Web 2.0 als Vitamin B für die Karriere

Unternehmen nutzen Web 2.0 immer häufiger für die Vermarktung oder die Mitarbeitersuche. Wer sich im Internet präsentiert, muss aber einige Regeln beachten.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2010/10

     

Während Unternehmen immer häufiger die sozialen Medien nutzen, um ihre Bekanntheit zu steigern, sind IT-Fachleute schon seit Jahren in Communities und Foren aktiv, um ihr Wissen auszutauschen oder einfach nur um mit Gleichgesinnten über neue technische Trends zu chatten. Somit hatten diese Technologen auch in der Vergangenheit schon Zugang zu ausgewählten Kreisen und zu speziellen technischen Themen.


Nun werden die sozialen Medien immer funktionaler und somit auch häufiger als Karrierekanal für die persönliche Jobsuche genutzt. Wachsende Unternehmen stellen ihr Profil in Xing, Linkedin oder gar Facebook, um viele neue «Freunde» – sprich Kunden oder Bewerber – zu finden. Computeranimierte Schauspieler vertreten dabei den firmeneigenen Personalchef oder einen Musterkollegen, damit sich potentielle neue Mitarbeiter schon mal mit dem Arbeitsumfeld anfreunden können. Tag und Nacht kann man in Twitter Fragen zum neuen Job und zu den Arbeitsbedingungen stellen und so letztlich eine Entscheidung treffen, ob man sich bei diesem Unternehmen bewerben möchte oder nicht. Links führen zu den offenen Positionen und Kontaktpersonen, bei denen man sich melden kann.


Das erweiterte Angebot eröffnet aber auch ungeahnte zusätzliche Möglichkeiten, die heute noch gar nicht alle ausgeschöpft werden. Beispielsweise könnte man sich vorstellen, in Zukunft noch über eine Web-Kamera live an seinem zukünftigen Schreibtisch Platz zu nehmen, seinen neuen Kollegen beim Arbeiten zuzuschauen und sich einen Live-Eindruck über die Büroatmosphäre zu machen. Ob der Kaffee allerdings am potentiellen neuen Arbeitsplatz ebenso gut schmeckt wie beim bisherigen Arbeitgeber und ob das Kantinenessen weniger versalzen ist, muss jeder noch selbst herausfinden.


Positive Online-Reputation ist wichtig

Zum einen lassen sich soziale Netzwerke also nutzen, um mögliche neue Arbeitgeber genauer unter die Lupe zu nehmen, andererseits nutzen aber auch HR-Mitarbeiter verstärkt die Möglichkeit, hochqualifizierte Bewerber zu finden. Heute ist es also nicht nur wichtig, intelligent nach einem neuen Job zu suchen, sondern es geht auch darum, intelligent gefunden zu werden. Denn neben Personalentscheidern suchen auch Headhunter ganz gezielt in den gängigen Netzwerk-Plattformen nach Kandidaten. Und daher sollte einem bei der persönlichen Zur-Schau-Stellung im Internet bewusst sein, dass alle Informationen, die über die eigene Person online verfügbar sind, ausschlaggebend für neue Karrierechancen sein können, aber auch ein potentielles Risiko darstellen, wenn zum Beispiel auf Flickr.com Bilder von der letzten Mallorca-Flatrate-Bier-Party auftauchen. Auch wenn Arbeitgeber vorrangig solche sozialen Netzwerkplattfomen nutzen, die vor allem dem Aufbau von professionellen Kontakten dienen (wie z.B. Xing, Linkedin etc.), sind peinliche Fotos oder unqualifizierte Beiträge im Netz also auf jeden Fall zu vermeiden.


Doch was gilt es sonst noch zu beachten, wenn man das Internet und soziale Medien als Vitamin B für die Karriere nutzen möchte?


1. Sich richtig profilieren
Als Erstes sollte ein aussagekräftiger Lebenslauf in den einschlägigen Kanälen im Web eingestellt werden. Zu empfehlen sind: Soziale Netzwerke wie Xing und Linkedin sowie bekannte Jobbörsen. Ein aussagekräftiger Lebenslauf bedeutet in diesem Fall, dass man wie in einer direkten Bewerbung seinen C.V. übersichtlich und chronologisch aufbaut, seine aktuelle Rolle kurz beschreibt und wichtige Zusatzinformationen (wie zum Beispiel räumliche Präferenzen, Technologiefokus etc.) angibt.



2. Der Mehrwert steuert den Erfolg
Bei der persönlichen Darstellung sollte man immer im Kopf haben, dass die Unternehmen nach «besonders guten» Kandidaten Ausschau halten. Es geht darum, Alleinstellungsmerkmale klar zu umreissen. Wichtig ist, dass sich Kandidaten so darstellen, dass der potentielle Arbeitgeber den echten Mehrwert für sein Unternehmen sieht. Der Bewerber sollte sich geschickt mit seiner Kompetenz vermarkten, aber nicht als arroganter Schwätzer erscheinen, der alles kann.




3. Privatangelegenheiten für sich behalten
Zu private Details, zum Beispiel zur persönlichen Lebenssituation (alleinerziehend, Ex-Mann zahlt keinen Unterhalt o.ä.) sowie seinen Gehaltswunsch oder auch religiöse Einstellungen sollte man niemals im Web veröffentlichen. Solche Informationen können vom Leser des Profils missverstanden oder als kritisch empfunden werden. Man sollte sich also auf Informationen beschränken, die für die Jobpräferenzen wichtig sind.

