu beachten. Dazu zählen beispielsweise definierte SLA (Service Level Agreements), in denen die Leistungen des Backup-Anbieters genau definiert sind. Swissvault hat diese in ausführlicher Form mitgeliefert, ebenso wie eine klare und einfache Installationsanleitung und Formblätter, in die alle eigenen Konfigurationsdaten direkt eingetragen werden konnten.



Auch Netrics bietet SLAs an, in diesem Fall im Internet für den Download. Solche detaillierten Informationen wurden dagegen bei Mozy und Stepping Stone vermisst. Bei Mozy kommt hinzu, dass man sich in einem anderen Rechtsraum bewegt, was in Schadensfällen nicht unproblematisch ist.
Wichtig sind auch die Informationen über die Rechenzentren, in denen die Daten gesichert werden. Auch hier bietet Swissvault wieder die detailliertesten Informationen an, während sich andere oft auf die Aussage beschränken, dass mit redundanten Datenzentren gearbeitet würde.


Exchange und das Active Directory

Nicht alle der Anbieter unterstützen explizite Sicherungsfunktionen für den Microsoft Exchange Server. Am flexibelsten zeigt sich auch hier Swissvault. Allerdings lässt sich diese Herausforderung dadurch umgehen, dass man gegebenenfalls erst eine Disk-to-Disk-Sicherung durchführt und die gesicherten Informationen anschliessend im Online-Backup sichert. Das ist allerdings für die Wiederherstellung aufwendiger.


Kaum angeboten werden spezielle Sicherungsdienste für das Active Directory. Hier muss man oft den Zwischenschritt über eine Disk-to-Disk-Sicherung gehen. Allerdings sind hier ja auch die Wiederherstellungsprozeduren sehr komplex und gehen über das hinaus, was man sinnvoll im Online-Backup machen kann. Mozy mit Snapshots und Swissvault mit der Option zur Sicherung des Systemstatus gehen allerdings über die Grundfunk­tionen hinaus.



Für die Wiederherstellung von Windows-Systemen auf Basis von Snapshots bietet Mozy insgesamt die beste Funktionalität. Das rührt allerdings wohl auch daher, dass Mozy in der Basis-Version stark auf den privaten Endbenutzer ausgerichtet ist, für den diese Fähigkeit im Vordergrund steht.


Die Kosten

Wenn man sich die Kosten für das Online-Backup betrachtet, wird man eine erfreuliche Feststellung machen können. Denn die Kosten halten sich in Grenzen, wenn man sie mit der Anschaffung eigener Sicherheitslösungen und für den Betrieb des Backups vergleicht. Man kann zwar argumentieren, dass heute externe Festplatten sehr günstig sind und daher ein ideales Sicherungsmedium darstellen. Das ist aber nur begrenzt richtig, da diese Festplatten eben typischerweise im gleichen Raum stehen. Man kann natürlich auch mit einem weiteren Server an anderer Stelle arbeiten – dann stimmt das Kostenargument aber nicht mehr.


Und wenn man andere Lösungen wie die Bandsicherung nimmt, dann ist auch heute noch die Hardware vergleichsweise teuer. Hinzu kommen die Kosten für den Betrieb, die zwar überschaubar sind. Aber ein Aufwand für das Handling der Bänder und deren sichere Ablage an anderen Orten entsteht doch.
Im Übrigen setzt das auch voraus, dass man entsprechende Sicherungskonzepte definiert hat und sie konsequent umsetzt. Und das funktioniert in den schlanken IT-Bereichen der kleinen und mittleren Unternehmen nicht immer optimal.



Beim Online-Backup stehen dem die monatlichen Kosten für das Backup, geringe und in erster Linie einmalige Kosten für die (einfache) lokale Konfiguration und die erforderlichen Kosten für die Verbindung zum Online-Rechenzentrum gegenüber. Da man aber zunehmend mit Flatrates arbeitet, halten sich auch diese in Grenzen. Allerdings sollte man bei der Nutzung von Online-Backup gegebenenfalls mit SDSL statt ADSL arbeiten, um eine optimale Bandbreite zu haben. Verglichen mit der Performance von Bandsicherungen steht man allerdings auch mit ADSL keineswegs schlecht da.


Online-Backup - eine echte Option

Im Ergebnis muss man feststellen, dass Online-Backup heute eine echte Option für kleine und mittlere Unternehmen darstellt. Es gibt eine Vielzahl von Lösungen am Markt und die Preise sind durchaus überschaubar. Dennoch muss man die Anbieter genau vergleichen. Denn immerhin geht es um die Sicherheit der eigenen Daten. Unser Vergleich zwischen einigen der vielen im Markt aktiven Anbieter macht aber deutlich, dass heute durchaus mehrere valable Optionen bereitstehen.


Alle betrachteten Online-Backup-Lösungen erfüllen ihren Zweck und können in der Nutzung insgesamt überzeugen, wenn auch teilweise mit Einschränkungen bei den unterstützten Betriebssystemen. Die Konfiguration war generell sehr einfach. Den insgesamt besten Eindruck hat Swissvault hinterlassen. Der Anbieter hat umfassende Informa­tionen geliefert und seine Leistungen exzellent dokumentiert – und neben Mozy Enterprise auch die funktional beste Lösung im Angebot.



Es lohnt sich aber in jedem Fall, mehrere Anbieter zu vergleichen. Auch die doch recht unterschiedlichen Preise sollte man nicht ausser acht lassen. In diesem Punkt kann vor allem Mozy glänzen, aber auch Stepping Stone bietet ein interessantes Preismodell. Swissvault dagegen offeriert ein flexibles Preismodell mit interessanten Zusatzoptionen, lässt sich aber spezielle Dienste wie das Backup des Exchange Servers auch gesondert bezahlen – und verlangt einmalige Setup-Gebühren.
Problematisch, wie die Tabelle zeigt, sind Preismodelle, die weitgehend linear verlaufen, weil sie bei grösseren Datenmengen recht teuer werden, die man nur gelegentlich
sichert.



Online-Backup-Lösungen im Vergleich




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