SuperCCD, aber nicht in allen Belangen top

Die FinePix S7000 von Fujifilm trumpft mit einem 6-Megapixel-SuperCCD auf, vermag aber nicht in jedem Bereich zu überzeugen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/08

     

Bereits seit Januar 2000 setzt Fujifilm in allen digitalen Kameras den selber entwickelten SuperCCD-Chip ein. Dieser Bildaufnahme-Chip besteht - anders als bei "normalen" CCDs - nicht aus quadratischen Sensoren, sondern aus Pixeln mit achteckiger Form. Damit lässt sich nicht nur eine höhere Grundauflösung auf gleicher Fläche realisieren, sondern laut Fujifilm auch eine realitätsgetreuere Farbwiedergabe. Und nicht zuletzt lässt sich das Ganze zumindest marketingtechnisch hervorragend interpolieren - es ist noch nicht so lange her, dass Fujifilm die Kameras mit fantasievollen Auflösungswerten beworben hat, wie sie nur durch Interpolation erreicht werden konnten.




Beim aktuellen Topmodell der Kompaktklasse, der Fujifilm FinePix S7000, hat sich dies geändert: Die Kamera wird als Gerät mit 6 Megapixeln verkauft, der physischen Anzahl Pixel auf dem SuperCCD der mittlerweile bereits vierten Generation. Die 12 Megapixel, die sich durch Interpolation erreichen lassen, sind auf der Packung nur unter "ausserdem" zu finden, und das ist auch gut so, hat die Kamera doch genügend andere Stärken. Grundsätzlich baut die FinePix S7000 auf ihrem erfolgreichen Vorgängermodell S602 auf: Das Gehäuse wurde ebenso von der 602 Pro übernommen wie das 6fach-Zoomobjektiv und zahlreiche weitere Features. Neu sind die Auflösung, die Integration des RAW-Formates anstelle von TIFF, die schnelle USB-2.0-Schnittstelle sowie einige weitere Details.


Die Hardware

Das Gehäuse der FinePix S7000 ist komplett aus Plastik gefertigt, wirkt aber dennoch robust und liegt nicht zuletzt dank des ausgeprägten Batteriegriffs gut in der Hand. Die Bedienung erfolgt über nicht weniger als 22 Drucktasten, Schalter und Drehknöpfe, diese sind aber recht logisch angeordnet und ermöglichen nach einer kurzen Einarbeitungszeit eine schnelle, intuitive Bedienung. Und noch wichtiger: Dank der Vielzahl an Tasten lassen sich die meisten wichtigen Funktionen direkt erreichen, der Rückgriff aufs Menü ist nur selten notwendig.



Als klassische digitale Kompaktkamera verfügt die S7000 natürlich über einen Monitor auf der Rückseite der Kamera, der gleichzeitig auch als Sucher dienen kann. Einen echten optischen Sucher dagegen sucht man vergebens; statt dessen bietet die Kamera einen elektro-optischen Sucher über einen Minibildschirm im Gehäuse - ein Feature, das sonst konstruktionsbedingt vor allem bei Megazoom-Geräten zu finden ist -, der mit einer hervorragenden Auflösung und fast 100prozentiger Bildabdeckung auftrumpft. Die Umschaltung zwischen den beiden Monitoren erfolgt über eine spezielle Taste; andere Hersteller arbeiten hierfür mit einer sensorgesteuerten Automatik, was wesentlich bequemer ist.




Das integrierte Zoomobjektiv mit 6fachem optischem Zoombereich bietet Brennweiten zwischen 35 und 210 Millimetern mit einer maximalen Anfangsöffnung von f2.8 bis 3.1. Zusammen mit dem 3,2fach-Digitalzoom wird denn auch der auf der Kamera beworbene 19fach-Zoombereich erreicht. Wie nicht anders zu erwarten, sinkt beim Einsatz des Digitalzooms aber die Bildqualität rapide ab. Überhaupt vermochte das von der FinePix 602 übernommene Objektiv nicht zu 100 Prozent zu überzeugen: Sowohl im Weitwinkel- als auch im Telebereich zeigte unser Testmodell teils starke tonnen- respektive kissenförmige Verzeichnungen.



Dafür schlägt sich die Makrofunktion ausserordentlich gut: Wie wenn die normale Makrofunktion mit einem Aufnahmeabstand von 10 bis 80 Zentimetern und einem Aufnahmefeld von 59x44 Millimetern nicht genügen würde, haben die Fujifilm-Ingenieure mit dem "Supermacro"-Modus noch einen draufgesetzt. Damit kann die Kamera schon mit einem minimalen Abstand von nur einem Zentimeter fokussieren und nimmt lediglich noch eine Fläche von 33x25 Millimetern auf.



Die Stromversorgung der FinePix S7000 erfolgt über vier AA-Batterien, deren Kapazität von der Kamera dank eines recht aggressiven Stromsparmodus optimal genutzt wird. Die Bilder werden wahlweise auf xD- (16 MB mitgeliefert) oder CFII-Karte gespeichert und schliesslich per USB-2.0-Port an den Computer übertragen. Die schnelle Schnittstelle erweist sich angesichts der vom 6-Megapixel-CCD gesammelten grossen Datenmengen als wahrer Segen.


