Hauptmotiv Kostenkontrolle

Savings, Performance, Security, Agility: Eine Serverkonsolidierung ist nicht billig, bringt aber nach erfolgreichem Abschluss vielfältige Vorteile.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/06

     

Warum konsolidieren? Es ist ja schön, wenn die IT-Landschaft plötzlich durch Übersicht glänzt. Mit der Konsolidierung wird aber auch die Verfügbarkeit und Sicherheit der Systeme erhöht - das Resultat verheisst geringere Downtime. Eine Availability von 99,9 Prozent lässt sich auf separaten Systemen nur mit erheblichem Aufwand erreichen. Ein weiterer Vorteil: Der Betrieb der Applikationen auf einem konsolidierten, grossen System, das leicht zu verwalten und durch Hinzufügen von Prozessoren oder ganzen Servermodulen jederzeit zu erweitern ist, macht die Unternehmens-IT flexibler und erlaubt, gemäss dem Motto "Business Agility", rasch auf veränderte Anforderungen zu reagieren.



Der Hauptantrieb, den doch recht aufwendigen Prozess der Serverkonsolidierung in Gang zu setzen, ist jedoch handfester - mittel- und langfristig spart man nämlich Kosten, und zwar gleich mehrfach:





• Zentrales Management und physische Zusammenlegung reduzieren unmittelbar die Administrations- und Supportkosten. Für die Verwaltung von 20 kleineren Windows-Servern rechnet man mit drei Fulltime-Administratoren; ein konsolidierter Server lässt sich durch eine einzige Kraft managen. Ersparnis je nach Betriebsgrösse: 30 bis 85 Prozent. Im typischen SAP-Umfeld läuft konventionell jedes Modul auf einem eigenen Server und muss separat verwaltet werden - es liegt auf der Hand, dass die Administrationskosten bei einer Zusammenlegung drastisch sinken.




• Reduzierte Hardware-Gesamtkosten beim Einsatz grosser Server: Mit der Konsolidierung eines Parks von 50 Zwei-Prozessor-Servern (Einsatzdauer durchschnittlich drei Jahre) auf ein grosses, langlebigeres System (fünf Jahre) werden laut Unisys 50 bis 75 Prozent eingespart.




• Einsparungen gibt es auch bei der Software: Wenn bisher getrennte Einzellizenzen für Betriebssysteme und Applikationen zu einer einzigen Gesamtlizenz kombiniert werden, sinkt der Preis - oft profitiert man erst damit von einem unternehmensweiten Lizenzmodell.




• Und noch etwas: Untersuchungen zeigen, dass in einer verteilten Serverlandschaft die allermeisten Systeme nur zu einem kleinen Teil ausgelastet sind; durchschnittlich sind es gerade mal 40 Prozent. Die restlichen 60 Prozent der Serverkapazität stehen fast immer nutzlos herum und werden nur bei Lastspitzen benötigt. Im Lauf einer Konsolidierung werden die tatsächlich benötigten Ressourcen ermittelt und die Hardware dem Bedarf angepasst. Die Spitzen werden durch dynamische Verteilung der Ressourcen abgefangen - das kommt insgesamt billiger als die Anschaffung von punktueller Überkapazität.



Die effektiv erzielbaren Einsparungen lassen sich allerdings erst nach einer eingehenden Analyse auf den einzelnen Fall zugeschnitten beziffern. Sie hängen, meint Christian Eggenberger, Managing Consultant von IBM Global Services, von der Konsolidierungsstufe und der Heterogenität der bestehenden IT-Umgebung ab. "Bei einer Schweizer Versicherung haben wir mit einer Serverkonsolidierung auf Wintel-Basis eine Einsparung von rund 13 Prozent pro Jahr erreicht. In einer umfassenderen Konsolidierung wurden 17 Prozent eingespart."


Gesamtkosten: Einzelserver versus Grosssystem

Der modellhafte Unisys-Vergleich, basierend auf den Marktpreisen 2000, zeigt deutliche Kostenvorteile bei der Konsolidierung von Hardware und Software: Das Beispiel vergleicht eine Installation von 32 Intel-basierten Zwei-Wege-Servern mit einem ES7000-System samt Betriebssystem und Storage an jeweils zwei Standorten.



