Gemeinsam im Netz mindmappen
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/14
Das Web 2.0 und seine Möglichkeiten ziehen ihre Kreise: Die soziale Vernetzung im Internet gehört mittlerweile weitgehend zum guten Ton. Noch am Anfang stehen dagegen die vielfältigen Möglichkeiten der gemeinsamen Arbeit an Dokumenten und der verteilten, webgestützten Projektarbeit. Was mit inzwischen durchaus auch einem breiteren Publikum bekannten Anwendungen wie beispielsweise Google Text & Tabellen begonnen hat, nämlich die echte, gleichzeitige Kollaboration an gesharten Informationen, wird nun auch in «exotischeren» Anwendungen umgesetzt, die bisher nur auf dem Desktop verfügbar waren und Features zur Zusammenarbeit weitgehend vermissen liessen.
Prädestiniert für die Kollaboration im Web sind dabei Anwendungen, die auch im «richtigen Leben» für die Teamarbeit geradezu gemacht sind. Mindmapping beispielsweise kann durchaus von einzelnen sinnvoll genutzt werden, entfaltet aber bei der Nutzung im Team komplett neue Stärken.
Alle drei Testkandidaten glänzen mit einer einfachen, intuitiv bedienbaren Oberfläche. Comapping setzt, allerdings nicht mit voller Konsequenz, das «Ribbon-Interface» von Microsofts neuster Office-Version um, was dem Office-Kenner den Einstieg in die Funktionen sehr einfach macht. Nebenbei bemerkt setzt auch der Mindmapping-Software-Marktführer MindJet mit seinem MindManager auf dieses Bedienkonzept, was für MindManager-Anwender den Umstieg auf Comapping oder dessen Nutzung als Ergänzung, solange MindJet kein eigenständiges Online-Collaboration-Tool bietet, problemlos ermöglicht.
Obwohl nicht ganz so einfach erfassbar, erschliesst sich auch die Bedienoberfläche von MindMeister dem Anwender sofort. Hier sind die meisten Funktionen und Bedienelemente am rechten Rand in ein- und ausklappbaren Bereichen gruppiert und deshalb nicht stets sichtbar; allerdings ist der Funktionsumfang doch so überschaubar, dass das Gewünschte schnell und problemlos gefunden werden kann. Weitere Bedienelemente sind in MindMeister rund um den eigentlichen Mapping-Bereich angeordnet.
Deutliche Unterschiede zwischen den Tools finden sich bei der Unterstützung für typische Visualisierungsfeatures in den Maps sowie die Erweiterungsmöglichkeiten innerhalb der Maps. Während alle drei Tools eine gewisse Anzahl von Icons mitbringen, ist bei keinem die Erweiterung dieses Pools vorgesehen. Eigene Bilder lassen sich nur bei Mindomo hochladen und integrieren, dafür unterstützen die beiden anderen Tools die Integration von Datei-Attachments in die Map. Bei allen dreien lassen sich Zweige und Äste mit Links zu Webseiten erweitern.
Der Clou an einer Online-Anwendung ist aber – wie bereits angetönt – nicht die optische
oder funktionale Nähe zu seinem Desktop-Verwandten; wichtiger sind die Möglichkeiten zur Kollaboration im Team. Eingeladen werden weitere Map-Bearbeiter bei allen Testkandidaten per Mail: In einem Dialogfeld lassen sich deren Adressen eintragen, worauf das Programm selber die Einladungen verschickt. Bei Comapping lässt sich als Spezialität sogar eine Vorschau auf die Map in die Einladung integrieren. Alle Programme bieten auch die Möglichkeit, zwischen Bearbeitern und Betrachtern zu unterscheiden: Nur erstere erhalten die Rechte, Maps zu verändern. Bei der Verteilung von Rechten bietet Mindomo die detailliertesten Möglichkeiten.
Stärken bei der kollaborativen Bearbeitung hat aber insbesondere MindMeister. Das Tool bietet nicht nur die Möglichkeit, zu mehreren gleichzeitig kollisionsfrei an einer Map zu arbeiten, sondern weist auch jedem Bearbeiter unterschiedliche Farben zu, so dass sich problemlos nachvollziehen lässt, wer was verändert hat. Ausserdem wird auf der Oberfläche angezeigt, wer gerade an einer Map arbeitet. Und weil man Änderungen mitunter nicht nur beobachten, sondern auch gleich kommentieren möchte, verfügen Comapping über ein integriertes Chat-Tool und MindMeister immerhin über eine integrierte Skype-Anbindung.
Webbasierte Mindmapper sind eigentlich per Definition dafür geschaffen, permanent online, verfügbar und zur Kollaboration bereit zu sein. Ein Offline-Modus mutet hier deshalb leicht anachronistisch an. Dennoch kann ein solcher durchaus sinnvoll sein: Wie die Erfahrung zeigt, liegt ein Ausfall der Internetanbindung jederzeit im Bereich des Möglichen. Nützlich ist der Offline-Modus aber vor allem dann, wenn man an den Maps auch mobil und ohne stän-
dige Internetverbindung arbeiten will oder muss.
MindMeister nutzt für seine Offline-Unterstützung das Gears-Framework von Google. Dieses wird automatisch installiert, sobald man den Offline-Modus aktiviert: Einmal eingeschaltet, wird bei fehlender Internetverbindung jede Änderung auf die Festplatte gespeichert. Hat man wieder eine Verbindung zum Netz, muss man bei MindMeister den Modus manuell auf Online anpassen, damit die vorgenommenen Arbeiten mit dem Server synchronisiert werden.
Einen eigentlichen Offline-Modus besitzen dagegen weder Comapping noch Mindomo. Allerdings ist es bei beiden Tools möglich, weiterzuarbeiten, solange keine Internetverbindung steht – vorausgesetzt, man schliesst den Browser nicht. Sobald man wieder verbunden ist, werden die Änderungen bei Comapping automatisch synchronisiert; bei Mindomo muss man manuell speichern.
Logischerweise können im Offline-Modus nur Änderungen vorgenommen werden, die keinen Zugriff auf den Server benötigen. Dazu gehört etwa das normale Bearbeiten der Map, während Undo/Redo-, Export- und Druck-Features teilweise nicht funktionieren.
Ein spezielles Problem bei der Offline-Arbeit ist der Umgang mit Konflikten, wenn etwa mehrere Personen gleichzeitig an einer Map Änderungen vorgenommen haben, die sich widersprechen. MindMeister bietet hier die Möglichkeit zur Wahl, ob die offline geänderte Map als neue Map gespeichert oder die Änderungen komplett ignoriert werden sollen. Bei Comapping und Mindomo wird beim Speichern jede frühere Änderung überschrieben.
Comapping vs. MindMeister vs. Mindomo: Features im Überblick