Bund zieht bei Insieme-Projekt den Stecker

Das Eidgenössische Finanzdepartement hat genug vom riskanten Informatikprojekt Insieme der Steuerverwaltung. Eveline Widmer-Schlumpf hat jetzt in einem Communiqué über den Abbruch des Projekts informiert.
20. September 2012

     

Die Ablösung des Informatiksystems der eidgenössischen Steuerverwaltung entwickelt sich zum Millionengrab. Wie Departementsvorsteherin Widmer-Schlumpf nun mitteilt, wird das Projekt abgebrochen. In der Begründung heisst es, eine Weiterführung sei zu risikoreich und die gesprochenen Mittel würden unter Umständen nicht genügen.

Mit dem Abbruch wird ein Schlussstrich unter eines der misslungensten Informatikprojekte gezogen: Ursprünglich wurde ein Budget von 150 Millionen Franken gesprochen und 2006 wurde ein Auftrag an Unisys vergeben, dann aber wieder zurückgezogen, wobei Entschädigungszahlungen von 6,4 Millionen Franken anfielen. Die spätere Projektplanung aus dem Jahr 2008 sah dann vor, das Projekt bis 2013 zum Abschluss zu bringen. 2011 wurde dann die Projektleitung ausgewechselt und das ursprüngliche Projekt wurde zusammengestrichen.


Wie es nun im Communiqué heisst, ist zwar mittlerweile das Gesamtkonzept zur Ablösung des Informatiksystems erstellt worden, doch seien erst 10 Prozent der Programmierarbeiten abgeschlossen worden. Die bereits fertiggestellten Komponenten sollen nun in den in den produktiven Betrieb überführt werden.
Die Kosten für das fehlgeschlagene Projekt sind gewaltig: Von den ursprünglich gesprochenen 150 Millionen Franken waren bereits im Mai dieses Jahres 94 Millionen ausgegeben worden.
Der Informatikpolitik und das Beschaffungswesen des Bundes sind mittlerweile stark unter Beschuss geraten: Nationalrat und ICTswitzerland-Präsident Ruedi Noser klagt etwa in einer Stellungnahme, der Insieme-Abbruch sei "für den Bund und speziell für die Umsetzung der nationalen E-Government-Strategie ein herber Rückschlag", da "zahlreiche veraltete Applikationen und Schnittstellen in der Steuerverwaltung (...) weiterhin in Betrieb" bleiben würden. Noser bemängelt zudem die getroffenen Massnahmen, die in die falsche Richtung gingen: "Werden Projekte nicht richtig ausgeschrieben, nützt auch die Einführung von Qualitätskontrollen nichts. Ein schlechtes Produkt bleibt ein schlechtes Produkt, auch wenn es jeden Tag erneut auf seine Qualität überprüft wird." (rd)


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