Die Kamerafunktionen

Als Werkzeug für den ambitionierten Amateur und den Semiprofi verfügt die FinePix S7000 natürlich über alle üblichen Automatik-, Halbautomatik- und manuellen Funktionen, die Automatiken auch mit Programmshift und Möglichkeiten zum Belichtungsausgleich. Daneben kann das Fujifilm-Flaggschiff aber mit einigen Spezialitäten aufwarten, die die Konkurrenz nicht kennt.



Eines dieser Features ist der sogenannte One-Touch-AF, der bei der manuellen Scharfstellung zum Zuge kommt: Über einen Button wird dabei der Autofokus aktiviert, der schnell und akkurat eine Schärfevoreinstellung trifft, die vom Fotografen darauf manuell verfeinert werden kann. Damit gelingt es auch im manuellen Modus sehr schnell, das bildwichtige Detail scharfzustellen. Unterstützt wird der Fotograf beim manuellen Fokussieren auch durch die Fokuskontrolle - dieses Feature arbeitet wie eine Lupe, die den Mittelbereich des Bilds vergrössert und so im Monitor eine bessere Beurteilung darüber erlaubt, ob die Schärfeebene akkurat eingestellt ist.




Ein anderes einzigartiges Feature ist die sogenannte Final-5-Serienaufnahme. In diesem Modus wird der Verschluss bis zu 40 mal mit einer Rate von maximal 3,3 Bildern pro Sekunde ausgelöst, gespeichert werden allerdings nur die letzten fünf Bilder vor der Freigabe des Auslösers. Dies vereinfacht die Aufnahme von Serien schneller Bewegungen insofern, als die Serie zu einem beliebigen Zeitpunkt gestartet werden kann und nur darauf geachtet werden muss, rechtzeitig mit der Aufnahme aufzuhören. Allerdings kann der Fokuspunkt während der Aufnahmeserie nicht verändert werden, es muss also bereits vor dem Beginn der Aufnahmen darauf geachtet werden, dass die Kamera auf den mutmasslichen Höhepunkt der Bewegung scharfgestellt ist. Bei Digicams eher selten, aber bei Fotografen, die ihre Bilder nicht im PC weiterbearbeiten, wohl gern gesehen, ist die Funktion für Mehrfachaufnahmen. Die FinePix überlagert dabei mehrere Aufnahmen bereits in der Kamera.



Überraschend gut schlägt sich die FinePix 7000 auch im Filmmodus. Durch die sogenannte Pixel-Mixing Technology erreicht Fujifilm Videoaufnahmen mit einer Auflösung von 640x480 Pixeln und einer Framerate von 30 pro Sekunde mitsamt Ton - Werte, die kaum eine andere Digicam bieten kann. Die Länge des Films wird dabei nur durch die Grösse des freien Speichers auf der Speicherkarte begrenzt.


Die Software

Gut meint es Fujifilm bei der mitgelieferten Software - hier übersteigt die Masse die Klasse. Neben zwei Treibern werden nicht weniger als fünf Applikationen installiert, wer ihn nicht bereits auf dem PC hat, kommt auch noch in den Genuss von Acrobat Reader.
Zur Fujifilm-Software gehört der Exif-Launcher, der als einzige Aufgabe den FinePix Viewer startet. Dieser dient der Übertragung, der Anzeige, dem Druck und der rudimentärsten Bearbeitung der aufgenommenen Bilder. Als weitere Anwendungen kommen PictureHello, der die FinePix 7000 zu Webkamera und Videokonferenztool umfunktioniert, der ImageMixer VCD2, mit dessen Hilfe Fotos auf CD gebrannt werden können, sowie der RAW File Converter LE dazu.
Letzterer ist allerdings enttäuschend, bietet das Programm doch keinerlei Bearbeitungsmöglichkeiten oder andere Optionen für RAW-Dateien; es dient lediglich der Umwandlung derselben in TIFF-Dateien und arbeitet dabei vergleichsweise extrem langsam. Ohne Optionen wie etwa die nachträgliche Anpassung von Weissabgleich und anderen Kameraeinstellungen werden die Vorteile und Möglichkeiten des RAW-Dateiformats allerdings verschenkt, dessen Einsatz lohnt sich so kaum. Wer eine besser ausgestattete Software zur RAW-Umwandlung will, muss sich diese optional zukaufen.




Bei der Bildqualität gibt sich die FinePix S7000 insgesamt keine Blösse: Die Auflösung ist erwartungsgemäss hervorragend, und auch hinsichtlich Weissabgleich, Schärfe und Farbwiedergabe gibt es unter normalen Umständen kaum etwas zu bemängeln. Was hingegen nicht überzeugt, ist das Rauschverhalten, insbesondere bei schlechteren Lichtverhältnissen. Bei höheren ISO-Werten (mit Vollauflösung werden bloss ISO 200 und 400 unterstützt) kommt eine starke Rauschunterdrückung zum Zug, die zwar das Rauschen weitgehend eliminiert, die Bildschärfe aber stark in Mitleidenschaft zieht.
Insgesamt vermag die Fujifilm FinePix S7000 zwar nicht überall komplett zu überzeugen, letztlich bietet sie aber mit ihren teils einmaligen Features einen guten Wert, insbesondere, da sie bereits zu Strassenpreisen ab 770 Franken zu finden ist.




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