Der digitale Online-Briefkasten
Quelle: Joinbox

Der digitale Online-Briefkasten

Fünf junge Schweizer entwickeln aktuell einen Online-Dienst namens Joinbox. Dabei handelt es sich um eine Inbox für Nachrichten aus sozialen Netzwerken, News und E-Mails.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2011/09

     

Mehrere E-Mail-Konten, Facebook-, Xing- und Twitter-Accounts sowie diverse abonnierte RSS-Feeds interessanter News-Portale: Das Managen des digitalen Lebens ist heute kein Zuckerschlecken mehr und erfordert viel Zeit und Arbeit. Dem wollen fünf junge Männer aus der Region Bern und Solothurn ein Ende setzen. Seit einem Jahr entwickeln sie Joinbox, eine Online-Plattform, die auf den ersten Blick stark an die aktuellen Social Networks erinnert und auf der die verschiedenen Inboxen diverser Dienste miteinander verknüpft, die Informa­tionen gesammelt und übersichtlich präsentiert werden. Ganz getreu dem Firmenmotto: «Wir bringen Information in Formation.»


Die Idee für Joinbox entstand im Herbst 2009, als sich die alten Schulfreunde Fabian Jordi, Felix Steiner und Konrad Mazanowski nach langer Zeit wieder einmal trafen. Sie wollten gemeinsam etwas auf die Beine stellen. Dabei bemerkten sie auf einmal, dass es eigentlich nichts gibt, was die vielen Informationen aus Social Networks, die täglich auf einen einprasseln, sinnvoll und einfach zusammenfasst. «Es gibt zwar Monitoring-Tools, aber das war nicht das, was wir uns vorstellten. Es sollte etwas für jedermann sein, für den Durchschnittsnutzer, quasi ein Briefkasten des digitalen Zeitalters», meint Konrad Mazanowski. Das war der Anfang von Joinbox.

Von der Alpha zur finalen Version

Kurze Zeit später begannen der Jus-, der VWL- und der Kommunikationsstudent mit der Entwicklung von Joinbox. Rund ein halbes Jahr haben sie gebastelt. «Wir haben dann aber schnell festgestellt, dass das so nicht geht und wir einen Spezialisten brauchen», erklärt Mazanowski. Mit Michael van der Weg und Tobias Kneubühler fand man gleich zwei Informatiker, die die Idee «Joinbox» ebenfalls toll fanden und sich bereit erklärten, mitzuwirken. Schnell merkten die Spezialisten, dass sie mit PHP, was die Basis des ersten Prototypen war, nicht weiter kamen. «Er war schlicht zu langsam», erklärt van der Weg. Also begann man vor gut einem Jahr noch einmal von Grund auf, dieses Mal mit Node.JS, einer Javascript-Engine, auf die auch Twitter, Facebook und andere Start­ups setzen. Damit soll Joinbox sehr schnell sein und innerhalb von maximal zwei Sekunden komplett laden. «Swiss IT Magazine» hatte die Möglichkeit sich persönlich von Joinbox zu überzeugen. Ein erstes Fazit lautet: Der Dienst hält bereits jetzt, in einem frühen Entwicklungsstadium, was er verspricht.

Aktuell arbeiten die fünf Jungunternehmer, die nebenbei alle noch Teilzeit oder als Freelancer arbeiten, an der Alpha-Version, die mit etwa 20 Usern getestet wird. Die Hauptarbeit geschieht in einem Büro über den Dächern Berns, das sich das Team gemietet hat und wo sie sich regelmässig treffen. «Natürlich arbeiten wir zum Teil auch von zu Hause und von anderen Orten aus und nutzen Skype, Chats und Co. Aber das gemeinsame Arbeiten vor Ort ist für uns sehr wichtig», meint Mazanowski. Und es tut sich was: In den kommenden Monaten soll die Private-Beta-Phase starten, die bis zirka Ende Jahr in einer offenen Beta münden wird. Danach soll ein fliessender Übergang zu Version 1.0 erfolgen. Die Zeit drängt, denn mit Threadsy und AOL Lifestream sind unterdessen bereits zwei Konkurrenten live gegangen. Vor denen hat man allerdings keine Angst, sie seien viel langsamer und weniger umfangreich.



Finanzierung durch Freemium-Modell

Bisher haben die fünf jungen Männer insgesamt bereits über 7000 Personenstunden in Joinbox investiert. «Wir stecken aktuell viel mehr rein, als rausschaut», erklärt Mazanowski. Um die weitere Entwicklung sicherzustellen und genügend Startkapital für einen breiten Launch zu haben, sind die fünf auf der Suche nach Investoren. Erste Gespräche haben sie geführt, und es sehe nicht schlecht aus. Dazu trägt sicher auch ihr Erfolg im Start-up-Förderungsprogramm der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) bei, in dem sie es vor kurzem in die dritte Phase geschafft haben und mit einem professionellen Coach auf das KTI-Start-up-Label hinarbeiten.

Geld verdienen wollen die Jungunternehmer mit Joinbox in Zukunft dann mit einem Freemium-Modell, also einem kostenlosen Basisdienst und einem kostenpflichtigen Premium-Dienst mit zusätzlichen Möglichkeiten. «Unsere Währung sind die Nutzer», meint Mazanowski. Vielleicht brauche man so gar keine Werbung auf der Seite zu platzieren, was aber eine mögliche weitere Einnahmequelle wäre. Die Definition, was alles Premium sein wird und was nicht, ist aktuell noch nicht abgeschlossen. Man habe Dutzende von Ideen, was noch kommen könnte. Schliesslich gelte es aber abzuwarten und zu spüren, was die Nutzer wollen und ihnen dann das zu bieten.


Den Fokus legt Joinbox zum Start ganz klar auf private Nutzer. «Natürlich sehen wir mit unserem Fundament aber auch Möglichkeiten im B2B-Bereich, beispielsweise in Form eines Business-Tools für Social Media Monitoring, Marketing und/oder als Collaboration-Tool», erläutert van der Weg. Darüber werde man sich sicher noch ein paar Gedanken machen. Angedacht ist ausserdem natürlich bereits auch eine App für Mobiltelefone. (mv)


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