Konkurrenz für Acrobat: Jaws PDF Creator vs. PDF Factory Pro

Wer Office-Dokumente in PDFs verwandeln will, braucht dazu nicht unbedingt Adobes Acrobat. Wir haben zwei Alternativen getestet.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/37

     

Adobes PDF-Format (Portable Document Format) erfreut sich für die Publikation beliebiger Dokumente zunehmender Beliebtheit, unabhängig davon, ob die Schriftstücke für das Web vorgesehen sind, per E-Mail ausgetauscht oder auf CD gebrannt werden sollen. Das ist auch nicht weiter erstaunlich, sind die PDF-Dateien doch plattformunabhängig, fälschungssicher und erst noch garantiert virenfrei. Soll das Layout eines Dokuments auf jedem Bildschirm und bei der Ausgabe auf beliebigen Druckern stets unverändert bleiben, ist das Adobe-Format allererste Wahl.



Die meisten Anwender kennen das flexible Format allerdings nur passiv, das heisst, sie verwenden den kostenlosen Acrobat Reader, um PDFs zu öffnen und zu lesen. Angesichts des hohen Preises, den Adobe für Acrobat, die Software zum Erstellen von portablen Dokumenten, verlangt, kommt es nur den wenigsten in den Sinn, eigene PDFs zu kreieren.




Allerdings hat sich die Situation in letzter Zeit geändert: Heutzutage gibt es einige sehr leistungsstarke und preisgünstige Tools, die es jedem Computernutzer ermöglichen, beispielsweise seine Office-Dokumente in PDFs umzuwandeln und so zu verteilen. Diese Konverter arbeiten meist als Druckertreiber und bieten zwar nur einen ausgewählten Teil der vielfältigen Funktionen und Optionen der Adobe-Software - wer aber auf Bearbeitungsfunktionen verzichten kann oder nur gelegentlich Dokumente austauscht, für den reichen die Alternativen gerade im Office-Umfeld durchaus.



Für diesen Vergleichstest haben wir aus dem breiten Angebot zwei der mächtigsten Acrobat-Konkurrenten ausgewählt, die darüber hinaus soeben in neuen Versionen erschienen sind: PDF Factory Pro und Jaws PDF Creator. Beide Programme verfügen über einen weitgehend vergleichbaren Funktionsumfang, wobei auf den ersten Blick der Unterschied hinsichtlich der Zielgruppe auffällt: Während Jaws PDF Creator als All-in-One-Tool für den Office- und Grafikbereich auftritt und auch Optionen für die Komprimierung von Bildern mitbringt, konzentriert sich PDF Factory Pro auf den Office-Anwender und bietet ihm Funktionen wie beispielsweise das Anhängen von zusätzlichen Seiten an ein PDF.



Beide Testkandidaten bieten allerdings deutlich weniger Features als Adobes Acrobat, den wir als Referenz (und ausser Konkurrenz) ebenfalls in die Tabelle aufgenommen haben. Im Unterschied zum Adobe-Original, das mit rund 500 Franken zu Buche schlägt, kosten die beiden Alternativen aber mit je rund 200 Franken auch weniger als die Hälfte.


Jaws PDF Creator 3.0

Jaws PDF Creator 3.0 bietet zwei verschiedene Betriebsarten: In der Standalone-Version vermag das Programm bestehende PostScript-Dateien in PDFs umzuwandeln, und als Druckertreiber steht es jeder installierten Anwendung zur Verfügung, um Dokumente als PDF zu speichern. Auch in diesem Fall wird allerdings zuerst eine PostScript-Datei erstellt, die nach der Konvertierung auf Wunsch automatisch wieder gelöscht wird.



Diese zweifache Umwandlung ist denn auch mit ein Grund, weshalb das Programm vergleichsweise langsam arbeitet. Für alle in unserem Test konvertierten Dokumente (darunter eine Word-Datei mit 624 Seiten und eine Powerpoint-Präsentation mit 33 Folien) benötigte Jaws PDF Creator deutlich länger als PDF Factory Pro.




