Wilmaa neu verpackt
Quelle: Yallo

Wilmaa neu verpackt

Wir haben Yallo TV ausprobiert.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2021/11

     

Mit Yallo ist im Oktober ein weiterer Provider ins Schweizer TV-Geschäft eingestiegen – ein Schritt, mit dem Yallo zum Vollanbieter mit Mobilfunk-, Internet- und TV-Angebot mutiert. Während jedoch Angebote wie beispielsweise Wingo TV oder Salt TV nur in Kombination mit dem eigenen Internetangebot verkauft werden, geht Yallo einen anderen Weg. Yallo funktioniert mit jedem Internetanschluss unabhängig des Providers – ähnlich wie etwa Zattoo oder Teleboy. Aber: Anders als Zattoo und Teleboy wird Yallo TV mit einer TV Box ausgeliefert, die auf Android TV basiert und die Teil des Angebots ist. Diese Box haben wir getestet.

Yvonne und die «blutte» Android Box

Zwei Dinge fallen beim Öffnen des Pakets, in dem Yallo TV ankommt, auf. Zum ersten das Säckchen mit Gummibärchen als «Belohnung für die erfolgreich installierte TV Box». Und zum zweiten die Tat­sache, dass an der eigentlichen Box nichts an Yallo erinnert – kein Name, kein Logo, nada. Die TV Box trägt laut Paket die Bezeichnung Strong Leap-S1 und ein kurzer Blick ins Internet zeigt, dass sich dieses Gerät auch bei allen gros­sen Schweizer Etailern im Angebot findet – zu Preisen zwischen 80 und 95 Franken. Auch Testberichte zur Strong Leap-­­ S1 finden sich zuhauf, weshalb wir uns hier in erster Linie auf das Testen des Yallo-TV-Erlebnisses beschränken.

Das Einrichten der Box ist ein Kinderspiel: Kurz die Fernbedienung pairen, die Box mit dem WLAN verbinden, ein paar Privacy-Optionen ablehnen (Standort teilen, Android TV verbessern helfen etc.), ein paar Sekunden warten, und schon befindet man sich auf der Android-TV-Oberfläche. Von Yallo TV ist da weit und breit nichts zu sehen. Also nochmals ein Blick zurück in die Verpackung, wo ein Flyer mit dem Titel «Los geht’s» und einem QR-Code für eine Video­anleitung liegt.


Eine nette Avatar namens Yvonne klärt in einem knapp vierminütigen Video unter anderem darüber auf, dass wir ein Google-Konto benötigen, um die Yallo-TV-App herunterzuladen. Wobei sich unweigerlich die Frage stellt, ob es nicht möglich gewesen wäre, diese bereits vorab auf der Box zu installieren, schliesslich hat man ja Yallo TV bestellt und nicht Android TV. Denkbar, dass Google eine Pre-Installation einfach nicht erlaubt. Wirklich elegant ist das Ganze aber trotzdem nicht. In dem Stil geht’s aber weiter.Ist die App im Store einmal gefunden und heruntergeladen, muss das Yallo-TV-Konto nämlich zuerst mit der TV-Box verbunden werden. Dazu muss man einen PIN eingeben, der am TV angezeigt wird, was erst möglich ist, nachdem man sich an seinem Yallo-TV-Konto angemeldet hat, wozu man einen weiteren PIN aufs Mail zugeschickt bekommt, um dann den PIN einzugeben. Alles klar soweit? Eben!

Schade im Zusammenhang mit dem ganzen Inbetriebnahme-Prozedere ist aus­serdem, dass Yallo sich den Versand einer Hardware-Box in unserem Fall theoretisch hätte sparen können, wenn es Yallo TV als App auch für Apple TV (steht unter dem TV) geben würde – tut es leider bislang aber nicht, die Apple-­TV-Version der App folgt erst im Frühjahr 2022.

