SuisseID braucht weitere Förderung
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SuisseID braucht weitere Förderung

Einige Monate nach der Lancierung der SuisseID hat das Competence Center E-Business Basel die Öffentlichkeit nach ihrer Meinung zum elektronischen Identitätsnachweis gefragt.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2011/01

     

Im Mai 2010 wurde die SuisseID lanciert, die bereits im Vorfeld viele Vorschusslorbeeren erhalten hatte. Der elektronische Identitätsnachweis sollte die Art und Weise, wie die Schweizer Bevölkerung und Unternehmen mit den Behörden kommunizieren, revolutionieren. Doch wie kommt die SuisseID überhaupt an? Das Competence Center E-Business Basel (CCEB) der Fachhochschule Nordwestschweiz hat dazu in einer Online-Umfrage 953 Personen befragt. Dabei lassen sich die Teilnehmer in die zwei Gruppen Angestellte oder Selbstständige sowie Personen in Ausbildung unterteilen.

Besitz einer SuisseID

Die unterschiedliche Zusammensetzung der beiden Gruppen macht sich unter anderem bei der Frage «Besitzen Sie bereits eine Suisse-ID» bemerkbar. 87 Personen der Gruppe der Angestellten besitzen schon jetzt eine SuisseID (10,8%); im Vergleich zu nur zwei Personen in der Auszubildenden-Gruppe (1,5%). Immerhin wissen vier von zehn Personen (39,3%) der ersten Gruppe, die noch nicht über eine
SuisseID verfügen, was diese ist; bei der zweiten Gruppe weiss es lediglich jede fünfte Person (19,5%).
Unterteilt man die Gruppe der Angestellten oder Selbständigen nach Branche, zeichnet sich folgendes Bild: Demnach besitzen drei von vier der 80 Befragten aus der Branche «Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung» eine SuisseID oder wissen, was eine SuisseID ist (72,5%). In den Bereichen «Information und Kommunikation» (180 Personen) und «Erziehung und Unterricht» (33 Personen) liegt dieser Anteil bei 61,6 respektive 60,6 Prozent. Bei allen anderen Branchen liegt der Anteil lediglich zwischen 30 und 50 Prozent. Im Segment «Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen» (93 Personen) – im Rahmen der Umfrage die zweitgrösste Branche – liegt der Anteil gerade mal bei 43 Prozent. Das Thema SuisseID ist in vielen Branche also noch immer nicht umfassend angekommen.

Anschaffung geplant?

Den Teilnehmenden der Onlinebefragung, die angegeben haben, noch keine SuisseID zu besitzen, wurde folgerichtig die Frage gestellt: «Werden Sie sich eine SuisseID zulegen». Auch hier zeichnete sich ein Unterschied zwischen den beiden genannten Gruppen ab: In der Gruppe der Selbständigen oder Angestellten erwartet jeder Sechste der Befragten (118 Personen, 16,5%), die noch keine SuisseID besitzen, dass er den elektronischen Identitätsnachweis vom Arbeitgeber oder vom Verband bekommen wird. Ein weiteres Sechstel erklärt, sich keine SuisseID zulegen zu wollen (120 Personen, 16,7%). Bei der Auszubildenden-Gruppe liegt dieser Anteil bei einem Drittel (42 Personen, 32,1 %). Noch unentschlossen sind in beiden Einheiten rund zwei Drittel. Und lediglich jeder Zwanzigste aus beiden Gruppen beabsichtigt, sich eine
SuisseID privat zuzulegen. Der grosse Anteil der Unentschlossenen kann auf unterschiedliche Ursachen zurückgeführt werden. Eine ist aber sicherlich, dass die Einsatzmöglichkeiten der SuisseID zum jetzigen Zeitpunkt noch beschränkt sind. Auch der Umstand, dass die SuisseID nicht kostenlos bezogen werden kann, wird ihren Teil dazu beitragen.

