Zwei Smartphone-Flundern in drei Farben
Quelle: apple

Zwei Smartphone-Flundern in drei Farben


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2014/10

     

Nicht weniger als 10 Millionen iPhone 6 und iPhone 6 Plus hat Apple in den ersten drei Tagen nach dem Verkaufsstart abgesetzt. An den neuen Smartphones, die seit dem 26. September auch in der Schweiz erhältlich sind, muss also etwas dran sein. «Swiss IT Magazine» hatte bereits Gelegenheit, dies zu überprüfen.

Gross, grösser, schlank und leicht
Die Jahre, in denen Handys immer kleiner wurden, gehören definitiv der Vergangenheit hat. Der Trend geht heute ganz klar zu immer grösseren Smartphones. Während andere Hersteller wie Samsung dies bereits vor Jahren realisiert und entsprechende Geräte auf den Markt geworfen haben, hat man sich bei Apple Zeit gelassen und ist erst jetzt auf den Zug aufgesprungen. Aber nicht einfach so, nein, man hat gleich einen Platz in der ersten Klasse gebucht – aber der Reihe nach.

Wer von einem iPhone 4S oder 4 auf ein iPhone 5, 5C oder 5S gewechselt hat, kennt das Gefühl bereits, wenn er zum ersten Mal ein grösseres und schlankeres iPhone in den Händen hält. Doch dieses Mal ist Apple mit Display-Grössen von 4,7 und 5,5 Zoll und einer Dicke von 6,9 beziehungsweise 7,1 Millimetern einen deutlich grösseren Schritt gegangen.
Der Unterschied zwischen einem alten iPhone 5 und einem neuen iPhone 6 oder iPhone 6 Plus ist im wahrsten Sinne des Wortes gigantisch. Und das Überraschende dabei: Das alte Gerät fühlt sich, obwohl es deutlich kleiner ist, in der Hand klobiger und schwerer an als die neuen. Apple hat punkto Design und Gewichtsverteilung also einen tollen Job gemacht, denn in Tat und Wahrheit sind sowohl das 6 und 6 Plus mit 129 Gramm und 172 Gramm deutlich schwerer als das 5, 5C und 5S.

Zu gross für die Hostentasche?

Wer in letzter Zeit die Berichterstattung über die beiden neuen iPhones mitverfolgt hat, wird gehört haben, dass sie sich unter einem bestimmten Druck verbiegen lassen. Insbesondere das grössere iPhone 6 Plus soll anfällig dafür sein und sich sogar verformen, wenn man es nur in der Hosentasche mit sich trägt. Ja, es passt tatsächlich noch in die Hosentasche, wir haben es mit einer Levis-501-Jeans ge­testet. Allerdings würden auch wir das 5,5-Zoll-Gerät lieber in einer anderen Tasche mit uns tragen, ganz einfach weil es zwar passt, aber es sich wie andere Smartphones beziehungsweise Phablets in dieser Grösse einfach komisch und nicht so angenehm anfühlt, sobald man sich bewegt. Wer es trotzdem wagen möchte, sollte sich vielleicht eine passende Schutzhülle kaufen.
Das iPhone 6 Plus passt also gerade noch in die Hosentasche. Dank seinem schlanken Design und der bereits positiv erwähnten Gewichtsverteilung liegt es ausserdem auch gut in der Hand. Trotzdem sollte man sich, und das gilt auch für das iPhone 6, wenn möglich eine Schutzhülle leisten. Dadurch kann man nämlich die Gefahr verringern, dass einem das Gerät aufgrund seiner Grösse, des doch etwas glitschigen Aluminium-Gehäuses und Glas-Displays sowie der abgerundeten Kanten versehentlich aus der Hand fällt und dadurch beschädigt wird.

Trotz ihrer Grösse lassen sich die beiden neuen iPhones auch mit normalgrossen Händen noch gut bedienen. Ohne Kompromisse geht es aber natürlich nicht. Das iPhone 6 oder iPhone 6 Plus in einer Hand zu halten und gleichzeitig nur mit dem Daumen oder einem anderen Finger derselben Hand zu bedienen ist zum Beispiel praktisch unmöglich – zumindest für uns. Dafür ist man beim Tippen mit zwei Händen und zwei Daumen dank der grösseren virtuellen Tastatur deutlich schneller und weniger fehleranfällig als bisher.
Es braucht also eine neue Bedienweise und eine gewisse Umstellung. Dessen ist sich auch Apple durchaus bewusst. Darum gibt es ein paar spezielle, neue Funktionen. So kann man beispielsweise zweimal ganz kurz auf den Home-Button tippen, um das aktuelle Fenster je nach Modell um ein Drittel bis zur Hälfte zu schrumpfen und so mit dem Finger, ohne die Position des Gerätes in der Hand zu wechseln, beispielsweise in Safari auch die URL-Leiste erreichen kann. Für das grössere iPhone 6 Plus gibt es zudem noch ein paar exklusive neue Features. So kann, wie mit dem iPad, der Home Screen gedreht werden. Und einige Apps, wie beispielsweise der Kalender oder Mail, bieten im Querformat einige zusätzliche Ansichten beziehungsweise Möglichkeiten.