4. Bitte melden!
Einige Plattformen bieten die Möglichkeit, zu vermerken, warum man sich in das so-ziale Netzwerk eingetragen hat. Wenn man also an neuen Karrierechancen interessiert ist und gerne auf passende offene Positionen direkt angesprochen werden möchte, sollte man das in seinem Online-Profil vermerken.




5. Zum Blogger werden
Auch eine eigene Website oder ein eigener Blog sind ein guter Start, um sich eine gute Online-Reputation aufzubauen. Hier sollte man sich am besten regelmässig zu einem technischen Thema äussern, zu dem man auch etwas zu sagen hat. Die Informationen im Blog sollten die Kompetenz und Erfahrungen widerspiegeln und für die Leser locker und sachlich sowie informativ und aktuell erscheinen.



6. Suchmaschinen unterstützen
Es reicht nicht aus, darauf zu warten, dass interessante Leute von selbst auf ihre Seite kommen. Man muss dafür sorgen, dass die Inhalte auf der Seite oder dem Blog einfach gefunden und gelesen werden können. Verständliche Titel und kompakte, in Abschnitte gegliederte Inhalte erleichtern es dem Besucher, sich schnell zurecht zu finden.

7. Kontrolle ist besser
Das Internet ist ein riesiger Kosmos. Jeder hat heute Zugang zu allem und es ist ratsam, ein gewisses Mass an Kontrolle zu behalten. So will man, dass die richtigen Personen das Profil oder die Seite besuchen, und zudem interessiert es einen, ob zum Beispiel der HR-Verantwortliche des Unternehmens, bei dem man gerade im Bewerbungsprozess ist, sich das eigene Profil angeschaut hat. Das Monitoring ist einfacher, als man denkt. Xing und andere Plattformen bieten bereits eine regelmässige Übersicht dazu, wer in den letzten Tagen das persönliche Profil eingesehen hat. Gleichzeitig kann man sich einer Reihe von Services bedienen, um auf dem Laufenden zu bleiben, wie zum Beispiel Google News Alert, Google Analytics und viele andere.

8. Follow me
Wenn man sich für bestimmte Unternehmen interessiert, sollte man ganz konkrete Kontaktanfragen über die soziale Plattform an die Kontaktadresse senden oder sich als «Friend» respektive «Follower» eintragen. So bleibt man mit dem Unternehmen in Verbindung und erfährt frühzeitig und automatisch Neuigkeiten über offene Jobs oder wird persönlich zu Events eingeladen. Aber Achtung: Man sollte nicht automatisch jedem Zugang zum eigenen Facebook-Profil respektive den persönlichen Daten gewähren, sondern die Art der Kontaktaufnahme, die einem am liebsten ist, sorgfältig auswählen.

9. Out of Office
Wird man von einem Personalverantwortlichen oder Headhunter über das Internet kontaktiert, sollte man möglichst zeitnah antworten. Wer absehen kann, dass er über längere Zeit seine E-Mails oder Kontaktanfragen nicht abrufen kann, sollte auf seiner Seite respektive seinem Profil vermerken, ab wann er wieder erreichbar ist.

10. Sich selber googeln
Einige Personaler geben den Namen von Bewerbern einfach in Google ein und werten zunächst nur aus, was hier zu finden ist. Von Zeit zu Zeit sollte man daher mal die Treffer auf seinen persönlichen Namen in Google oder anderen Suchmaschinen ausprobieren und checken, ob es Seiten und Profile mit Informationen gibt, die man aktualisieren oder gar beseitigen sollte. Das geht zum Beispiel unter Yasni.com.

Daten und Privatssphäre schützen

Wer im Netz unterwegs ist und die sozialen Medien auch für seine Karriereplanung nutzen möchte, sollte also aufmerksam sein und die Möglichkeiten sorgfältig auswählen. Im Gegensatz zu Foren oder Chatrooms tritt man in sozialen Medien nämlich meist mit seinem richtigen Namen auf, um auch von relevanten Personen gefunden zu werden. Das bedeutet dann aber eben auch, dass viele Informatio-nen zur eigenen Person einsehbar sind. Es gilt daher, sensible Daten und Informationen zu schützen und nur für registrierte Nutzer oder Freunde sichtbar zu machen.


Zudem ist es ratsam, zur ersten Kontaktaufnahme zunächst immer die Möglichkeit, über die Plattform kontaktiert zu werden, wahrzunehmen. Auch das Postfach in Xing, Linkedin und Co. muss regelmässig geprüft werden. Auf diese Weise muss man nicht gleich die private und schon gar nicht die geschäftliche E-Mail-Adresse oder gar die Telefonnummer veröffentlichen.


Man muss eine Balance finden zwischen den Informationen, die wichtig für das berufliche Weiterkommen und die Erreichbarkeit sind, sowie den privaten Daten und Kontakten, die nicht jeder sehen muss. Der Schutz der Privatsphäre und der sensiblen Daten hat im Web-2.0-Zeitalter höchste Priorität.




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