IT-Lernende bilden Schüler aus
Quelle: zVg

IT-Lernende bilden Schüler aus

Von Barbara Jasch

Kinder und Senioren haben sich in den Frühlingsferien neue Informatikkenntnisse angeeignet. Ihre Lehrerinnen und Lehrer: Lernende der Informatik und Mediamatik im ersten Lehrjahr.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2016/06

     

Claudia und Peter sind Fünftklässler und sitzen in einem Schulungsraum des kantonalen ÜK-Zentrums der ICT-Berufe. Es sind Frühlingsferien 2016 im Kanton Zürich, und wo sonst Lernende selbst Handlungskompetenzen erlangen für ihren Beruf «Informatik» oder «Mediamatik» schnuppern nun Primar- und Sekundarschüler ICT-Inhalte.
Ihre Kursleiter-/innen sind Lernende im ersten Lehrjahr des Zürcher Lehrbetriebsverbands ICT (ZLI). Ganz gespannt wird den Lernenden zugehört, wenn diese in die Technik der Bildbearbeitung einführen. Im Raum nebenan wird HTML/CSS angewendet und einen Raum weiter Betriebssysteme aufgesetzt.
Dieses Projekt heisst «Lernende bilden aus» und wird seit 13 Jahren im Rahmen des «FerienPasses» für Kinder in den Frühlingsferien angeboten. Auch dieses Jahr besuchen 251 Kinder an acht Tagen die ausgeschriebenen Kurse.
Der Renner 2016 waren die Kurse Videoschnitt und Bildbearbeitung dicht gefolgt von Programmieren, HTML, HW/Betriebssysteme und Grafikdesign. Hingegen dürften Powerpoint und Excel bis in zwei Jahren aus dem Kursprogramm verschwinden.

Reisefotos und E-Mail-Accounts

Auch über 30 Senioren haben für je einen halben Tag einen Lernenden «gebucht», um ein Thema ihrer Wahl und in ihrem Lerntempo vermittelt zu bekommen. Eine Dame möchte ein E-Mail-Konto eingerichtet haben und lernen, wie sie ihrer Enkelin schreiben kann. Ein anderer Senior will alle Fotos seiner vielen Reisen digitalisieren und ein dritter möchte wissen, wie die Fotos vom Natel denn abgelegt werden können auf seinem Laptop.
Die ältere Generation schätzt das Projekt sehr: «Es war so «entspannt», eine Lehrperson für sich alleine zu haben und alle Fragen in Ruhe anzusprechen, zu bearbeiten, die meisten davon zu klären und danach auch anwenden zu können», steht in einem Feedbackbogen.

Lernende sind verantwortlich

Für die jungen Berufsleute ist dieses Projekt eine Herausforderung: Sie stellen sowohl die Kursinhalte als auch die Übungen selber zusammen und planen mit einem Coach einen ganzen Ausbildungstag. In Teams entwickeln sie Inhalte, probieren sie aus und passen sie meist nach der ersten Durchführung nochmals an. Auch die Kursadministration durch den Tag liegt in ihrer Verantwortung (Präsenzliste, Pausenbegleitung, Quittung für das Kursgeld ausstellen, Feedbackformulare ausfüllen lassen u.a.m.).
In den Kursen für Schüler sind die Altersunterschiede zum Lernenden nicht gross und trotzdem spürt man deutlich, dass die Lernenden in den ersten neun Monaten der Lehre in der Arbeitswelt angekommen sind und ein anderes Auftreten und Verhalten zeigen als die Volksschüler.

Kernkompetenzen üben

Mancher mag sich fragen, welches Ziel dieses Frühlingsferien-Projekt überhaupt verfolgt. Ganz einfach: So lernt unser ICT-Nachwuchs schon früh, auf «Kunden» einzugehen, Inhalte einfach zu erläutern, zuzuhören und einen Tagesablauf in die gewünschte Richtung zu lenken. Die Kernkompetenzen eines jeden ICT-Mitarbeitenden – wie Kommunikation und methodisches Vorgehen – können in diesem Projekt geübt und angewandt werden.
Das Projekt des Basislehrjahres ist für alle Beteiligten ein voller Erfolg: Mehr als die Hälfte der Volksschüler meldeten nach dem Kurs, sie könnten sich nun vorstellen einen ICT-Beruf zu erlernen! Und die Senioren schrieben: «Herzlichen Dank den jungen Männern, die sich dafür als Lehrende zur Verfügung stellten und mit so viel Geduld dabei waren.»


Barbara Jasch ist Geschäftsführerin Zürcher Lehrbetriebsverband ICT (ZLI)


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