Silverlight 2 im Real-Einsatz

Altran und comparis.ch haben mit Silverlight 2 interessante Applikationen für den Browser entwickelt und berichten über Erfahrungen sowie Wünsche für kommende Versionen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2009/03

     

Seit letztem Oktober ist Microsofts Flash-Konkurrent Silverlight in der Version 2 erhältlich. Die Client-basierte, plattform­unabhängige Runtime, ermöglicht es Anwendungen direkt im Browser auszuführen. Im Vergleich zur ersten Version hat Microsoft mit Silverlight 2 einen grossen Schritt vorwärts gemacht. Die Technologie ist seitdem, unter anderem dank der Integration von .NET, für viele Entwickler sehr attraktiv geworden. Ob das wirklich so ist? InfoWeek hat sich auf die Suche nach Schweizer Unternehmen gemacht, die auf Silverlight 2 setzen. Welche Lösungen wurden damit realisiert, was für Erfahrungen hat man gemacht, und welche Wünsche hat man an eine kommende Silverlight-Version?




Silverlight löst Ajax ab

Ein Silverlight-«Fan» der ersten Stunde ist der Internetvergleichsdienst comparis.ch. «Wir beschäftigen uns seit über einem Jahr mit dem Thema Silverlight», erklärt Benedikt Unold, CTO des Unternehmens. Ein erstes Projekt war im Frühjahr 2008 in Zusammenarbeit mit Microsoft der Programmierwettbewerb «Comparis Silverlight Challenge». Dort wurde nach einem Prototypen für ein neuartiges User Interface für den Automarkt von comparis.ch gesucht. So richtig los mit Eigenentwicklungen ging es dann aber erst im Herbst 2008, mit Silverlight 2. Die erste fertige Silverlight-Applikation ist seit Januar dieses Jahres auf der Website von comparis.ch veröffentlicht. Es handelt sich um die interaktive Karte «Preisentwicklung für Wohnungen und Häuser». Diese informiert die Benutzer nicht nur über die aktuellen, sondern auch über historische Preise für Wohnungen und Häuser.



Die Karte ist nicht komplett neu: «Die erste Version haben wir Anfang 2008, dann noch mit Ajax, realisiert», erklärt der Comparis-CTO. Damals kam Silverlight noch nicht in Frage, weil es ausschliesslich Javascript unterstützte. Wieso setzt man nun auf Silverlight? Unold: «Das Ziel war, die Usability gegenüber der Ajax-basierten Applikation zu verbessern.» Mit Silverlight 2 sei das möglich geworden und gelungen. Ausserdem sei Silverlight 2 aus weiteren Gründen sehr interessant: «Grosse Vorteile liegen in der schnellen Einarbeitungszeit für die Entwickler und in der guten Integration in die bestehende Microsoft-Umgebung. Entwickler, welche das .NET Framework kennen, finden sich auch in Silverlight schnell zurecht», meint Unold. Er beweist das mit einem Beispiel aus dem eigenen Projekt: «Die Lernkurve für die neue Technologie war sehr steil. Unsere Entwickler konnten viel von ihrer .NET- Erfahrung in das neue Projekt einbringen. Den ersten Prototypen der Silverlight-Applikation haben wir deshalb in nur zwei Wochen fertiggestellt», berichtet Unold stolz. Anschliessend habe man nur noch rund einen Monat für die Erweiterung der Funktionalität und die Stabilisierung gebraucht, bis die interaktive Karte fertig war.



Doch die Entwicklung steht nicht still, sie geht stetig weiter, und auch neue Silverlight-Projekte kommen dazu. Derzeit arbeiten bei comparis.ch zwei Entwickler direkt mit Silverlight, weitere sind indirekt in die Entwicklung involviert, zum Beispiel für die Entwicklung der benötigten Webservices. Sie schätzen neben den bereits erwähnten Vorzügen ausserdem, dass sich inzwischen auch eine grosse Silverlight Community im Web gebildet hat und vielfältige Erweiterungen angeboten werden.



Silverlight-Business-Applikation

Bereits seit Version 1.0 mit Silverlight am entwickeln ist das Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen Altran. «Wir haben damit erste grafische Controls für eine ASP.NET Applikation ent­wickelt», erzählt Frederic de Simoni, Senior Consultant von Altran. Doch wirklich los ging es mit Silverlight auch hier erst mit Version 2 und dank des .NET-Frameworks «anstelle von un­übersichtlichen Java­Script-Codes», so de Simoni.



Altran hat mit Silverlight 2 eine prozessbasierte Ressourcen- und Informationsverwaltungssoftware, die im Browser läuft, entwickelt. Insgesamt waren vier Personen an der Entwicklung des Clients beteiligt. Zwei zeichneten sich verantwortlich für das Design und die Konfiguration der Masken, während die anderen die Entwicklungsarbeiten übernahmen.



