Windows ist überall - noch!

Windows dominiert die OS-Welt für Endgeräte. Im Hintergrund aber steigt die Beliebtheit von MacOS, und Linux hat dank dem Open-Source-Trend Luft nach oben.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2021/10

     

Das weltweit dominante Betriebssystem mit der grössten Verbreitung für Desktop- und Laptop-­Clients ist völlig unbestritten Windows von Microsoft in seinen verschiedenen Ausführungen. Weltweit laufen laut dem deutschen Marktforschungsunternehmen Statista auf Basis von Zahlen von Statcounter 73 Prozent aller Rechner mit einer Windows-Version (Stand Juli 2021). Die grösste Verbreitung findet dabei die aktuelle Version Windows 10, die noch im Herbst 2021 vom Nachfolger Windows 11 ­abgelöst wird. Recht weit dahinter liegen das Apple-Betriebssystem MacOS mit rund 15 Prozent und Open-Source-­Distributionen auf Basis von Linux mit 2,4 Prozent des ­Kuchens.


Während Linux als Betriebssystem in unterschiedlichen Ausführungen auf Smartphones (Android) und Servern nicht mehr wegzudenken ist, bleibt im Desktop-Bereich der Marktanteil von Windows bis heute enorm hoch. Die Zahlen für die Schweiz weichen zwar von den globalen Marktanteilen ab, ändern an der klaren Rangverteilung jedoch nichts: Windows dominiert mit etwas über 64 Prozent Marktanteil klar, Apples MacOS kommt in der Apple-Hochburg Schweiz auf knapp 33 Prozent, während der Linux-Anteil bei 1,5 Prozent liegt (Stand Ende 2020).

Die Trendwende läuft, langsam

Zu beobachten ist jedoch ein klarer Trend: Windows verlor über die Jahre bedeutend an Marktanteil, die Nutzerschaft orientiert sich offenbar vermehrt um. So lag Windows 2009 international noch bei dominierenden 95 Prozent, gefolgt von Apple mit gerade einmal 3,7 und Linux abgeschlagen mit 0,6 Prozent. Dieser unübersehbare Trend setzt sich bis heute stabil fort (siehe Grafik). Und auch in der Schweiz zeigt der Trend in dieselbe Richtung: Windows verlor zwischen 2015 und 2020 mehr als 8 Prozent seines Marktanteils an Apple, Linux verlor in der gleichen Zeit ein halbes Prozent und fristet im Desktop-Bereich damit besonders hierzulande nach wie vor ein Nischendasein.


Die Alternativen zu Windows bei Desktop-Rechnern sind damit nach wie vor MacOS und die verschiedenen Linux-Distributionen wie Ubuntu, Debian und Fedora OS. Ein vierter, mittlerweile relevanter Player im OS-Markt ist das schlanke Chrome OS von Google. IDC wies dessen Marktanteil Ende 2020 mit 14,4 Prozent aus. Chrome OS wird mehrheitlich auf mobilen Geräten (Chromebooks) eingesetzt und geniesst aufgrund seiner speziellen Ausrichtung auf eine einfache, Android-ähnliche Usability und die Abhängigkeit zu Android Apps und Google Cloud Services einen etwas anderen Status als die traditionelleren OS-Versionen (siehe Box).

Google Chrome – das Cloud-native OS
Das ursprünglich für den Einsatz von Web-Anwendungen entwickelte Chrome OS, Googles kommerzielle Version des Open-Source-Betriebssystem Chromium OS, ist zwar ganz klar ein OS mit dem Potenzial für den Unternehmenseinsatz, der Vergleich mit den klassischeren Betriebssystemen hat jedoch seine Tücken. Denn Chrome OS verfolgt den Ansatz eines Web-Clients in Kombination mit Cloud-Diensten, wurde also eher für Netbooks (Chromebooks) als für klassische Clients konzipiert. Seit 2017 gibt es vermehrt Bestrebungen von Google, mit Chrome Enterprise die Chromebooks auch für Unternehmen attraktiv und verwaltbar zu machen (etwa durch die Möglichkeit, die Geräte in Active Directory einzubinden), hierzulande scheint das Konzept in erster Linie im Bildungsbereich Gefallen zu finden, während Unternehmen nach wie vor tendenziell auf die gewohnten Betriebssysteme zurückgreifen. Chrome OS wurde 2009 von Google lanciert, seit 2011 gibt es Chromebooks verschiedener Hersteller zu kaufen. Trotz der Linux-Basis des Systems wird Chrome OS von der Fachwelt und von Google selbst aber meist nicht als Linux-Distribution eingeordnet.

