Start-up Escola: Software as a Service für den Schulalltag
Quelle: Escola

Start-up Escola: Software as a Service für den Schulalltag

Mit Escola hat das gleichnamige Start-up aus Zürich eine webbasierte und modular aufgebaute Software entwickelt, die den Alltag im Schulbetrieb digitalisieren und dadurch vereinfachen und effizienter gestalten soll.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2022/03

     

Wenn die Coronapandemie zu etwas gut war, dann, um die Schwächen vieler Branchen in Bezug auf die Digitalisierung aufzuzeigen. Auch im Bildungssektor wurden diese offenkundig. So sahen sich die Schulen plötzlich mit der Herkulesaufgabe konfrontiert, quasi über Nacht auf Fernunterricht umstellen zu müssen. Vielerorts funktionierte dies mehr schlecht als recht, weil schlicht die Tools fehlten, um die vielfältigen schulischen Prozesse digital abzubilden. Eine Lösung, die den Anspruch hat, dies zu ändern, ist Escola. Dahinter steckt das gleichnamige Start-up mit Sitz in Zürich, das vom Gründer Hannes Bärtschi und seinem Geschäftspartner Janick Pfenninger gelenkt wird.

Von einer Schulwebseite zu einer Komplett-Softwarelösung

Die Wurzeln von Escola reichen weit zurück. Hannes Bärtschi erinnert sich: «Mein Vater war Lehrer an der Oberstufe in Stäfa, und er hat mir vor rund 15 Jahren den Auftrag erteilt, für die Schule eine einfache Website zu entwickeln, weil ich mit solchen Projekten schon Erfahrung hatte. Schon bald stand die Frage im Raum, ob man ein Login für die Lehrpersonen implementieren könne, und dann noch die Möglichkeit, Schülerlisten zu generieren. Später sollte auch noch eine Lösung für die Zeugnisse her, weil das damals eingesetzte Tool nicht wirklich brauchbar war.» Die ursprünglich als Website konzipierte Lösung wuchs aufgrund der vielen Bedürfnisse der Schulleitung und der Lehrerschaft kontinuierlich. Auch verbreitete sie sich über alle Schulen in der Gemeinde Stäfa und erreichte dann auch Schulen wie Adliswil, Thalwil oder Küsnacht rund um den Zürichsee.


Was für Hannes Bärtschi, der ausgebildeter Musiker ist, einst ein Nebenprojekt war, gedieh immer mehr zu einer Hauptbeschäftigung, wie er ausführt: «Sehr lange habe ich die Lösung allein entwickelt, doch irgendwann erreichte sie eine kritische Grösse. Als ich eine Schnittstelle zu einem grossen Schulverwaltungssystem programmieren sollte, holte ich mir bei Janick Pfenninger Hilfe. Er war es, der mir in jungen Jahren den Weg in die Informatik gewiesen hat. Im Alter von zwölf Jahren hat er für mich eine Website entwickelt und kannte sich schon früh hervorragend mit solchen Dingen aus.» Die Zusammenarbeit mit Janick Pfenninger intensivierte sich rasch, und so wurde dieser vor rund fünf Jahren zum Geschäftspartner von Hannes Bärtschi.

Ein Start-up startet durch

Knapp zwei Jahre nach Pfenningers Einstieg in das Projekt nahm dieses merklich Fahrt auf und entwickelte einen Start-up-­Charakter. «Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir zu viert, aber nur Hannes und ich haben Vollzeit an unserer Lösung gearbeitet», so Pfenninger. «Plötzlich haben wir jedoch gemerkt, dass wir weitere Ressourcen brauchen, beispielsweise fürs Marketing. Damals hiess das Unternehmen noch Schulwebsite GmbH, hatte aber selbst keinen sehr aussagekräftigen Internetauftritt. Darüber hinaus mussten wir unseren Produkten Namen geben, weil die Kunden nicht genau wussten, was sie da eigentlich kaufen. Es musste alles professioneller werden und es musste schnell gehen.» Nach der Umbenennung in Escola begann ein rasantes Wachstum. In den letzten beiden Jahren konnte das Start-up rund 100 Schulen und Schulgemeinden an Bord holen.


Laut Bärtschi liegt der Erfolg von Escola unter anderem darin, dass es sich dabei um eine webbasierte und modular aufgebaute Lösung handelt: «Auch ganz oben in den Kantonen setzt sich langsam die Erkenntnis durch, dass die Schulen einfach einzusetzende digitale Lösungen brauchen.» Schulen davon zu überzeugen, dass es bessere Lösungen gibt als diejenigen, die sie bereits einsetzen, sei nicht unbedingt das Problem, das Projekt dann aber ins Rollen zu bringen, schon eher. «Man muss das gesamte Team einer Schule einbeziehen und es braucht starke Führungspersonen in der Schulleitung, die den Wechsel wagen wollen», so Bärtschi. Dass es bei Escola derzeit so gut läuft, hat ihm zufolge wohl aber auch damit zu tun, dass Janick Pfenninger und er nach wie vor sehr nah an der Entwicklung dran sind: «Wir treffen unsere Entwickler jeden Tag und besprechen mit ihnen die weiteren Schritte. Das ist für uns sehr wichtig, zumal unser Developer-Team, das komplett in der Schweiz lebt und arbeitet, mittlerweile auf sieben Personen angewachsen ist – Janick und mich miteingeschlossen.»

Nah am Schulbetrieb

Die Weiterentwicklung der Features und Module von Escola beruht hauptsächlich auf dem Feedback der Nutzer, das von Bärtschi und Pfenninger gefiltert und priorisiert wird. «Ein Beispiel dafür ist unser Modul für die Förderplanung. Heilpädagogen oder Therapeuten wurden bisher kaum in Software-Lösungen für Schulen berücksichtigt, denn diese sind in der Regel auf die Lehrpersonen ausgerichtet», so Pfenninger. «Ich habe also zehn Schulen besucht und dort mit den Heilpädagogen und Therapeuten gesprochen und ihre Bedürfnisse und Wünsche entgegengenommen. Denn ohne ein tiefes Verständnis dafür, was die Endnutzer brauchen, kann keine gute Lösung entstehen.» Dieser Prozess ist jedoch alles andere als trivial, wie Bärtschi anfügt: «Das Schweizer Bildungswesen ist ständig im Wandel. Und erschwerend kommt hinzu, dass jeder Kanton ein wenig anders funktioniert. Mittlerweile haben wir aber einen ziemlich guten Überblick über die hiesige Bildungslandschaft.»


Escola kommt laut Bärtschi zugute, dass viele Mitarbeitende im Support-Team daneben noch als Lehrer arbeiten und deshalb nah am Puls der Bildung sind. «Ihr Know-how ist für uns von unschätzbarem Wert, denn weder Janick noch ich waren jemals in einem Lehrberuf tätig», so der Gründer. Heute zählt das Start-up Schulen in der gesamten Deutschschweiz zu seinen Kunden, und es gibt auch Anfragen aus der Westschweiz, doch der Weg dorthin ist gemäss Hannes Bärtschi noch steinig: «Die Übersetzung von Escola ins Französische ist das eine. Aber um in der Romandie Fuss zu fassen, müssten wir unter anderem auch einen lokalen Support aufbauen mit Leuten, welche die französische Sprache perfekt beherrschen, sonst sind die Erfolgschancen klein.» Man müsse den Markt aber noch genauer analysieren und nach möglichen Konkurrenten Ausschau halten, um eine Entscheidung zu fällen.

Bottom-up-Ansatz

In der Deutschschweiz gibt es durchaus Konkurrenz, wie Hannes Bärtschi darlegt: «Die meisten Schulen, die auf Escola umsteigen, nutzten davor Lehrer­office, ein sehr gutes Produkt und lange Zeit faktisch die Standard-Software. Allerdings handelt es sich dabei um eine Client-Lösung, die installiert werden muss, und sie ist keine Kommunikationsplattform. Die Coronapandemie hat uns definitiv in die Karten gespielt, weil die Schulen dadurch erkannt haben, dass sie digitale und vernetzte Tools benötigen, um beispielsweise mit den Eltern und den Schülern zu kommunizieren. Der Digitalisierungsschub im Bildungswesen war infolgedessen riesig», so Bärtschi.

Escola will laut Janick Pfenninger eine allumfassende Lösung für die verschiedenen Anspruchsgruppen an einer Schule sein. Sie soll helfen, den Schulalltag weitgehend zu digitalisieren und diesen dadurch einfacher und effizienter zu gestalten. Nebst einer App für die Schulkommunikation, die bald schon in mehreren Sprachen erhältlich sein wird, sind derzeit fünf Produkte mit etlichen Modulen erhältlich. Zum einen gibt es den Schulmanager – das Herzstück von Escola – mit Funktionalitäten für den Unterrichtsalltag, die Schulverwaltung und die Schulkommunikation. Zum anderen gibt es eine Lösung für die Förderplanung, eine für den Webauftritt, die Lernwelt, mit dem sich ein individualisierter Unterricht organisieren lässt, und schliesslich die Schulangebote zur Digitalisierung der Prozesse vom Hort über den Mittagstisch bis hin zum Schulbus.


«Gerade die Schulangebote sind derzeit ein viel beachtetes Thema. Mit unserer Lösung können die Eltern beispielsweise ihre Kinder automatisch auch vom Mittagstisch abmelden, wenn diese krank sind und nicht am Unterricht teilnehmen können. Gleichzeitig erleichtert dies der Schule die Planung, weil diese dann beispielsweise weiss, dass sie weniger kochen muss», sagt Pfenninger. Und Bärt­schi ergänzt: «Die Daten, die bei einem Schweizer Partner gehostet werden, können in Escola auf vielfältige Weise genutzt werden, und die Schulen haben eine sehr granulare Kontrolle darüber, wem sie welche Informationen zur Verfügung stellen wollen und wer diese bearbeiten darf.»

Für mehr Vielfalt

Auch wenn Escola womöglich das Potenzial hätte, sich zur Standardlösung im Schweizer Schulalltag zu mausern, ist Janick Pfenninger froh um das organische Wachstum: «Wir verdoppeln derzeit die Zahl unserer Kunden fast jedes Jahr. Das ist genug der Dynamik, ein schnelleres Wachstum könnten wir derzeit vermutlich gar nicht stemmen. Aus­serdem ist diese Art der graduellen Expansion in meinen Augen gesünder für die Firma.» Das sieht auch Hannes Bärtschi so: «Ein zu schnelles Wachstum könnte sich negativ auf die Qualität der Lösung und die Betreuung der Kunden auswirken. Und: Bisher mussten wir keinen Franken von Investoren aufnehmen, und das soll bis auf Weiteres auch so bleiben.» Der Gründer befürwortet aus­serdem die Vielfalt der Lösungen in der Schweizer Bildungslandschaft: «Ich finde es gut, wenn einzelne Kantone eine liberale Haltung haben und den Schulen nicht vorschreiben, welche Software sie einsetzen müssen. Für gewisse Schulen sind andere Lösungen vielleicht besser, und das ist okay so.» (luc)


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