Auch bei der Altran-Applikation stand wie bei comparis.ch von Anfang an die Anforderung im Mittelpunkt, eine einfache, schnelle und intuitive Benutzerführung zu gewährleisten. Der Hauptgrund für Silverlight war aber ein anderer: Man wollte unbedingt eine browserbasierte, serviceorientierte Lösung. «Für Silverlight 2 und gegen andere ähnliche Technologien sprachen die breite Erfahrung im .NET-Bereich und das einfache Zusammenspiel mit weiteren von uns eingesetzten Microsoft-Technologien wie SQL Server, WF und WCF», erklärt Frederic de Simoni. Und de Simoni geht noch einen Schritt weiter: «Silverlight 2 macht einfach Spass.» Endlich können laut ihm Browser-Applikationen entwickelt werden, die sich anfühlen wie Windows-Applikationen, und dies erst noch ohne zeitraubende CSS-Hacks für die Browserkompatibilität. «Und dank dem umfangreichen Subset des .NET Frameworks (mit LINQ, Threading, Reflection etc.) auch ernsthafte Businessapplikationen, wie die unsere», so de Simoni.



Die Gesamtentwicklung des «Altran Information Manager» dauerte knapp zwei Jahre, wovon drei Personenmonate für das Design und die Entwicklung des Silverlight 2 Client aufgewendet wurden. Dank Prototyping in der Beta-Phase, konnte fast zeitgleich mit dem Release von Silverlight 2 auch der «Altran Information Manager» Client fertiggestellt werden. Im November 2008 wurde er im Kundenkreis gelauncht. Der Commercial Release wird voraussichtlich im April nach Abschluss verschiedener Pilotprojekte verfügbar sein.




Silverlight 3 und Kundenwünsche

Sowohl Benedikt Unold von comparis.ch und Frederic de Simoni von Altran sowie ihre Entwicklungs-Teams arbeiten scheinbar mit Freude und Spass mit Silverlight 2. Doch natürlich ist man nie restlos zufrieden, es gibt einige Wünsche an Microsoft und an kommende Silverlight-Versionen.



Bei comparis.ch sind es zwei: «Bezüglich der Tools steht ein verbesserter XAML-De­signer in Visual Studio ganz oben auf der Wunschliste der Entwickler», erklärt uns Benedikt Unold. Der zweite betrifft das Präsentations-Framework von Silverlight. Es fehlen laut Unold noch einige Komponenten, die man sich von ASP.NET gewohnt ist, zum Beispiel Validierungen. Auch im Bereich Lokalisierung gebe es noch Verbesserungsmöglichkeiten. Auch Frederic de Simoni sieht noch Potential im .NET-Bereich. «Trotz grossem Umfang der .NET Runtime für Silverlight stösst man immer wieder an Grenzen. Angefangen beim noch sehr begrenzten Binding, welches kein XML-Binding out-of-the-box anbietet. Auch Controls wie das DataGrid sind noch relativ beschränkt und nicht fehlerfrei», erklärt er. Weiter vermisst er noch Funktionalitäten aus dem WPF. Oft baue man die nach. «Aber WPF und Silverlight sollen ja längerfristig zusammenwachsen», meint de Simoni. Er wartet auf jeden Fall gespannt, welche Funktionalitäten mit Version 3 kommen.



Apropos Silverlight 3: Viel ist darüber noch nicht bekannt, Microsoft hat bisher nur den Support für H.264-Videos und AAC-Audio-Files sowie die Einbindung von 3D-Hardware-Beschleunigung bekannt gegeben. Viele weitere Details darf man für die MIX (18. bis 20. März) erwarten. Ein weiteres heisses Thema wird dort Silverlight Mobile sein. Unsere beiden Firmen sind auch daran interessiert. Für die Entwicklung einer erfolgreichen, eigenen Applikationen sei aber eine plattformübergreifende Lösung Pflicht.




In Kürze

· comparis.ch und Altran sind Silverlight-2-Anwender der ersten Stunde und haben bereits erste Projekte damit realisiert.



· Sie schätzen daran vor allem die .NET-Integration, was eine ziemlich rasche Silverlight-Entwicklung ermögliche.



· Von der kommenden Version 3 wünschen sie sich einige Detail-Verbesserungen.




TechDays 2009

Sie möchten mehr über Silverlight oder andere Microsoft-Technologien erfahren? An den TechDays 2009 bietet sich die Möglichkeit. Die fünfte Ausgabe der grössten Schweizer Microsoft-Technologie-Veranstaltung findet am 1./2. April im CICG Genf und am 8./9. April im Kursaal Bern statt. Die Registration wird ab Februar möglich sein; alle weiteren Infos und die Inhalte der Entwickler-, Architektur- und IT-Pro-Tracks gibt’s auf www.techdays.ch.




Moonlight

Seit letzter Woche ist mit Moonlight auch eine Open-Source-Version von Silverlight erhältlich. Das Firefox-Plugin Moonlight 1.0 basiert auf Silverlight Version 1.0 und soll auch Windows-Media-Inhalte wiedergeben können. Moonlight 2.0, das auf Silverlight 2 basiert, soll anlässlich der PDC im November veröffentlicht werden. Einen ersten Ausblick darauf gibt’s anlässlich der MIX.





(mv)


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