Instant 3D mit Director Shockwave Studio 8.5

Die aktuellste Director-Version bringt ausser einfacher Integration von 3D-Inhalten und besserer Multiuser-Unterstützung wenig Neues.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/21

     

Im Web wird 3D wieder in. Nach gescheiterten Anfängen mit dem offenen VRML-Standard - weder die damals gebräuchlichen Bandbreiten noch die Darstellungsqualität genügten auch nur den elementarsten Benutzeranforderungen - kommen zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts mehrere Hersteller von Content-Creation-Tools mit proprietären Ansätzen zur Anreicherung des Web mit dreidimensionalen, interaktiven Inhalten.




Auch Macromedia verpasst nun ihrem bevorzugten Tool für interaktive Multimediaproduktionen den 3D-Kick: Die neue Version 8.5 von Director Shockwave Studio kommt mit integrierter 3D-Rendering-Technologie. Sie ermöglicht die Darstellung von 3D-Szenen und -Objekten innerhalb eines Shockwave-Movie samt Lichtern und Kameras sowie deren Anreicherung mit interaktiven Features.


Kein Modeling

Im Paket nicht enthalten ist die Modeling-Software, die zum Erstellen der 3D-Modelle benötigt wird. Macromedia setzt hier auf die Zusammenarbeit mit etablierten 3D-Firmen, die ihre Produkte Shockwave-fähig machen sollen. Die Voraussetzung: Export von Szenen oder Objekten in den Formaten W3D oder OBJ. Viele massgebliche 3D-Hersteller haben bereits Unterstützung für Shockwave 3D zugesagt, darunter sowohl die Produzenten von High-End-Tools wie Alias|Wavefront und Softimage als auch Anbieter günstigerer Produkte wie Caligari und Maxon.





3D interaktiv ohne Programmierung

Es ist ausserordentlich einfach, ein bestehendes 3D-Modell in Director zu importieren und elementare Interaktivität hinzuzufügen. Die gesamte Szene wird einfach als Castmember ins Director-Movie importiert und auf der Bühne plaziert; die in der Szene enthaltenen Objekte lassen sich einzeln mit "Actions" und "Triggers" ergänzen, die man per Drag&Drop aus der Script-Library entnimmt - am Arbeitsverfahren, das jedem Director-User geläufig sein dürfte, ändert die dritte Dimension nichts.



Ein Beispiel: Damit ein Objekt mit der Maus gedreht werden kann, muss zunächst die Action "Drag Model to Rotate" und danach der Trigger "Mouse Left" auf das Modell gezogen werden. Das zu drehende Objekt wird entweder zu Beginn über ein Popup-Menü in einer Dialogbox oder später im Property Inspector ausgewählt; die Zuordnung der Trigger-Events zu bestimmten Objekten erfolgt über sogenannte "Groups" - es können ja innerhalb eines Movie mehrere "Drag to Rotate"-Actions vorkommen.




Das Programm generiert aus diesen bequem zu erfassenden Grundangaben vollautomatisch das passende Lingo-Script. Wer will, kann aber auch alles selbst programmieren: Director 8.5 enthält über 300 neue 3D-orientierte Lingo-Befehle. Wer keine exotische Funktionalität benötigt, ist jedoch mit den eingebauten Funktionen bestens bedient. Director stellt alle elementaren 3D-Manipulationen bis hin zum Erzeugen neuer Kugeln, Quader und Partikelsysteme als vorbereitete Actions zur Verfügung.


Raffinierte Rendering-Engine

Das Kernstück von Shockwave 3D stammt aus den Architecture Labs von Intel. Die im neuen Shockwave-Player integrierte Rendering-Engine skaliert die Darstellung auf die jeweiligen Gegebenheiten; 3D-Content läuft sowohl auf den neuesten Pentium-4-Systemen als auch auf etwas bejahrteren PCs. Mit Techniken wie Multi-Resolution-Mesh (ein hochauflösendes Modell wird zur Laufzeit der Systemleistung entsprechend mehr oder weniger genau dargestellt), Subdivision Surfaces (aus einem einfachen Modell, das in kleinen Dateien übermittelt werden kann, wird zur Laufzeit ein detaillierteres generiert) und Bones Animation (statt immer wieder die gesamten Modelldaten, werden in einer Animation nur wenige Datenpunkte und die zugehörigen Bewegungen übermittelt) wird die 3D-Darstellung hinsichtlich zu übermittelnder Datenmenge und Leistung des Zielsystems optimiert. Dabei werden auch hardwarebeschleunigte Grafikkarten berücksichtigt, die OpenGL oder DirectX unterstützen.



Für realistische Games und Produktsimulationen bietet Shockwave integrierte Partikelsysteme, mit denen sich Rauch, Staub, Dampf, Feuer und ähnliche Umweltbedingungen darstellen lassen. Support für Collision Detection bis zur Ebene einzelner Polygone kann von Drittherstellern für umfassende physikalische Simulationen genutzt werden, die man als Xtra-Module dem Funktionsumfang von Director hinzufügt. Wer es jedoch zugunsten schnellerer Ladezeiten oder aus stilistischen Gründen weniger realitätsnah möchte, wird an der "Toon Rendering"-Option viel Freude haben, mit der sich die Szenen in der Art gezeichneter Comics darstellen lassen.





Ausser 3D wenig Neues

Über die 3D-Unterstützung hinaus bringt Version 8.5 wenig Neuerungen, mit einer Ausnahme: Der mitgelieferte Shockwave Multiuser Server bewältigt nun mit 2000 simultanen Usern das Doppelte der bisherigen Ausgabe und unterstützt neben TCP auch das zwar etwas weniger stabile, wegen höherem Speed aber für Streaming-Applikationen bevorzugte UDP-Protokoll. Ausserdem erleichtern serverseitige Scriptfunktionen die Entwicklung von Anwendungen mit weniger Nertzwerkverkehr. Ebenfalls neu: Realvideo- und Realaudio-Inhalte sowie Movies im Flash-5-Format können direkt in Director-Movies integriert werden. Damit lassen sich auch die neuesten Flash-Features aus Shockwave-Movies heraus nutzen.




An der Oberfläche hat sich in der neuen Version nichts geändert. Director bleibt, je nach Ansicht und Erfahrung des Benutzers, so leicht oder so schwierig zu bedienen wie bisher. Einzig die verbesserte Fireworks-Integration ist zu vermerken; Fireworks 4 ist denn auch neben Director 8.5, dem Shockwave-Player 8.5, dem Shockwave Multiuser Server 3 und einem Sound-Editor (Peak LE für MacOS oder Sound Forge XP für Windows) im Gesamtpaket enthalten.



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