Sind Apple-Rechner besser fürs Business?

Wie die Zahlen zeigen, ist besonders hierzulande das Apple-Betriebssystem MacOS punkto Verbreitung langsam eine reale Konkurrenz für die Dominanz von Microsoft im OS-Bereich. Weiter scheint sich Apple auch bewusster in Richtung Geschäftskunden zu bewegen und will an dieser Front offenbar vermehrt aktiv werden. Sichtbar wird das etwa in einer von Apple beauftragten und 2019 von Forrester durchgeführten Studie. Laut dieser sollen Mac-Rechner trotz höherem Anschaffungspreis sehr viel preiseffizienter sein als die Windows-Konkurrenz. Und mit der neuesten Ausgabe der Studie aus dem Sommer 2021, die denselben Vergleich nochmals mit den mit dem neuen M1-Chip ausgestatteten Apple-Geräten angeht, soll die Ersparnis gar noch höher sein.

Laut Forrester sind die Macs einfacher im Deployment, es lassen sich mehr Geräte pro IT-Stellenprozent verwalten und die Zahl der Support-Tickets ist tiefer als bei PCs. Weiter seien sie mit 50 Prozent weniger Data Breaches sicherer und – vor allem seit der Einführung des eigenen Apple-Chips – schneller als ihre Windows-Pendants, was zur weiteren Effizienzsteigerung und zu einem besseren Return of Investment beiträgt. Die Studie kommt damit zum Schluss, dass über eine Laufzeit von drei Jahren ein Apple-Laptop bezüglich Hard- und Software mehr als 200 US-Dollar weniger kostet als ein vergleichbarer Windows-PC – und dies gar bei höherer Rechenleistung. Für weitere Einsparungen sorgen Faktoren wie User-Engagement, Sicherheit und Energiekosten.


Was diese Zahlen und Fakten für ein Unternehmen bedeuten können und wie es um das Engineering, das Management und den Nutzen einer Apple-Umgebung im Geschäftsbereich steht, lesen Sie im Artikel von Ralf Angermann, Head of B2B beim Apple-Spezialisten Codename.

Linux im Schatten, dort dafür omnipräsent

Linux hingegen scheint seit Jahren etwas auf der Stelle zu treten, was die Verbreitung auf Desktops angeht, wie die zuvor zitierten Zahlen zeigen. Die Masse an verschiedenen Distributionen und das Bastler-Image, welches Linux vorauseilt, ist wohl für viele Privatnutzer wie auch Unternehmen nach wie vor abschreckend. Dem gegenüber steht jedoch ein derzeit wachsender Trend, der als Pro-Argument gelten darf: Open Source. Sowohl die Bundesverwaltung wie auch die Wirtschaft setzen mehr und mehr auf quelloffene Software, was auch den quelloffenen Betriebssystemen einen weiteren Schub verleihen könnte.

Auch wenn IT-Umgebungen mit Linux-Clients heute eher die Ausnahme sind, scheint es nicht abwegig, dass dieser Anteil in Zukunft wachsen könnte. Schliesslich ist das ausserhalb der Desktop-Welt bereits passiert: Der Grösste Teil der Server-Welt baut auf Linux, das Internet wäre ohne Linux wohl kaum wiederzuerkennen und fast alle Supercomputer der Welt basieren auf Linux-Systemen. Warum also nicht auch Desktops?


Lesen Sie im Fachbeitrag von Tim Candrian, ICT Enterprise Architect bei Uniqconsulting, wie eine IT-Umgebung auf Basis von Linux auch für KMU eine valable Alternative zu Windows-Clients sein kann.
(win)


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