Ein/Aus-Knopf wurde gezügelt

So weit, so gut. Doch wie schaltet man das Gerät ein? Wer bereits ein iPhone besitzt, wird beim iPhone 6 oder 6 Plus automatisch auf die Suche nach dem Ein/Aus-Knopf geschickt. Apple hat diesen nämlich auf die rechte Seite gezügelt, um ihn so wegen dem grösseren beziehungsweise längeren Display besser erreichbar zu machen. Das ist zwar nett gemeint, aber zu Beginn etwas mühsam, denn immer wieder wandert der Finger an die falsche Stelle. Zum Glück braucht man den Knopf nicht so häufig.
Weitaus häufiger braucht man den Home-Button. Dieser befindet sich zum Glück nach wie vor an derselben Stelle und funktioniert und sieht auch so aus wie bisher, inklusive dem integrierten Fingerabdruckscanner Touch ID. Nichts verändert hat sich auch bei der Farbauswahl. Es gibt die beiden neuen iPhones erneut in Gold, Silber und Dunkelgrau (Space Grey), wobei die Geräte der letzteren Sorte über eine schwarze, die beiden anderen über eine weisse Frontpartie verfügen. Auf der Rückseite fallen ein paar Linien aus Plastik auf, die für die Antenne des Gerätes da sind, und die im Vergleich zu den bisherigen Modellen deutlich dicker geworden sind. Optisch sind sie in unseren Augen kein Hingucker, hoffentlich helfen sie dafür beim Empfang.

Die Konkurrenz bietet bessere Display-Auflösungen

Optisch auch kein Hingucker ist die Kamera der neuen iPhones, die wegen dem neuen und schlankeren Design der Geräte nämlich nicht mehr ganz im Gehäuse Platz hat und auf der Rückseite leicht hervor steht. Das Gerät liegt damit, ohne Schutzhülle, nicht mehr ganz flach auf einem Tisch und wippt hin und her, wenn man es berührt. Allerdings nimmt man dieses Manko gerne in Kauf, wenn man weiss, dass die Kamera dafür deutlich besser geworden ist.
Die 8-Megapixel-iSight-Kamera auf der Rückseite wurde unter anderem um einen neuen Sensor mit Focus Pixels und eine verbesserte Gesichtserkennung erweitert. Das iPhone 6 Plus bietet zusätzlich noch eine optische Bildstabilisierung. Auch die Facetime-HD-Kamera auf der Vorderseite verfügt über eine neue Sensortechnologie und eine grössere Blende. Das Ergebnis ist in beiden Fällen deutlich bessere Fotos und Videos, die punkto Detailschärfe und Farben überzeugen.
Als hervorragend kann man auch die Displays der beiden neuen iPhones bezeichnen, obwohl sie von der Auflösung her nicht ganz mit den Bildschirmen anderer aktueller Smartphone-Flaggschiffe mithalten können. Das LG G3 stellt beispielsweise 2560x1440 Pixel dar, während das iPhone 6 nur auf 1334x750 Pixel und das ­
6 Plus auf 1920x1080 kommen. Letzteres entspricht immerhin derselben Auflösung, die die meisten Fernseher daheim im Wohnzimmer bieten, und Filme schauen auf einem iPhone war noch nie so toll.

Verschiedene Apps benötigen noch ein Update

Last but not least noch ein paar Worte zur Performance. Auf dem iPhone 6 lief während unseren Tests alles flüssig, und Apps luden prompt. Beim iPhone 6 Plus war das eigentlich auch so, allerdings gab es mit einigen Apps kleinere Probleme. Viele beliebte Apps, unter anderem auch Whatsapp, sind noch nicht für das Riesen-Smartphone optimiert worden (Stand: 30.9.) und werden darum einfach gross gezoomt. Der einzige Mehrwert, der sich daraus ergibt, sind grössere Buchstaben und Symbole. Allerdings wird dadurch auch das Mit­lesen, beispielsweise im Zug oder Tram, vereinfacht. Aus­serdem skalierten in unserem Test einzelne Apps nicht schön hoch, andere ruckelten auf einmal etwas beim Scrollen. Hoffentlich haben die Entwickler der entsprechenden Applikationen diese Probleme bereits erkannt und liefern bald ein Update, damit man dann auch so richtig vom grösseren Display profitieren kann.
Bereits jetzt voll profitieren können Besitzer eines iPhone 6 von einem grösseren Akku. Apple verspricht im Vergleich zum iPhone 5S sowohl eine längere Sprechdauer und Internetnutzung als auch eine längere Audio- und Videowiedergabe. Beeindruckend sind insbesondere die Zahlen für das iPhone 6 Plus. Auf dem Papier steht da eine Standby-Dauer von bis zu 16 Tagen oder 384 Stunden und eine Sprechdauer von bis zu 24 Stunden mit 3G. In der Praxis sieht es leider so aus, dass das iPhone 6 bei normaler Nutzung wie das Vorgängermodell nach wie vor nach nur einem Tag an die Steckdose muss, während man es mit iPhone 6 Plus durchaus auf anderthalb Tage bringt, doch dann ist auch hier Schluss. (mv)


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