Windows Home Server 2011 im Kleinunternehmen
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Windows Home Server 2011 im Kleinunternehmen

Eignet sich Microsofts kleinste Servervariante womöglich nicht bloss fürs traute Heim? «Swiss IT Magazine» zeigt, was Windows Home Server 2011 im Geschäft leistet.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2011/06

     

Microsoft positioniert den Windows Home Server ganz klar für den Einsatz im Privathaushalt und allenfalls noch fürs Home Office – das Produkt helfe «Multi-PC-Familien, ihre digitalen Dateien auf einfache Weise zu zentralisieren, zu verbinden und zu personalisieren.» Dennoch erfreut sich das Produkt auch in kleinen Unternehmen einer gewissen Beliebtheit, vor allem als Fileserver und Backup-Lösung. Klein ist dabei wörtlich zu nehmen: Windows Home Server lässt auch in der neuesten Ausgabe 2011 (WHS 2011) maximal zehn Client-Verbindungen zu.

Einfache Verwaltung

Unter der Haube von Windows Home Server 2011 steckt ein fast voll ausgewachsener Windows Server 2008 R2. Was fehlt, sind die Active-Directory-Dienste. Alles andere, auch die üblichen Verwaltungswerkzeuge wie Server Manager und Powershell, ist vorhanden. Rollen wie IIS oder Application Server sind zwar nicht per Default aktiviert, lassen sich aber mit ein paar Mausklicks einrichten. Allerdings ist im Gegensatz zum Small Business Server keine weitere Software wie Exchange oder Sharepoint integriert. Und: Die besonders einfache Verwaltung, die laut Microsoft auch Computerlaien nicht dastehen lässt wie der sprichwörtliche Esel am Berg, gibt es ausschliesslich für die File-, Backup- und Mediendienste sowie für die Benutzeradministration. Fortgeschrittenere Aufgaben müssen mit den herkömmlichen Administrationstools von Windows Server erledigt werden.


Am einfachsten gestaltet sich der Einsatz von WHS 2011, wenn man eine der vorkonfigurierten Appliances nutzt , die in der Schweiz jedoch etwas schwer beziehungsweise noch nicht erhältlich sind. Dann entfällt die Installation der auch als OEM-Version erhätlichen Software, die einige Zeit dauert und auf dem betreffenden PC viele Neustarts auslöst.

Administration via Dashboard

Die Verwaltung der Hauptfunktionen – Medienserver, Backup der angeschlossenen Clients und des Servers selbst, File Services und Remote Access – erfolgt über ein einfaches und verständliches Dashboard, das zu allen Funktionen auch ausgiebige Hilfetexte zur Verfügung stellt. Läuft der Server auf einem gewöhnlichen PC mit Tastatur und Bildschirm, lässt sich das Dashboard direkt auf diesem Gerät über den voreingerichteten Administrator-Account aufrufen und bedienen. Üblicherweise, und vor allem natürlich dann, wenn der Homeserver auf einer NAS-Appliance oder einer anderen Headless-Hardware betrieben wird, erledigt man die Konfiguration und Administration aber über einen der angeschlossenen Clients.


Das Dashboard zeigt auch aufgelaufene Warn- und Fehlermeldungen an, die sich nicht nur auf den Server, sondern vor allem auch auf die Clients beziehen. So wurde in der Testinstallation zum Beispiel korrekt vermerkt, dass auf dem angeschlossenen iMac eine Softwareaktualisierung bereitstand und der Virenschutz auf einem der PCs nicht mehr aktuell war. Windows Home Server verschickt diese Meldungen auf Wunsch auch an eine oder mehrere E-Mail-Adressen.

Verbindung via Browser

Der Anschluss eines Clients – die Basisdienste von Windows Home Server unterstützen sowohl Windows- als auch Mac-Systeme – geht absolut unkompliziert über die Bühne: Auf dem Client ruft man http://Name des Homeservers/connect auf, worauf ein Link zum Download der Connector-Software erscheint. Eine Einschränkung gibt es: Windows Home Server erlaubt pro Client nur eine einzige 1:1-Verbindung – sprich: Ein Client kann nur mit genau einem Windows Home Server verbunden werden, nämlich mit demjenigen, von dem die Connector-Software heruntergeladen wurde.