Auch im gerade für den typischen Office-Anwender wichtigen Feld der Bedienung gibt sich Jaws wenig benutzerfreundlich: Unmittelbar vor dem Konvertierungsdurchgang können abgesehen von den Sicherheitseinstellungen kaum Optionen verändert werden. Diese müssen statt dessen vorgängig über einen speziellen Einstellungsdialog in Word oder sogar global über das Jaws-Konfigurationszentrum in der Systemsteuerung vorgenommen werden.



Was zunächst eher umständlich erscheint, bietet aber auch Vorteile. Zwar kann die Konfiguration nicht unmittelbar angepasst werden, dafür finden sich aber in den Einstellungsmasken deutlich mehr Optionen als bei der Konkurrenz. Und der Hauptvorteil: Dieses Konzept erlaubt die problemlose Definition von Profilen. Sind solche für die wichtigsten und häufigsten Aufgaben erst einmal erstellt, werden Änderungen nur noch ausnahmsweise erforderlich - das Profil lässt sich jederzeit schnell aufrufen und einsetzen, ohne dass dieselbe Konfiguration jedesmal neu erstellt werden muss.



Im Vergleich zu PDF Factory besitzt Jaws PDF Creator seine Stärken im grafischen Bereich. Jaws bietet hier nicht nur vielfältige Optionen für die Komprimierung von Bildern, sondern unterstützt beispielsweise auch Farbprofile und eine maximale Auflösung von bis zu 2540 dpi. So kann das Programm auch in der Druckvorstufe eingesetzt werden.



Im Office-Umfeld sind dagegen vor allem die beiden Makros interessant, die Jaws für Word und Powerpoint in den Versionen 97 und 2000 mit installiert. Diese beiden Makrosammlungen erledigen die eigentliche Umwandlung - dabei werden unter anderem auch die Dokumentstruktur berücksichtigt sowie Inhaltsverzeichnisse und Fussnoten mit Hyperlinks versehen. Jaws PDF Creator erledigt gerade letztere Aufgaben sehr akkurat; spezielle Anforderungen lassen sich über die Konfigurationsmasken in Word und Powerpoint problemlos erfüllen.



Eine Vorschau auf das zu erwartende Ergebnis der Konvertierung bietet Jaws PDF Creator nicht, dafür wird auf Wunsch unmittelbar nach der Umwandlung automatisch Acrobat Reader gestartet, was eine sofortige Erfolgskontrolle ermöglicht.



Bei der eigentlichen Umwandlung zeigt Jaws PDF Creator sehr gute Resultate. Das Layout bleibt sowohl bei Word- als auch bei Powerpoint- und anderen Office-Anwendungen einwandfrei erhalten, und auch der Umgang mit den Schriften lässt nichts zu wünschen übrig. Problematisch ist allerdings, dass das Tool mit den Standardeinstellungen unsere rund ein Megabyte grosse Powerpoint-Datei auf ein über acht Megabyte grosses PDF aufbläht.



Mit der Version 3 unterstützt nun auch Jaws PDF Creator die aktuelle PDF-Spezifikation 1.4, nutzt deren Features allerdings nur teilweise: Zum Zug kommen etwa die Format-Optionen für eingebettete Links sowie insbesondere die 128-Bit-Verschlüsselung.




PDF Factory Pro 1.54

Wer das Druck-Utility FinePrint kennt, kennt auch PDF Factory Pro. Der PDF-Konverter, der aus derselben Software-Schmiede stammt, übernimmt Look&Feel von FinePrint komplett, bis hin zur Vorschau und den Optionen.



Dies sind denn auch zwei Stärken von PDF Factory: Die einfache und sehr komfortable Bedienbarkeit und die Vorschau. Die Optionen werden im Druckdialog gesammelt angezeigt und lassen so schnelle Änderungen in der Konfiguration zu. Standardmässig werden die zuletzt benutzten Optionen vorgeschlagen. Die Definition von Profilen allerdings erlaubt PDF Factory derzeit noch nicht.




