WebDraw 1.0: Spezialeditor für SVG-Grafiken

WebDraw 1.0 von Jasc ermöglicht die Kreation skalierbarer Vektorgrafiken fürs Internet.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/17

     

Seit September letzten Jahres trägt das Format für skalierbare Vektorgrafiken (SVG) den Status einer W3C-Empfehlung. Mit SVG sollen die Verwendungsmöglichkeiten von Vektorgrafiken im Web enorm erweitert werden; so können die auf XML basierenden Bilder beispielsweise von Suchmaschinen indiziert und ihre Inhalte weiterverwendet werden.



Bisher hat sich das Format allerdings noch nicht durchsetzen können. Nicht weiter erstaunlich, denn seit der Verabschiedung der Empfehlung unterstützt nicht einmal eine Handvoll Programme die Kreation von Dateien im neuen Format - Adobes Illustrator 9 und 10 sowie Corel Draw 10, die die entsprechenden Output-Filter integriert haben. Für die Anzeige von SVG-Grafiken ist ausserdem auch in den neuesten Browser-Versionen ein Plug-in nötig.




Zumindest auf der Herstellerseite hat sich das Bild nun geändert: Mit WebDraw 1.0 hat die von Paintshop bekannte Softwareschmiede Jasc ein Tool veröffentlicht, das ausschliesslich für die Kreation von skalierbaren Vektorgrafiken ausgelegt ist und deren Verbreitung vorantreiben soll.


Aufgeräumte Oberfläche

Die Standard-Arbeitsoberfläche von Jasc WebDraw besteht aus verschiedenen Bereichen. Den Hauptbereich füllt dabei die Zeichenfläche, daneben finden sich das Eigenschaften-Fenster sowie eine spezielle Palette für das Document Object Model (DOM). Weitere Fenster wie etwa die Zeitleiste für Animationen lassen sich nach Belieben ein- und ausblenden.



Das Hauptfenster mit dem Zeichenbereich bietet dabei - ähnlich wie bei vielen WYSIWYG-HTML-Editoren - über Tabs erreichbare Arbeitsflächen: das eigentliche Zeichenfenster, der Source-Code-Editor sowie die Vorschau, die aus dem SVG-Plug-in von Adobe besteht. Dazu kommen die von Paintshop bekannten Werkzeug-Paletten mitsamt der Properties-Bar für Werkzeug-Eigenschaften.




Praktisch ist dabei insbesondere die DOM-Palette, die den Aufbau des Dokuments mitsamt allen verwendeten Formen, Stilen und ihren Objekteigenschaften grafisch zeigt. Änderungen an den Objekten lassen sich so an zentraler Stelle durchführen: Will man beispielsweise eine Form anpassen, übernehmen alle anderen Objekte mit diesem Umriss die Änderung automatisch.



Die aufgeräumte Arbeitsoberfläche hat sich im Einsatz als sehr angenehm erwiesen. Die verschiedenen Fenster erlauben ein schnelles Wechseln zwischen Zeichenfläche und Source-Code, wobei Änderungen in beiden Bereichen möglich sind und auch sofort gegenseitig übernommen werden.



Die Handarbeit im Source-Code geht recht einfach vonstatten: Änderungen, die in ungültigem Code resultieren würden, werden vom Programm erkannt und in einem Warnfenster gemeldet. Allerdings ist WebDraw in der Zeilenangabe der Fundstelle des Fehlers nicht immer akkurat.Die Validierung beschränkt sich ausserdem auf reinen SVG-Code - Quelltext in anderen Sprachen wie beispielsweise HTML wird ignoriert.




Runde Ausstattung

In Sachen Zeichenwerkzeuge bietet WebDraw keine Überraschungen: Integriert wurde der in Vektorgrafikprogrammen übliche Satz Tools. Dazu gehören verschiedene Grundformen wie Kreis, Rechteck und Stern, ein Werkzeug mit vorgefertigten freien Formen, dazu unterschiedliche Linien und Freihandwerkzeuge. Ein Tool zum Erstellen von Pfaden fehlt ebensowenig wie eines zur Bearbeitung derselben. Werkzeuge zum Verschmelzen oder Zerteilen von Objekten (Boolsche Operationen) fehlen dagegen.



Ebenfalls vermisst haben wir Optionen zum exakten Positionieren oder Skalieren von Objekten. Diese Aufgaben lassen sich in der aktuellen Version nur im Source-Code erledigen.




Eine Stärke des SVG-Zeichenprogrammes sind die verschiedenen Optionen zur Steuerung von Transparenzen und Füllmustern. So lassen sich beispielsweise Umriss und Inhalt eines Objekts unabhängig voneinander mit verschiedenen Mustern füllen, und auch die Transparenz kann separat eingestellt werden.



Darüber hinaus sind in WebDraw nicht weniger als fünfzehn Filter integriert, mit denen die Vektorobjekte aufgepeppt werden können. Darunter finden sich beispielsweise Unschärfefilter, verschiedene Schatteneffekte sowie Verfremdungseffekte wie Pointilist oder Turbulence.



Eine Besonderheit, die andere Toolsmit SVG-Unterstützung bisher nicht bieten, ist das Erstellen von Animationen. WebDraw bietet dafür eine Zeitleiste mit einem Aufnahme-Button. Ist die Aufnahme gestartet, muss in der Zeitleiste zunächst ein Keyframe definiert werden, worauf sich das gewünschte Objekt beispielsweise verschieben, verkleinern oder in seiner Farbe ändern lässt; die für die Animation nötigen Berechnungen erledigt das Programm selbständig.



Die Erstellung von bewegten Bildern ist auf diese Weise ein absolutes Kinderspiel. Allerdings gehen die Möglichkeiten für Animationen kaum über rudimentäre Ansprüche hinaus - WebDraw ist mit Sicherheit keine Konkurrenz für Flash und ähnliche Tools (und will es auch nicht sein).



Deutlich zeigt sich die Fokussierung auf SVG-Grafiken bei den von WebDraw unterstützten Dateiformaten: Hier beschränkt sich Hersteller Jasc sowohl fürs Dateiöffnen als auch für die Speicherung auf das SVG-Format sowie dessen komprimierte Variante SVGZ. Der Import anderer Vektorformate ist nicht vorgesehen. Immerhin ist es möglich, von Fremdprodukten erzeugte SVG-Grafiken zu öffnen, auch wenn dies mitunter von Fehlermeldungen begleitet wird. Eine erweiterte Formatunterstützung bietet WebDraw beim Import von Pixelgrafiken - hier werden auch JPG und PNG akzeptiert. Und schliesslich lassen sich die WebDraw-Grafiken auch als JPG oder BMP exportieren.
Insgesamt bietet WebDraw einige vielversprechende Ansätze, ist aber im Vergleich zu "normalen" Vektorgrafikprogrammen nicht gerade luxuriös ausgestattet. Die Bedienung des Programms ist simpel, und die grafische Arbeitsweise erleichtert die Erzeugung von SVGs massgeblich. Nur der Preis des Tools scheint etwas hoch.



Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Aus welcher Stadt stammten die Bremer Stadtmusikanten?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER