Papyrus 9: Günstige Office-Alternative

Verbreitete Office-Suiten bieten viele selten genutzte Funktionen, die günstige Alternative Papyrus 9 konzentriert sich aufs Wesentliche.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/15

     

Bekannte und verbreitete Office-Pakete wie Microsoft Office, Suns StarOffice oder Corels WordPerfect Office verfügen über massenweise Funktionen, die kaum ein Anwender jemals braucht. Ausserdem benötigen die Software-Riesen eine Menge Platz auf der Festplatte und laufen eher langsam.



Dass es auch anders geht beweist die Berliner Firma R.O.M. Logicware mit ihrem Papyrus Office 9. Die günstige Alternative zu den Mammut-Paketen besitzt ihre Stärken vor allem in der Textverarbeitung, bringt aber auch die wesentlichen Funktionen für die Tabellenkalkulation und verfügt über eine clevere integrierte Datenbank.


Klein und schnell

Wie sehr sich Papyrus Office 9 von seinen grossen Konkurrenten unterscheidet, zeigt sich schon in seiner Grösse. In der Vollinstallation inklusive Hilfe, Vorlagen, Beispieldateien und Wörterbüchern für die Rechtschreibkorrektur belegt das Programm gerade mal 8 MB auf der Festplatte - Office XP dagegen benötigt für eine komplette Installation über 400 MB. Das Programm selber ist bloss 1,6 MB gross, und im Arbeitsspeicher belegt es voll geladen weniger als 2 MByte.



Entsprechend zügig ist das Mini-Office denn auch startklar und funktionsbereit. Selbst der Windows-eigene Texteditor startet kaum schneller.




Ebenfalls positiv an der Papyrus-Installation fällt auf, dass das Setup-Programm nur gerade Dateiverknüpfungen in die Registry schreibt. Ansonsten werden nur die Dateien entpackt und in ein eigenes Verzeichnis geschrieben - eine allfällige spätere Deinstallation ist so problemlos und ohne unerwünschte Überbleibsel möglich.



Papyrus verfolgt ein monolithisches Konzept, was bedeutet, dass alle Aufgaben vom selben Programm und unter derselben Oberfläche ausgeführt werden. Dabei bietet Papyrus eine Textverarbeitung mit allen wichtigen Funktionen, die insbesondere auch im DTP-Bereich ihre Stärken hat, rund 20 Tabellenkalkulationsfunktionen und ein Datenbank-Modul. Nicht vorhanden sind dagegen beliebte Beigaben wie eine Präsentationssoftware oder ein PIM.




Leistungsfähige Textverarbeitung

Die Hauptkomponente von Papyrus 9 ist die Textverarbeitung, die im Vergleich zu Microsofts Word auf die wesentlichen Funktionen reduziert ist, aber dennoch alle wichtigen Features auch für anspruchsvolle Projekte bietet. So kann der Texteditor beispielsweise problemlos mit automatischen Kapitelnumerierungen, dynamischen Kopf- und Fusszeilen, Fussnoten und Inhaltsverzeichnissen umgehen. Auch Querverweise und Hyperlinks innerhalb des Dokuments, aber auch auf andere Dateien sind möglich.



Wenn nötig, lässt sich Papyrus 9 auch als Ersatz für eine DTP-Software einsetzen. Dafür bietet der Editor unter anderem frei positionier- und rotierbare Text- und Grafikobjekte. Ausserdem lassen sich Bilder beim Einfügen auf eine bestimmte Grösse skalieren, die darauf als Voreinstellung für alle weiteren Grafiken übernommen werden kann. Und ein Bildkatalog fasst alle in einem Dokument enthaltenen Bilder zusammen, was das Handling deutlich erleichtert.




Etwas ungewohnt ist die Bedienung des Programms. Papyrus 9 weicht nämlich in verschiedenen Punkten von der in Microsoft Office üblichen Menüstruktur ab, was aber letztlich der Logik dient. Dokumenteigenschaften wie beispielsweise das Seitenlayout werden nicht im Dialogfeld "Seite einrichten" unter "Datei" geändert, sondern im Fenster "Seitenlayout", das naheliegenderweise unter dem "Dokument"-Menü zu finden ist. Weitere eigene Menüs existieren für die Befehle, mit denen Zeichen oder Absätze formatiert oder Grafiken bearbeitet werden.



Diese Menüstruktur ermöglicht nach kurzer Einarbeitungszeit eine wesentlich schnellere Bearbeitung von Dokumenten. Allerdings ist niemand gezwungen, sich umzugewöhnen: Auf Wunsch lassen sich die Menüs per Mausklick in die Microsoft-Version verwandeln.




Ideenquelle für Office-Riesen

Wie gut und mit welchen kreativen Lösungen Papyrus einige Aufgaben erledigt, zeigt sich nicht zuletzt auch daran, dass die Office-Alternative von verschiedenen Herstellern als Inspiration genutzt wird. Eines der angenehmsten neuen Features von Office XP beispielsweise, die Markierung von nicht zusammenhängenden Textabschnitten, beherrscht Papyrus bereits seit der ersten Version.



Auch was das Umformatieren von bestimmten Dokumentteilen anbelangt, war Papyrus der grossen Konkurrenz um mehr als eine Nasenlänge voraus: Über den Schriftendialog lassen sich Textpassagen nach Font oder Schriftgrösse per Mausklick im ganzen Dokument auswählen und in einem Rutsch umformatieren. Vergleichbares bietet Word ebenfalls erst seit der XP-Version.




Eine clevere Lösung findet sich mit der integrierten relationalen Datenbank, die im Netzwerk sogar mit weiteren Benutzern geteilt werden kann. Die Papyrus Base bietet alle rudimentären Datenbankfunktionen und enthält mit dem sogenannten HyperOffice ein Feature, das es in sich hat. Mit dieser Funktion lassen sich Textabschnitte mit beliebigen Datenbankeinträgen verknüpfen, was sich beispielsweise für die Erzeugung von Verzeichnissen aller Art bestens eignet - ein simpler Datenbankreport nach Abschluss der Arbeit genügt, um das Verzeichnis zu generieren.




Faires Update-Modell

Eine Besonderheit, die direkt durch die aussergewöhnliche Schlankheit von Papyrus 9 ermöglicht wird, ist das Update-Modell von R.O.M. Logicware. Sobald eine neue Unterversion mit Feature-Verbesserungen und Funktionserweiterungen fertiggestellt ist, verschickt der Hersteller die neue Version per E-Mail an alle registrierten Käufer der Software. Der Kunde verfügt damit stets über die aktuellste Programmversion.




Insgesamt ist Papyrus 9 eine ausgereifte Lösung, die ihre Stärken bei der Performance und Stabilität vor allem im Bereich der Textverarbeitung und des DTP ausspielen kann. Mit umfangreichen und grafisch komplexen Dokumenten kann Papyrus 9 dabei deutlich besser umgehen als seine bekannteren Konkurrenten. Wer keine komplexen Tabellenkalkulationen durchführt und auf Präsentationssoftware verzichten kann, ist mit Papyrus 9 bestens bedient.



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