Das Petra-Prinzip: Für eine runde IT


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2010/11

     

Wikipedia sagt zu System Management: «In einer immer komplexer werdenden, oft heterogenen IT-Landschaft, wobei ausserdem zunehmend die ständige Verfügbarkeit der produktionswichtigen IT-Systeme gefordert wird, wird es gleichzeitig schwieriger und notwendiger, jederzeit den Überblick über alle Ressourcen zu behalten.»


Haben Sie diesen Satz verstanden? Ich musste ihn dreimal lesen und komme zum Schluss: Da ruft wieder jemand nach neuer Software. Man(n) bekämpft Komplexität mit Komplexität. Ich habe einen anderen Vorschlag: Stellen Sie mehr Frauen ein. Gerechnet von meiner Lehre an bis heute bin ich nach 20 Jahren überzeugt, dass mehr Frauen in die IT-Welt gehören, weil sie mehrheitlich nach dem Petra-Prinzip funktionieren.


Sie kennen die männliche Form, das Peter-Prinzip: In einer Hier-archie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen. Ich erinnere mich daran, wie in meinem 3. Lehrjahr als Detailhandelsangestellter mein Lehrmeister zu mir kam, eine Novell-Netzwerk-Schachtel auf den Tisch stellte und fragte: «Hast du schon einmal ein Netzwerk installiert?». Das WWW wurde in jenem Jahr erst erfunden, und alles was ich bis dahin machte, war per Akustikkoppler mit 300 Baud in Mailboxen einzu...loggen und ein paar Atari-Rechner für Gamer-Nächte zusammenzuschliessen. Meine Antwort war trotzdem: «Klar, mache ich.» Und so funktioniere ich, wie die meisten Männer, die ich in vielleicht über 500 IT-Projekten kennengelernt habe. Keine Ahnung von Botanik – aber überzeugt, dass man mit seinen Wochenendkumpanen in zwei Wochen bereit ist, den Mount Everest zu besteigen. Frauen sind da ganz anders.



Das Petra-Prinzip

Bevor eine Frau frech hinsteht und sagt: «Kann ich!», übt sie vorher noch weitere fünf Jahre an der bestehenden Stelle – und nervt sich über unfähige Männer, die dem Peter-Prinzip folgen und befördert werden. Wenn wir in unserer Firma ein neues Kundenprojekt starten, suche ich beim Kunden immer nach einer Frau, die schon lange im Unternehmen arbeitet und die mir einen kompetenten Eindruck macht. Meist weiss sie am besten Bescheid über Abläufe, die verantwortlichen Personen und vor allem über die Fehler, Gefahren und Unzulänglichkeiten in der Firma. Genau das ist es, was das System Management braucht: Ein Verständnis davon, wie der eigene IT-Betrieb tatsächlich funktioniert.




Wird mit Frauen in der IT alles besser?

Nicht alles wird besser. Frauen haben ein Elefantengedächtnis, wenn es darum geht, was sie sich bei Projektstart wünschten. Während Männer durchaus im Projektverlauf die Ziele ändern, wollen Frauen nicht nur die neuen Ziele realisieren, sondern auch noch die alten. Dabei verwenden Frauen für die Erreichung ihre Ziele völlig unterschiedliche Methoden. Die einen ziehen bei Unzufriedenheit eine Schnute, so dass man unwillkürlich daran erinnert wird, wie sie Papa in ihrer Kindheit damit dazu brachten, ihnen die neueste Barbie-Puppe zu kaufen. Andere Frauen hingegen strahlen die Mitarbeiter entwaffnend an und fragen mit einem charmant Lächeln: «Das können Sie doch bis Freitag erledigen – oder?». Klar kann er – und sie hat gewonnen.



Sie wollen eine aufgeräumte und funktionierende IT?

Genau das ist es, was Sie wollen. Mein Vorschlag ist: Stellen Sie mehr Frauen ein. Alles was ich in diesem Artikel über Frauen in Projekten schrieb, kann ich nicht wissenschaftlich belegen. Und wenn auch nicht alle Frauen so funktionieren wie beschrieben, kann ich aus 20 Jahren Erfahrung in der IT mit gutem Gewissen sagen: Frauen beherrschen meist ihren Job. Wenn Sie Frauen in die Verantwortung nehmen, haben Sie mit grosser Wahrscheinlichkeit Ihr Projektteam verstärkt. Nutzen Sie Frauenpower.


In diesem Sinn: Diesen Monat fängt bei uns eine neue Mitarbeiterin an. Herzlich Willkommen, Tina Holliger, und viel Erfolg!






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