Bereits die Anschaffungskosten liegen bei den Einzelservern leicht höher: Zwar kommt das ES7000, das zusammen mit dem Betriebssystem geliefert wird, etwa doppelt so teuer wie die kleinen Server mit separater OS-Lizenz. Die zusätzlichen Kosten für die Vernetzung der Server sowie die bei separaten Servern nötige Testumgebung fallen jedoch weg.




Im Lauf der Zeit erweist sich das konsolidierte Modell noch günstiger: Die Unterhaltskosten für die Hardware sind erheblich höher, ebenso der Austausch der Server nach der angenommenen Lebensdauer von drei Jahren. Insgesamt spart das Unternehmen in fünf Jahren rund eine Million Dollar oder 32 Prozent.



Die klar günstigeren Implementationskosten dürfen über eines aber nicht hinwegtäuschen: Ohne fachkundige Mitarbeiter geht auch im konsolidierten Data Center nichts. Einen Teil der eingesparten Administratorkosten lenkt man mit Vorteil in die Schulung des Personals um - und in attraktive Arbeitsbedingungen. Der Verlust eines erfahrenen Systemverantwortlichen kann teuer zu stehen kommen, was den CIOs durchaus nicht entgangen ist: Eine Gartner-Umfrage zeigte bereits 2001, dass den IT-Chefs nach dem Kostendruck der Mangel an qualifiziertem Personal am meisten auf den Magen schlägt. Dies dürfte sich trotz der gegenwärtigen Job-Flaute nicht wesentlich geändert haben.



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Aus 60 mach 2: Serverkonsolidierung bei Threadneedle Investments

Bei der Londoner Finanzfirma Threadneedle Investments, einem Mitglied der Zurich Financial Services Group mit 900 Mitarbeitern und einem Verwaltungsvolumen von 47 Milliarden Pfund, hat sich die Serverinfrastruktur im Lauf der Jahre geradezu exemplarisch entwickelt. Vor der Konsolidierung standen statt wie am Anfang 12 ganze 142 Zwei- und Vierprozessorserver herum. Meist lief auf einem Server eine bestimmte Applikation - eine Hölle für die folgerichtig ebenfalls stark gewachsene IT-Mannschaft mit 19 Mitarbeitern, die zum Schluss 500 Quadratmeter Bürofläche belegte. Ein Beispiel für den Administrationsalltag: Die Disaster-Recovery-Lösung beanspruchte bis zu 24 Stunden; bei einem Katastrophenfall wäre mit unermesslichen Wiederherstellungskosten zu rechnen gewesen.



Heute wird die Arbeit von 60 der ursprünglichen Server durch zwei ES7000-Systeme erledigt, Modell Orion 200 mit jeweils 32 Prozessoren und 24 GB Arbeitsspeicher; als OS kommt Windows 2000 Datacenter Server zum Einsatz. Auf dem Produktivsystem laufen zwei Partitionen mit je 16 Prozessoren: eine mit Oracle für Inhouse-Applikationen wie Filenet und eine mit SQL Server 2000, auf dem die Hauptbücher und die Investment-Management-Anwendungen basieren. Das zweite Rechenzentrum, verbunden durch vier 1-Gigabit-Glasfaserkabel, ist für Entwicklung, Backup und Disaster Recovery zuständig. Hier werden vier Partitionen mit je 8 Prozessoren gefahren.




Das Resultat der Konsolidierung: Die Gesamtkosten (TCO) konnten um 27 Prozent gesenkt werden - weniger Administrationsaufwand, einfachere Wartung, geringere Lizenzkosten für die Software. Ausserdem stieg die Verfügbarkeit auf 99,9 Prozent - mit der alten Infrastruktur mussten für das tägliche Backup jeweils alle Systeme über Nacht offline genommen werden.



Das Beispiel zeigt demnach, dass eine Konsolidierung auf High-End-Server erst zusammen mit einer Storage-Konsolidierung so richtig Sinn macht: Die neue Zwei-Server-Architektur, mit der auch die Datenhaltung auf zwei EMC-Symmetrix-Systeme zusammengefasst wurde, ermöglicht den Einsatz der "Business Continuity Volume"-Backup-Lösung von EMC, mit der die Daten im laufenden Betrieb gesichert werden können.



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