Schwieriges Zusammenspiel


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/11

     

Der IT-Outsourcing-Boom scheint ungebremst weiterzugehen, wenn man den jüngsten Erhebungen glauben kann. Die Berater von Technology Partners International (TPI) haben für das erste Quartal 2005 ein weltweites Neuvertragsvolumen von 8,8 Milliarden Euro errechnet. Dies entspricht einer Steigerung um 68 Prozent im Vergleich mit 2004. Profitiert haben vom jüngsten Anstieg vor allem europäische und mittelgrosse Anbieter. Es scheinen heute also vor allem mittelgrosse europäische Firmen Teile ihrer IT an spezialisierte Dienstleister abzutreten.


BPO-Ernüchterung

Demgegenüber musste das Business Process Outsourcing (BPO), bei dem ganze Geschäftsprozesse einem Dienstleister übergeben werden, einen überraschenden Rückschlag hinnehmen. Das Volumen der Neuverträge brach um 55 Prozent auf nur mehr knapp 2,4 Milliarden Euro ein. Schliesst man den nach wie vor boomenden Bereich Human Resource Management aus, ist der Einbruch gar noch eklatanter. Statt für 4,8 Milliarden Euro wurden nur noch Abschlüsse für etwas über 1 Milliarde getätigt. TPI erklärt sich diesen Rückgang mit den relativ vielen negativen ersten Erfahrungen, die mit dem Auslagern von ganzen Prozessen gemacht wurden. Der Grund für das Scheitern von BPO-Projekten liegt wie beim Outsourcing im allgemeinen häufig in einer ungenügenden Vorbereitung durch den Kunden: Wer seine Prozesse selber nicht im Griff hat, macht durch ein Auslagern das Durcheinander nur noch grösser.


Qualität und Zertifikat

Dabei liesse sich durch Outsourcing nicht nur Geld sparen, sondern in verschiedenen Bereichen auch eine Qualitätssteigerung erzielen. Die Hochschule St. Gallen entwickelt derzeit eine Metrik, um auch qualitative Aspekte des Outsourcings mess- und damit optimierbar zu machen
(s 34). Um die IT besser an die Unternehmensbedürfnisse anpassen zu können, gilt heute ITIL (IT Infrastructure Library) als Quasi-Standard. Neuerdings kann sich eine Informatikabteilung ihre Serviceorientierung zertifizieren lassen (s 39).


Pricing-Modelle gesucht

Aber nicht nur BPO, sondern auch das sogenannte ASP-Modell (Application Service Provider), bei dem Software über das Internet gemietet wird, kommt nicht richtig vom Fleck. Dabei würde es sich gerade für kleine und mittlere Unternehmen anbieten, ihr ERP-System je nach Bedarf zu mieten (s 35). Zum Teil sind die Anbieter an dieser Miesere selber schuld. Noch immer gibt es kaum transparente und vergleichbare Pricing-Modelle (s 37).
Damit eine Outsourcing-Beziehung mittel- und langfristig preisgünstig bleiben kann, muss der Sourcer über eine möglichst automatisierte Infrastruktur verfügen. Es lohnt sich darum für den Kunden, sich zu informieren, mit welchen Tools der Outsourcer seine Leistungen erbringen will (s 41).




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