Nicht jede Fernbedie­nung ist eine TV-Fernbedienung

Einmal eingerichtet, zeigt sich Yallo TV beim ersten Versuch zickig. Der TV-Guide will nicht angezeigt werden, die Senderlisten auch nicht, und nach einem Neustart der App werden wir von der Meldung «Allgemeiner Fehler – Etwas ist schiefgelaufen, wir arbeiten an einer Lösung» begrüsst. Das alles ist natürlich denkbar schlecht im Rahmen eines Tests, kann aber mal vorkommen. Ein kompletter Neustart der Box leistet schliesslich Abhilfe, und wenn Yallo TV mal läuft, dann läuft das Ganze solide. Sender werden schnell gewechselt, und der TV-Guide ist soweit übersichtlich. Dass Yallo TV hier bereits vom Start weg kaum Anlass für Kritik bietet, überrascht insofern nicht, als dass hinter dem Angebot doch die geballte Erfahrung von Internet-­TV-Spezialist Wilmaa steht, wurde Wilmaa doch im Sommer 2020 von Sunrise übernommen.

Und so ist die grosse Schwäche von Yallo TV dieselbe aller anderen Internet-TV-­Angebote am TV – sei es Zattoo, Teleboy, Wilmaa und wie sie alle heissen: Die Fernbedienung der Android- und Apple-­Boxen ist nicht auf das TV-Angebot abgestimmt, was die Bedienung etwas umständlich macht. Im Falle der Fernbedienung der TV-Box von Strong ist es so, dass diese nebst dem Fünf-Wege-Steuerkreuz und den Volumen-Buttons aus einem Power-­Button, einem Button für die Sprach­steuerung, einem Home-, Zurück- und App-Übersichts-Button sowie einem Netflix- und einem Prime-Video-Knopf besteht. Innerhalb der Yallo-TV-App nutzen kann man aber lediglich den Zurück-Button und das Fünf-Wege-Steuerkreuz sowie die Lautstärke-Knöpfe. Alle anderen Knöpfe gehören quasi Android TV – drückt man also den Home-Button, kehrt man nicht auf den Home-Screen von Yallo TV zurück, sondern auf die Home-Oberfläche von Android TV.


Nur mässig glücklich dürften entsprechend auch Zapper werden, denn einfach so durch die Kanäle zappen geht nicht. Immerhin bietet Yallo TV die Option, dass man, wenn man durch einen Klick nach rechts die Senderliste einblendet, bei eingeblendeter Liste immer den Sender angezeigt bekommt, der auf der Liste gerade ausgewählt ist. Das Bild wird dabei jedoch zu mindestens einem Drittel durch die Senderliste abgedeckt. Und letztlich braucht es für jeden effektiven Senderwechsel mindestens drei Eingaben auf der Fernbedienung (Klick nach rechts, um die Senderliste aufzurufen; Auswahl des neuen Senders; Klick nach Links, um Senderliste wieder auszublenden).

Letzter Kritikpunkt: Die TV Box von Strong geht das Einschalten recht gemächlich an. Vom Zeitpunkt, an dem man den Power-Button drückt, vergehen inklusive auswählen und aufstarten der Yallo-­TV-App gut und gerne 50 Sekunden.

Yallo zieht mit Salt gleich

20 Franken pro Monat. In diesem Preis enthalten sind gut 270 Sender, Dolby Digital, ­Sieben-Tage-Replay-TV, ein Aufnahmespeicher für 1000 Sendungen und die Möglichkeit, TV auf bis zu fünf Geräten gleichzeitig zu schauen. Bei anderen TV-Anbietern bekommt man praktisch den identischen Funktionsumfang oft noch etwas günstiger – angefangen beim Schwesterunternehmen Wilmaa, wo das teuerste TV-Angebot mit 17.90 zu Buche schlägt. Insofern ist Yallo TV als Einzel­angebot für Kunden, die lediglich auf der Suche nach einem Internet-TV-Angebot sind, nur beschränkt spannend.


Interessant ist Yallo TV aber für all diejenigen, die bereits mit Yallo Home Fiber oder Yallo Home 5G im Internet surfen. Sie nämlich erhalten Yallo TV kostenlos dazu, was im Falle von Yallo Home Fibre bedeutet, dass man bereits ab 39 Franken pro Monat (wenn man zusätzlich noch Yallo Mobile nutzt) mit bis zu 10 Gbit/s surft und TV dazu mitbekommt. Damit zieht Yallo mit Salt Home gleich, dem bisherigen Preisbrecher bezüglich Internet-TV-Kombi. (mw)


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