Einsatzmöglichkeiten

Anwendungen im E-Government und der Datenaustausch im B2B-Bereich wären laut Umfrage Einsatzmöglichkeiten, die Unentschlossene dazu bewegen würden, sich eine
SuisseID zuzulegen. So würden 73,8 Prozent der unentschlossenen Personen aus der Gruppe der Angestellten einen «rechtsgültigen elektronischen Datenaustausch mit Kunden, Lieferanten und Geschäftspartnern» tätigen und 67,4% für den «elektronischen Datenaustausch mit Behörden (z.B. MwSt-Abrechnung)» die SuisseID nutzen. Am wenigsten gefragt ist die SuisseID für das «Anmelden an internen Informationssystemen (z.B. Buchhaltung)» (47,6%). Im privaten Bereich würden sich Unentschlossene der ersten Gruppe am ehesten für eine SuisseID entscheiden, wenn sie sich damit am Online-Schalter von Behörden anmelden (77,4%) sowie die Steuerabrechnung elektronisch unterschreiben und einreichen könnten (76,1%). Ebenfalls gefragt ist der elektronische Identitätsnachweis für das E-Banking (73,6%). Wenig gefragt ist indes die Registrierung bei sozialen Netzwerken mit der SuisseID (28,9%). Das Ergebnis der zweiten Gruppe «in Ausbildung» fällt ähnlich aus. Auch hier haben Anwendungen im E-Government am meisten Potential.

Meinungen zur SuisseID

Gefragt nach ihrer Meinung zur SuisseID ist wie bereits bei den Einsatzmöglichkeiten das Thema E-Government für die Befragten am wichtigsten. So stimmten 77,4 Prozent aller Befragten der Aussage «Die SuisseID ermög-licht E-Government in der Schweiz» zu oder eher zu. 76,2 Prozent stimmten derweil zu oder eher zu, dass die SuisseID die Sicherheit im Internet erhöht. Der grossen Mehrheit ist es zudem wichtig, dass der Bund sein Engagement für die SuisseID über das Jahr 2010 hinaus fortführt. Am wenigsten stimmten die Befragten der Aussage «Die SuisseID wird sich nicht durchsetzen» zu. Nur gerade ein Viertel gibt der SuisseID keine Chance.
Interessant ist das Ergebnis zur Aussage «Die SuisseID sollte wie in anderen Ländern nur vom Staat herausgegeben werden»: 37,8 Prozent stimmten diesem Statement zu, weit mehr also, als bei allen anderen Aussagen. Dem Staat scheint folglich mehr Vertrauen entgegengebracht zu werden als privaten Anbietern.

Bilanz

Das Thema SuisseID ist erst in bestimmten Branchen angekommen. Die Kommunikation aus dem Projekt «SuisseID» des SECO hat in vielen Branchen noch keine Mehrheit erreicht. Einzelne Befragte kommentierten, dass sie durch die Teilnahme an der Befragung zum ersten Mal etwas von der SuisseID erfahren hätten. Der im November 2010 gegründete Verein «Trägerschaft SuisseID» wird in den kommenden Monaten weiterhin gefordert bleiben, den Bekanntheitsgrad der SuisseID zu steigern.
Die SuisseID hat aber grosses Potential, dass sich mit dem Anbieten der richtigen Einsatzmöglichkeiten rasch entfalten könnte. Diese liegen in erster Linie im E-Government und im B2B.



Michael Quade ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Competence Center E-Business Basel am Institut für Wirtschaftsinformatik der Fachhochschule Nordwestschweiz.
Hintergrund der Studie
An der nichtrepräsentativen Online-Umfrage des Competence Center E-Business Basel (CCEB) der Fachhochschule Nordwestschweiz im Oktober 2010 haben sich 953 Personen beteiligt. Sie wurden in erster Linie direkt per E-Mail dazu eingeladen, an der Befragung teilzunehmen. Daneben konnte sich jeder daran beteiligen, der den Link zur Umfrage z.B. durch ein weitergeleitetes E-Mail erhalten hat. Teilgenommen haben ganz unterschiedliche Personengruppen. Der grösste Teil der Befragten lässt sich dabei anhand ihrer hauptberuflichen Arbeitssituation in zwei Gruppen unterteilen: Personen, die in Anstellung oder selbstständig sind (804 Personen, 84,4 %) und solche, die in Ausbildung stehen, d.h. Schüler, Lehrlinge und Studierende (133 Personen, 14,0%). Diese beiden Gruppen zeigen deutliche Unterschiede in der Altersstruktur und dem Verhältnis der Geschlechter: Liegen in der Gruppe der Angestellten oder Selbstständigen der Altersdurchschnitt bei 44 Jahren und der Frauenanteil bei 11,7 %, sind bei der Gruppe der Personen, die sich in Ausbildung befinden, der Altersdurchschnitt bei 23 Jahren und der Frauenanteil bei 40,6 %.
Neben der in diesem Artikel vorgestellten Umfrage hat das CCEB im Dezember 2010 die Publikation «SuisseID in der Praxis» mit Grundlagen und Fallstudien veröffentlicht. Das Buch kann über die Edition Gesowip bezogen werden (www.gesowip.ch). Die Fallstudien können auf www.experience-online.ch frei zugänglich nachgelesen werden.


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