Ein zentrales Element der Connector-Software ist das Launchpad, mit dem sich Serverdienste wie Backup, Remote Web Access und Shared Folders aufrufen lassen. Via Launchpad wird auch die zweite Komponente der Connector-Software gestartet, das Dashboard – es steht allerdings nur auf Windows-Systemen zur Verfügung.


Mit Remote Web Access erweitert sich der Zugriff auf Dateien und Streaming-Dienste über das Heimnetzwerk hinaus aufs World Wide Web, ausserdem lassen sich damit die angeschlossenen Windows-Clients übers Web per Remote Desktop fernbedienen.

Die Funktion muss auf dem Server via Dashboard zuerst eingerichtet werden: Ein Wizard hilft bei der Konfiguration des Routers (Einrichtung einer statischen internen IP-Adresse für den Server, Forwarding der Ports 80, 443 und 4125). Für den Zugang übers Web wird zudem eine eigene Domain benötigt. Am einfachsten nutzt man dazu eine Subdomain unter homeserver.com, die Microsoft kostenlos zur Verfügung stellt. Die Einrichtung der Domain übernimmt der Wizard. Im Test funktionierten sowohl das Aufsetzen als auch der Betrieb des Remote Web Access reibungslos – mit einer Ausnahme: Wir mussten unseren Zyxel-Router manuell konfigurieren, und das Dashboard warnt trotz tadellos funktionierendem Remote Web Access stets, der Router arbeite nicht korrekt.

Backup und Restore

Eine der Hauptfunktionen des Servers ist das Backup der angeschlossenen Windows-Clients. Auch diese Aufgabe wird über das Dashboard konfiguriert. In der Grundeinstellung werden alle Clients komplett gesichert. Will man nur einzelne Verzeichnisse sichern, müssen sämtliche nicht gewünschten Backup-Quellen manuell deselektiert werden. Eine Komplettsicherung empfiehlt sich jedoch, genügend Speicherplatz am Server vorausgesetzt, nur schon aus folgendem Grund: Windows Home Server sichert nicht bloss Dateien und Verzeichnisse, sondern auch den gesamten Systemzustand und erlaubt die Bare-Metal-Recovery gesicherter PCs mit Hilfe eines Schlüssels, der auf einem USB-Stick gespeichert wird. Wie verschiedene andere Funktionen ist auch das Backup ausschliesslich Windows-Clients vorbehalten. Zwar zeigt das Launchpad auch auf dem Mac einen Eintrag «Backup» an, der jedoch nur auf die Systemeinstellungen für die in Mac OS X integrierte Backupfunktion Time Machine verlinkt. Auf Windows-Rechnern lässt sich über den Backup-Eintrag im Lauchnpad ein manuelles Backup starten.

File Services und Streaming

Microsoft spricht von «Dokumentenmanagement», der Windows Home Server bietet aber von Haus aus bloss gewöhnliches File Sharing ohne Versionierung und andere fortgeschrittene DMS-Funktionen. Per Default existiert dazu ein Verzeichnis «Documents» für diverse Filetypen, dazu kommen Medienordner für Bilder, Musik und Videos. Weitere gemeinsam genutzte Ordner lassen sich übers Dashboard einrichten.

Für das Streaming von Musik und Videos setzt Microsoft auf die hauseigene Silverlight-Technologie. Windows Home Server 2011 ist DLNA-1.5-konform, unterstützt also die meisten aktuellen vernetzten Geräte der Unterhaltungselektronik. Der Server streamt aber nur Inhalte in Microsoft-nahen Formaten wie WMV, AVI und MP3 – Apple-Formate wie MOV, M4A und M4V bleiben aussen vor. Zur Anzeige von Bildern via Remote Web Access steht eine recht hübsch gestaltete Browseroberfläche bereit.