Die Vorschau zeigt einen akkuraten Ausblick auf die zu erwartenden PDF-Seiten, wobei eine Zoom-Funktion sogar die Kontrolle von Details zulässt. So lässt sich schnell erkennen, ob das Layout passt und die Schriften korrekt angezeigt werden. Wenn nicht, lassen sich in den Optionen schon vor dem Konvertierungsvorgang die nötigen Anpassungen vornehmen.



Ebenfalls in der Vorschau und über ihr Kontextmenü lassen sich einzelne Seiten aus dem zu erstellenden PDF löschen oder hinzufügen - auf diese Weise können schnell mehrere Dokumente in einem einzigen PDF zusammengefügt werden, was insbesondere für Office-Anwender äusserst praktisch ist, die beispielsweise Text aus Word und Zahlen samt Diagrammen aus Excel schnell und unproblematisch zusammenführen wollen.



Für grafische Aufgaben oder die Druckvorstufe ist PDF Factory im Gegensatz zu Jaws PDF Creator dagegen wenig geeignet: Das Tool verfügt über keinerlei Optionen für die Komprimierung von Grafiken, und bei der Druckauflösung ist bereits bei 1440 dpi Schluss.



Neben der komfortablen Bedienung besticht PDF Factory vor allem durch seine flotte Arbeitsweise. Unser Word-Testdokument mit 624 Seiten wurde in der Hälfte der Zeit konvertiert, die Jaws PDF Creator für denselben Task benötigte, und auch bei der Powerpoint-Datei wurde deutlich schneller gearbeitet. Allerdings wurde auch von PDF Factory die Präsentation auf über vier MB aufgebläht.



Während das Font-Handling, die Erhaltung des Layouts und der Umgang mit Grafiken und Farbverläufen auch bei PDF Factory Pro nichts zu wünschen übrig lässt, muss sich das Programm hinsichtlich der Links gegenüber der Konkurrenz geschlagen geben. Jaws PDF Creator erledigt diese Umwandlung deutlich besser, während PDF Factory nur gerade offensichtliche Hyperlinks als solche erkennt. Inhaltsverzeichnisse und Fussnoten wurden in unseren Testdokumenten ausser Acht gelassen und nicht verlinkt.



Auch PDF Factory Pro unterstützt die Spezifikation von PDF 1.4, allerdings haben sich die Entwickler auch hier auf die Implementation der 128-Bit-Verschlüsselung beschränkt.




Fazit: Ersatz bei Standardaufgaben

Insgesamt zeigt unser Test zweierlei: Einerseits sind die günstigen Konkurrenten zu Adobes Acrobat heute für bestimmte Aufgaben durchaus in der Lage, das Original zu ersetzen - insbesondere Jaws PDF Creator, der auch im grafischen Umfeld gute Resultate liefert. Sobald allerdings speziellere Fähigkeiten gefordert sind oder PDFs auch bearbeitet werden müssen, kommt Acrobat wieder ins Spiel. Es sei denn, man setzt auf die erweiterte Produkt-Suite von Global Graphics, die auch einen PDF-Editor anbietet.



Andererseits zeigt sich, dass die Ausrichtung der Produkte divergiert. Während PDF Factory durch die "Sammlung" von Dokumenten vor der Umwandlung brillieren kann, dafür aber Schwächen bei der Konvertierung von Links zeigt, bringt Jaws PDF Creator umfassendere Möglichkeiten für die Behandlung von Grafiken mit.




Ausserdem können beide Produkte als Demo getestet werden: Die Funktionalität wird dabei voll gewährleistet, als Einschränkung dient jeweils ein mehr oder weniger auffälliges Wasserzeichen, mit dem jede PDF-Seite versehen wird. PDF Factory wird darüber hinaus als (noch günstigere) Standardversion angeboten, bei der insbesondere die 128-Bit-Verschlüsselung sowie die Unterstützung für aktive URLs und PDF-Bookmarks fehlen.



Zudem in der Print-Ausgabe: Die Testkandidaten und ihr grosses Vorbild im Überblick



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