Auch wenn einige jüngere Leute mittlerweile wieder von Facebook Abstand nehmen und der IPO von Mark Zuckerbergs Firma nicht gerade als Musterbeispiel an Börsenerfolg dasteht: Social-Media-Technologien geniessen ungebrochene Popularität, vom allgegenwärtigen Facebook bis zu geschäftlichen sozialen Netzwerken wie Linkedin und Xing. Die unmittelbare Kommunikation mit Status-Updates und Chats verbindet sich im sozialen Netzwerk mit Nutzerprofilen, Pinwänden und Diskussionsgruppen, in denen historische Informationen und viel Wissen längerfristig zugänglich sind. Zusammengenommen ergibt sich eine Plattform, auf der sich bestehende Bekanntschaften pflegen und stärken sowie neue Freundschaften schliessen lassen, und zwar unkomplizierter als jemals zuvor.
Auch beim Umantis-Modul «Netzwerk» zentral: Die Nutzerprofile. (Quelle: Blue Carpet)
Die Oberfläche von Moosocial gleicht frappant der Neuigkeiten-Seite von Facebook und bietet dieselben Grundfunktionen wie das grosse Vorbild. (Quelle: Moosocial)
Social Media fürs Unternehmen
Aber was bringt das fürs Unternehmen? Es ist sicher nicht wirklich sinnvoll, sämtliche Mitarbeitenden zwangsweise mit einem Facebook-Account auszustatten, über den dann meist doch nur Privates ausgetauscht wird. Nicht von ungefähr hat manches Unternehmen den Zugang zu öffentlichen Social-Media-Plattformen eingeschränkt oder gleich ganz unterbunden. Wesentlich nutzbringender, weil klar auf den Gebrauch im und fürs Geschäft zugeschnitten, ist eine eigene, firmeninterne Social-Media-Plattform, gewissermassen das «Facebook fürs Unternehmen». Dies meinen jedenfalls die Anbieter entsprechender Lösungen.
Social-Media-Software für den Unternehmenseinsatz bietet einerseits bewährte Zusammenarbeitstechnologien wie etwa Instant Messaging, Diskussionsgruppen und gemeinsame Arbeit an Dokumenten. Dazu kommen die von Facebook & Co. her bekannten Statusmeldungen, Nutzerprofile, Pinwände und natürlich die Freundschafts- und die «Gefällt mir»-Funktion.
Der Schweizer Softwarehersteller Umantis nennt vier Vorteile, die eine firmeninterne Social-Media-Plattform bringen soll:
-Mitarbeitermotivation: Die Mitarbeitenden lernen sich über das soziale Netzwerk besser kennen und schätzen – über Grenzen wie Abteilungen, Stockwerke, Alters- und Berufsgruppen hinweg. Sie teilen ihre Ideen und ihre Erfolge und geben sich gegenseitig Feedback. Dadurch fühlen sie sich geschätzt und identifizieren sich stärker mit dem Unternehmen.
-Zusammenarbeit: Mit Hilfe des sozialen Netzwerks findet man schnell den richtigen Ansprechpartner – vorausgesetzt natürlich, die Nutzerprofile sind vollständig und enthalten auch Informationen über Skills und Kenntnisse. Mit der Gruppenfunktion können ad hoc projekt- und aufgabenspezifische Arbeitsgruppen für den Dokumenten- und Wissensaustausch eingerichtet werden.
-Wissen schaffen und erhalten: Experten aus der Firma können ihre Erkenntnisse in Form von Artikeln in eine Wissensdatenbank einpflegen – so wird das Wissen transparent für alle Interessierten zugänglich und bleibt dem Unternehmen erhalten.
-Mitarbeiterbindung: Das soziale Netzwerk ermöglicht eine motivierende, transparente und effektive Firmenkultur, in der sich die Mitarbeitenden wohlfühlen. Es lassen sich auch externe Talente einbinden, die nicht eingestellt werden können oder wollen – und auch ehemalige Mitarbeiter können über die Plattform mit dem Unternehmen in Kontakt bleiben.
Nutzen versus Zeitbedarf
Umantis hat sein Modul «Netzwerk» vor dem Verkaufsstart im eigenen Unternehmen getestet. In der Praxis zeigte sich, dass die Motivation der Mitarbeitenden besonders durch die Möglichkeit, über Statusmeldungen die Kollegen rasch über die eigenen Erfolge zu informieren, einen starken Schub erhält.
So konnte eine Sachbearbeiterin aus der Administration die Belegschaft sofort darüber informieren, dass die Löhne trotz Ausfall der eigentlich zuständigen Kollegin rechtzeitig freigegeben wurden – diese Neuigkeit erhielt denn auch am meisten «Gefällt mir»-Stimmen. Ohne das soziale Netzwerk wäre dieser Einsatz zwar auch erfolgt, aber niemand hätte wirklich davon Notiz genommen.
Ein unternehmensinternes
Facebook kostet naturgemäss auch wertvolle Arbeitszeit. Diesem Einwand begegnet Umantis mit der Feststellung, dies gelte ja auch für Mitarbeitergespräche, Weiterbildungen und Firmenanlässe. Es handle sich in allen Fällen aber um Investitionen in den wichtigsten Erfolgsfaktor jedes Unternehmens, nämlich in die Mitarbeitenden.
