Lehrabgänger anstellen? Aber sicher!
Quelle: Robert Nyman, CC BY-NC 2.0

Lehrabgänger anstellen? Aber sicher!

Von Barbara Jasch

Im Sommer 2015 werden in der Schweiz über 2500 ICT Lernende ihre Berufslehre abschliessen. Betreffend Fachkräftemangel ist das immer noch zu wenig. Der folgende Bericht beleuchtet das Thema «Stellensuche als Lehrabgänger».

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2015/06

     

Es ist bedauernswert, dass die Wirtschaft die Lehrabgänger der Berufslehre nicht mit offenen Armen aufnimmt. Viele junge ICT-Berufsleute haben Mühe eine Stelle zu finden. Das ermöglicht seriösen und weniger seriösen Plattformen und Unternehmen ein Geschäft, um Lehrabgänger zu betreuen, zu begleiten und zu coachen. Es gibt sogar Bücher als «Survival-Manuals» für Berufseinsteiger!

Wieso trauen die Firmen den frischgebackenen Berufsleuten nicht?
Es braucht für Lehrabgänger einen grossen Effort, um direkt nach Abschluss der Lehrzeit eine Festanstellung zu finden. Zahlreiche Fragen stellen sich ihnen nun. Wie bewerbe ich mich richtig? Was muss in den Unterlagen stehen? Wie komme ich an eine Stelle, welche mir gefällt? Soll ich doch zuerst reisen und das Militär absolvieren? Welche weitere Ausbildung plane ich? Wieviel Lohn darf ich erwarten?

Die letzte Aufgabe eines Berufsbildners


Hierbei ist als letzte Aufgabe des Berufsbildners Unterstützung gefragt, den Lernenden zum nächsten Laufbahnschritt zu begleiten. Geben Sie ihrem Lernenden Tipps und unterstützen Sie ihn bei der Stellensuche, falls Sie den Lernenden nicht in ihrem Betrieb übernehmen können.
Für potentielle Arbeitgeber gilt: Gelernte Berufsleute bringen sehr viel aus ihrer Ausbildungszeit mit. Nicht nur Fachwissen und Vorgehenskompetenzen für Problemlösungen, sondern auch einen Rucksack an Erfahrung im Umgang mit unterschiedlichsten Leuten.
Mit der Erfahrung der ersten Berufsjahre nach der Lehrzeit gewinnen junge Leute weiter an Format und Sicherheit, um sich im gewählten Berufsumfeld bewegen zu können. Es ist wie beim Autofahren: so richtig kann man es erst lange nach der Fahrprüfung, wenn man sich regelmässig im Strassenverkehr bewegt.

Hinterfragen allenfalls Strukturen und Prozesse

Wenn der ausbildende Betrieb den Lernenden nach der LAP (neu Qualifikationsverfahren/ QV) eine Stelle anbietet, so hat der Betrieb den bestmöglichen «Return on Invest» der Lehrzeit. Der «neue» Mitarbeiter kennt bereits die Strukturen, Abläufe und Prozesse der Firma und hat keine Einarbeitungszeit nötig.
Wichtig ist, dass der junge Mensch nun als Mitarbeiter und nicht als Lernender im fünften Lehrjahr wahrgenommen wird. Das braucht von allen im Betrieb Disziplin und Offenheit. Fordern sie den neuen Fachmann/die Fachfrau auf, bald an die Weiterbildung zu denken. Wo soll die Berufskarriere hin? Wo kann der junge Mensch sich intern entwickeln? Diese Entscheidungen sind sehr individuell und es kann nicht pauschal geraten werden.
Der ICT-Nachwuchs mit dem EFZ in der Tasche ist jedenfalls bereit für die Branche – und diese setzt die neuen Fachkräfte hoffentlich auch nutzbringend ein.
Als ICT Berufsbildung Zürich nutzen wir die Gelegenheit, allen Ausbildungsbetrieben, welche die über 600 ICT Absolventinnen 2015 zum EFZ oder Berufsattest begleitet haben, herzlich für den Einsatz und das Engagement zu danken. Sie alle sichern uns einen Teil der zukünftigen Wertschöpfung in unserer Branche!


Barbara Jasch ist Geschäftsführerin ZLI, Zürcher Lehrbetriebsverband ICT

Argumente pro Lehrabgänger


-Sind frisch, unbekümmert und voller Energie
-Bringen aus der Lehre aktuelles Fachwissen mit
-Sind offen für neue Trends im Berufs(um-)feld
-Können Team ideal ergänzen
(Altersdurchmischung)
-Nachfolgeplanung kann gesichert werden
-Kosten weniger als erfahrene Mitarbeitende
-Können gefördert und gefordert werden
-Bringen neue Ideen und Innovationskraft
-Hinterfragen allenfalls Strukturen und Prozesse


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