Virtuelle Desktops

Server-Virtualisierung ist in den Unternehmen weit verbreitet. Desktop-Virtualisierung hingegen ist eine relativ neue Technologie, die sich erst noch bewähren muss.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2009/06

     

Die Rufe nach virtualisierten Infrastrukturen sind in Krisenzeiten besonders laut. Virtualisierung erlaubt es Unternehmen, ihre Ressourcen zusammenzufassen. Zudem können Kosten eingespart werden.


Bereits zu den Klassikern gehören Speicher- und Server-Virtualisierung. Die Fallstudie «Unabhängig dank virtuellen Servern» auf S. 16 des aktuellen Schwerpunkts zeigt, welche Vorteile sich daraus ergeben. Aber auch die Applikationsvirtualisierung wird immer beliebter. In der Infoweek-Marktübersicht auf S. 13 findet man die wichtigsten Anbieter in diesem Bereich und deren Leistungen.



Desktop-Virtualisierung kommt

Nebst der Applikationsvirtualisierung gehört die Desktop-Virtualisierung zu einem der aufstrebenden Trends in diesem Bereich. Die Desktop-Virtualisierung erlaubt es, virtuelle Abbildungen des Betriebssystems auf die Clients zu spiegeln. Der Anwender sieht also die gewohnten Anwendungen und seine persönlichen Einstellungen, die Daten dazu werden allerdings auf einem Server im Rechenzentrum gespeichert. Das Betriebssystem wird von der darunter liegenden Hardware abgekoppelt. Die Ressourcen werden zentral gesteuert und die Anwender können auch von unterwegs auf die Desktop-Umgebung zugreifen.


In einer Studie Ende März 2009 haben die Marktforscher von Gartner prognostiziert, dass sich der Markt für gehostete virtuelle Desktops von aktuell 1,3 Milliarden Dollar auf 65,7 Milliarden Dollar im Jahr 2013 erhöhen wird. Ebenso werde der Anteil virtueller Desktops im Business-Bereich von derzeit unter einem Prozent bis 2013 auf ganze 40 Prozent klettern. Zudem ersetzen gehostete virtuelle Desktops bis ins Jahr 2014 rund 15 Prozent aller Desktop-Rechner, so Gartner. Als Marktführer definieren die Analysten von Gartner bis 2012 VMware.


Auch IDC sieht im Bereich Client-Virtualisierungs-Lösungen ein enormes Wachstums-potential. So wird der Umsatz bis 2011 rund vier Milliarden Euro betragen, im Vergleich zu 1,7 Milliarden Euro im 2007, so IDC. Dabei werde der Schwerpunkt bei virtuellen Desktop-Lösungen liegen, die auf dem Server gehostet werden.


VMware bleibt Marktführer bis 2012

Das Ergebnis der Gartner-Studie erstaunt wenig, hat VMware doch erst kürzlich seine Lösung VMware View 3 (ehemals VMware VDI) experimentell mit einem Offline-Desktop-Feature ausgestattet. Damit können virtuelle Desktops zwischen Rechenzentrum und einem lokalen Notebook verschoben werden. Laut VMware können Anwender den virtuellen Desktop also aus dem Rechenzentrum ausleihen und auf einem herkömmlichen Rechner benutzen. Dank Offline-Desktop steht der virtuelle Desktop somit auch bei fehlendem Netzwerk zur Verfügung. Bislang handelt es sich dabei aber erst um ein experimentelles Feature, das bislang nur für Testzwecke genutzt werden soll.


Auch die Konkurrenz schläft nicht. So verfügt Microsoft bereits über eine Desktop-Virtualisierungs-Lösung, in Zusammenarbeit mit den Partnern Citrix und Quest. Zudem wird der Windows Server 2008 R2 über eine Out-of-the-Box-Funktionalität für Virtual Desktop Infrastructure (VDI) verfügen. Allerdings verzichten die Redmonder beim demnächst verfügbaren Windows Server 2008 auf eine VMware-ähnliche Offline-Desktop-Funktion. Virtualisierungspartner von Microsoft sollen aber entsprechende Erweiterungen bereitstellen. Wann die Erweiterungen lanciert werden, ist aber noch nicht bekannt.


Citrix hat derweil angekündigt, im zweiten Halbjahr 2009 eine Virtualisierungs-Lösung namens «Xen Client» zu lancieren, die es ermöglichen soll, zentrale virtuelle Desktops mit der Lösung zu synchronisieren und offline als auch mobil auf dem Xen Client zu betreiben. Bei Bedarf lassen sich die Desktops auch wieder ins Datacenter zurückkopieren.


Bei Parallels hingegen gibt man keine Auskunft darüber, ob die nächste Version ihrer Lösung ein ähnliches Feature wie Offline Desktop mit sich bringen wird. Allerdings lässt das Unternehmen verlauten, dass man nicht davon ausgehe, dass es sich dabei um ein Killerfeature handeln wird. Dafür sei es zu aufwendig und setze zuviel voraus, so dass der Nutzen nur in sehr bestimmten Fällen wirklich gegeben sei.



Vorteile virtueller Desktops

Performance und Sicherheit werden durch Desktop-Virtualisierung gesteigert, verkündet man bei Citrix. Da alle Anwendungen zentral für alle Nutzer zur Verfügung gestellt werden, entfalle die mühsame Installation jedes einzelnen Rechners, so Citrix weiter. Ausserdem sei der Desktop zu jedem Zeitpunkt verfügbar, egal zu welchem Zeitpunkt und mit welchem Gerät der Anwender darauf zugreifen wolle.


Die im Rechenzentrum virtualisierten Desktops können zudem während des Betriebs von einem Server auf einen anderen verschoben werden, ohne dass die Anwender ihre Arbeit unterbrechen müssen. Des weiteren sind laut Citrix durch die zentrale Bereitstellung der Hard- und Software-Funktionen keine Kopien benötigt. So lasse sich bis zu 90 Prozent des Speicherbedarfs auf Festplatten einsparen und auch die Supportkosten würden reduziert.


Etwas anders schätzt man die Lage bei Microsoft ein. Laut den Redmondern ist nicht mit grossen Kosteneinsparungen zu rechnen. Der Vorteil der Desktop-Virtualisierung liege klar in der Flexibilität.



Wie es weitergeht

Laut Citrix führt die Desktop-Virtualisierung dazu, dass mobile Endgeräte nicht mehr Eigentum des Unternehmens sein werden. Microsoft ist derweil der Ansicht, dass virtuelle Desktops eine sehr junge Technologie sind und sich im grossflächigen Einsatz erst bewähren müssen. Mehr Informationen zu Virtualisierungstrends liefert der Artikel «Virtua-lisierung als Chance und Risiko» auf S. 18.


(abr)


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