Backup des Servers

Es versteht sich von selbst, dass auch die Daten auf dem Server regelmässig gesichert werden müssen. Als Software nutzt Windows Home Server dafür eine Variante von Windows Server Backup mit vereinfachter Oberfläche. Das Server-Backup wird getrennt von den Client-Backups eingerichtet und setzt eine dedizierte Harddisk voraus. Diese muss als Erstes in der Datenträgerverwaltung aus dem allgemeinen Storage-Pool gelöst und dem Server-Backup zugeordnet werden. Das Backup erfolgt dann über den Volume Shadow Copy Service (VSS). In der Grundeinstellung wird der gesamte Server-Inhalt gesichert. Der Ausschluss bestimmter Laufwerke oder die Wahl eines anderen Backup-Ziels als eine direkt angeschlossene Harddisk erfolgt nicht über das Dashboard, sondern über den Server Manager direkt auf dem Server-Desktop.

Mehr Funktionen mit Add-ins

Bereits die erste Version von Windows Home Server erlaubte eine Erweiterung mit zusätzlichen Funktionen über einfach zu installierende Add-ins, deren Oberfläche neben den Grundfunktionen im Dashboard erscheint. Einige Add-ins sind auch via Remote Web Access nutzbar.

Seit der Lancierung der ersten Version hat sich ein eigentliches Add-in-Ökosystem entwickelt. So gibt es etwa ein vollständiges Dokumentenmanagementsystem mit Features wie Kategorien, Tagging und Suchfunktion. Auch Windows Home Server 2011 unterstützt Add-ins – aber die Add-ins der Vorgängerversion sind nicht kompatibel, und es gibt bis dato nur wenige Erweiterungen, die auf die neue Serverversion zugeschnitten sind.


Microsofts eigene Liste führt gerade mal zwei Produkte aus dem Security-Bereich auf, auf der englischen Site wegotserved.com finden sich in sieben systemnahen Kategorien insgesamt vierzehn Add-ins für die 2011-er-Ausgabe, während die deutlich höhere Anzahl der Erweiterungen für die erste Version in dreizehn Kategorien eingeteilt ist. Eine deutschsprachige Home-Server-spezifische Site ist whsaddins.de; hier trifft man aktuell auf sechs Add-ins für den Home Server 2011. Wir haben einige Add-ins kurz angetestet, darunter die Backup-Funktion Cloudberry, mit der Backups auf Amazon S3 erstellt werden können, und Advanced Admin Console, mit der sich das Dashboard um zusätzliche Administrationsfunktionen erweitert, die sonst nur über den Server Manager zugänglich wären. Das Fazit: Add-ins bieten sehr nützliche Zusatzfunktionen für eine Nutzung des Home Servers, die über die Grundfunktionen hinausgehen soll. Es ist jedoch zu hoffen, dass die Entwickler ihre «alten» Add-ins auf die neue Serverversion anpassen. Immerhin hat der Hersteller des erwähnten Dokumentenmanagement-Add-ins eine Version für den WHS 2011 in Aussicht gestellt. (ubi)
Windows Home Server 2011
Fazit

Die Streaming-Dienste dürften fürs Business weniger gefragt sein, die soliden File- und Backup-Dienste sowie der Remote Web Access eignen sich aber bestens für Kleinunternehmen mit maximal 10 Clients. Zwar unterstützt die Software auch Mac-Clients, die volle Funktionalität erhält der Nutzer aber nur auf einem Windows-System.



Features

- Fileserver

- Automatisches Backup

- Remote Web Access inklusive Remote Desktop

- Streaming-Server



Positiv

+ sehr einfach zu bedienen

+ läuft stabil auf Basis Windows Server 2008 R2

+ auch als Appliance erhältlich



Negativ

– Mac-Clients nur teilweise unterstützt

– erst wenige Add-ins für neue Version



Hersteller/Anbieter

Microsoft



Preis

Als Appliance oder OEM/System Builder Software ab zirka 110 Franken.



Wertung

Funktionalität: 5

Bedienung: 6

Preis/Leistung: 5

Gesamt: 5


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