Jive for Teams
Im folgenden stellen wir drei Lösungen für die Umsetzung einer unternehmensinternen Social-Media-Plattform näher vor. Das kalifornische Unternehmen Jive Software nennt sein Produkt «die vollständigste und fortgeschrittenste Social-Business-Plattform des Planeten» und bietet die Software als abonnierbaren Service an, positioniert für Unternehmen mit 25 bis 250’000 Teilnehmern. Auf Basis der Plattform bietet Jive vier spezifische Lösungen für unterschiedliche Einsatzbereiche an. Neben «Social Intranet» für grössere Unternehmen, «Social Customer Service» für den Kundensupport und «Social Marketing & Sales» für Verkauf und Branding eignet sich insbesondere «Jive for Teams» auch für KMU und einzelne Arbeitsgruppen in grösseren Umgebungen.
Jive for Teams konzentriert sich auf die Zusammenarbeit im Team. Die Nutzer können Diskussionsgruppen erstellen, gemeinsam an Dokumenten arbeiten, den Projektfortschritt nachvollziehen und sicher mit externen Partnern zusammenarbeiten. Mit «Activity Streams» lassen sich die Aktivitäten und der Status aller beteiligten Ressourcen auf einen Blick erfassen. Dank in der Software integrierten «Social-Intelligence-Filtern» werden jeweils nur die wirklich relevanten Informationen angezeigt. Über das Feature «!Apps» können Daten aus CRM- und anderen Unternehmenssystemen direkt in Jive-Meldungen und Dokumente eingebunden werden. Die Funktion basiert auf dem ursprünglich von Google entwickelten Standard Opensocial 2.0, der auch von vielen öffentlichen Social-Media-Plattformen unterstützt wird.
Jive for Teams ist ab 25 Teilnehmern erhältlich und kostet in der Essentials-Version 12 US-Dollar pro Nutzer und Monat. Die Variante Essentials Plus bietet zusätzlich direkte Integration mit Microsoft Office und Outlook und kostet monatlich pro User 18 Dollar.
Info: www.jivesoftware.com
Moosocial
In der Facebook-Euphorie vor ein paar Jahren entstanden zahlreiche preisgünstige Lösungen für eigene Social-Networking-Sites. Nur wenige haben sich bis heute gehalten. Ein nach wie vor aktuelles Projekt ist Moosocial; die neueste Version wurde im Mai 2012 freigegeben. Moosocial ist schon auf den ersten Blick klar an Facebook angelehnt und bietet alle Grundfunktionen des verbreitetsten sozialen Netzwerks: Nutzerprofile, Pinwand, Messages, Kommentare, Tags, Gruppen, Diskussionsthemen, Blogs, Fotoalben, Video-Sharing, eine Event-Verwaltung mit Teilnahmebestätigung – und selbstverständlich die unabdingbaren Funktionen «Friends» und «Like».
Was gegenüber Facebook fehlt, sind Apps. Moosocial kommt jedoch in Form einer PHP-Anwendung auf Basis des Frameworks CakePHP 2. Die Lizenz ermöglicht vollen Zugang zum Quellcode – Moosocial lässt sich von einem gewieften PHP-Entwickler also relativ unkompliziert erweitern.
MooSocial ist in zwei Varianten erhältlich: Die Standard-Ausgabe für 129 US-Dollar bedient eine Domain, die Professional-Version kostet 399 Dollar und eignet sich für beliebig viele Domains. Der Preis schliesst jeweils Updates und Support für 6 Monate ein. Danach kostet das Support- und Update-Abo für jeweils weitere 6 Monate 29 Dollar (Standard) beziehungsweise 99 Dollar (Professional). Alternativ zur Installation auf einem eigenen Webserver bieten die Entwickler Moo-social zum gleichen Preis auch als gehosteten Dienst an.
Info: www.moosocial.com
Umantis-Modul «Netzwerk»
Das St. Galler Softwarehaus Umantis bietet eine umfassende, modular aufgebaute Lösung für das Talentmanagement an, die von der Bewerbung über die Budgetierung der Vergütungen bis zum Kontakt mit ehemaligen Mitarbeitenden die gesamte Bandbreite des Umgangs mit der Mitarbeiterschaft abdeckt. Alle Module können im Rahmen des SaaS-Angebots von Umantis kombiniert oder einzeln zum Einsatz kommen – so auch das neueste Modul «Netzwerk».
Im Vergleich zu Facebook ist die Funktionalität dieses Social-Media-Moduls bewusst schlank gehalten, wie Carsten Fenner, der Marketingverantwortliche des Herstellers, festhält: «Wir glauben, dass ein Corporate Social Media Tool nicht so viele Funktionen braucht, um wirklich nützlich zu sein. Drei Hauptfunktionen müssen vorhanden sein: Ein Newsschlauch wie bei Facebook für die Kommunikation, die Möglichkeit, Beiträge zu publizieren und die Möglichkeit, Gruppen anzulegen, in denen offen oder geschlossen gearbeitet werden kann.» Als Besonderheit bietet das Modul demzufolge auch eine Wissensdatenbank im Wikipedia-Stil.
Das Lizenzmodell hängt von der Anzahl der Mitarbeitenden ab. Als Beispiel nennt Carsten Fenner eine Firma mit 1000 Mitarbeitern – hier sei mit Kosten von 1000 bis 2000 Franken pro Monat oder einem einmaligen Kaufpreis von 40’000 Franken zu rechnen. Inbegriffen ist auf jeden Fall eine Einführungsschulung, die neben der Bedienung der Software auch Best Practices aus der Erfahrung bestehender Kunden und Beobachtungen aus dem Internet zur Sprache bringt.
Info: www.umantis.com
(ubi)