Ein schlankes und leichtes Trio für jeden Geschmack
Quelle: Google

Ein schlankes und leichtes Trio für jeden Geschmack

Auf dem Ultrabook-Markt gibt es momentan eine grosse Auswahl an Geräten und Systemen. «Swiss IT Magazine» hat sich auf die Suche nach der besten Kombination gemacht.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2013/09

     

Mit der Präsentation der Core-Prozessoren der vierten Generation hat Intel im Sommer das Rennen um die Ultrabook-Krone neu lanciert. Die Chips bringen nämlich signifikant höhere Akkulaufzeiten – bei mindestens gleichbleibender CPU-Leistung und deutlich mehr Grafikpower.
Einige Hersteller sind mittlerweile auf den «Haswell»-Zug aufgesprungen, wobei es bei zweien ganz schnell ging: Apple hat bereits eine Woche nach der Intel-Ankündigung aktualisierte Macbook Air auf den Markt geworfen, Ende Juni folgte das Vaio Pro aus dem Hause Sony.
«Swiss IT Magazine» hat die beiden Geräte in der 13-Zoll-Version über die Sommerferien unter die Lupe genommen. Antreten mussten sie gegen das Chromebook Pixel von Google, das zwar (noch) nicht mit den neuesten Intel-Prozessoren ausgestattet ist, aber sonst einiges zu bieten hat.

Drei Geräte, drei Betriebssysteme


Die drei Hersteller sprechen mit ihren Rechnern alle dieselbe Klientel an: Menschen, die viel unterwegs sind und ein schlankes, leichtes, aber trotzdem leistungsfähiges und vor allem ausdauerndes Notebook brauchen. Die Geräte, mit denen sie diese Kunden adressieren, könnten derweil unterschiedlicher nicht sein. Bereits rein optisch gibt es klare Differenzen, aber das wohl grösste Alleinstellungsmerkmal sind die Betriebssysteme. Das Vaio Pro 13 kommt mit Windows 8 Pro, das Chromebook Pixel mit Chrome OS und das Macbook Air mit OS X 10.8.
Für viele Kunden dürfte das Betriebssystem bereits ein Killerkriterium sein. Alle anderen und die, die ihren Horizont erweitern möchten, sollten unbedingt weiterlesen und sich die einzelnen Testberichte und -ergebnisse genau anschauen. Der Blick über den Tellerrand lohnt sich nämlich.
Getestet wurde das Trio auf Ausstattung, Design und Verarbeitung, Performance sowie das Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Note für die Ausstattung setzt sich dabei aus Prozessor, RAM, internem Speicherplatz, Display-Werten – also Auflösung, Helligkeit, etc. – sowie den vorhandenen Anschluss- und Verbindungsmöglichkeiten zusammen. Für den nicht ganz so einfachen, weil plattformübergreifenden Performance-Vergleich wurde derweil der Javascript-Benchmark Sunspider im Browser Chrome zu Rate gezogen.

Apple Macbook Air - Der Langstreckenläufer


Das erste Ultrabook, das in der Redaktion angekommen ist, war das neueste 13-Zoll-Modell des Macbook Air von Apple. Optisch unterscheidet es sich kaum von den Vorgängerversionen. Gegenüber dem im Januar 2008 von Steve Jobs auf der Macworld in San Francisco vorgestellten Ur-Air gibt es eigentlich nur drei Dinge, die äusserlich verändert wurden. So findet man mittlerweile einen neuen Netzstecker (Magsafe 2), eine Thunderbolt-Schnittstelle und einen Slot für SD-Karten.
Kaum verändert hat sich der Bildschirm. Ermisst nach wie vor 13,3 Zoll und bietet wie bereits seit 2010 eine Auflösung von 1440x900 Pixel. Damit hinkt man der Konkurrenz momentan deutlich hinterher (siehe Tabelle auf dieser Seite). Ausserdem hat Apple bisher keine Anstalten gemacht, dem Air ein Touch-Display zu spendieren, das heute bei vielen Herstellern schon Standard ist. Das dürfte einerseits daran liegen, dass das Gerät bereits über ein hervorragendes Multi-Touch-Trackpad verfügt. Andererseits spart es Kosten und nicht zuletzt deshalb ist das Macbook Air das günstigste Gerät im Vergleichstest überhaupt.
Während Apple beim Display mit Innovationen geizt, hat man im Innern des Macbook Air in den letzten Jahren keinen Stein auf dem anderen gelassen und setzt immer als einer der ersten Hersteller auf die neuesten Komponenten, seien es Prozessoren, RAM, Massenspeicher oder Grafikkarte. Das war beziehungsweise ist auch beim aktuellen Modell der Fall. Hier lässt Apple die Konkurrenz ganz klar hinter sich und nicht umgekehrt.
Den Titel des dünnsten Notebooks der Welt hat das Macbook Air mittlerweile hingegen längst verloren. An seiner dicksten Stelle misst es aktuell 1,7 Zentimeter. Es ist damit beispielsweise 1,2 Millimeter dicker als das Vaio Pro 13. Mit seinen 1,35 Kilogramm Gewicht tritt es heute auch nicht mehr in der Kategorie Fliegengewicht an, sondern nur noch bei den Leichtgewichten. Dafür hat der Akku des neuen Air, um in der Boxer-Sprache zu bleiben, den Weltmeistergürtel verdient. Er hielt in den Tests nämlich die versprochenen 12 Stunden durch ohne K.o. zu gehen – Intels neuer «Haswell»-Architektur und anderen, optimierten Komponenten sei Dank. Mit dem Release von OS X 10.9 alias «Mavericks» wird das Ultrabook dann noch länger durchhalten. Wer übrigens lieber mit Windows arbeitet, dem bietet Apple via Bootcamp mittlerweile offiziell Unterstützung für Windows 8.
Was das neue Macbook Air sonst noch von der Konkurrenz abhebt, ist sein WLAN-Empfänger, der den neuen Wi-Fi-Standard 802.11ac unterstützt. In Zusammenarbeit mit den neuesten Airport-Time-Capsule- und Airport-Extreme-Basisstationen, die ebenfalls mit 802.11ac funken, ist damit laut Apple eine bis zu dreimal schnellere kabellose Datenübertragung via WLAN möglich. Im Praxistest wurde immerhin eine Verdoppelung der Geschwindigkeit im Vergleich zu 802.11n festgestellt.

Google Chromebook Pixel - Der Exot


Im Februar hat Google das Chromebook Pixel und damit ein erstes Notebook mit Chrome OS vorgestellt, das es bezüglich Hardware mit einem Ultrabook aufnehmen kann. Im Vergleich zu den bis dahin und bis heute erhältlichen Chromebooks von Drittherstellern via Acer, HP, Lenovo oder Samsung stellte und stellt es einen Quantensprung dar. Verglichen mit der aktuellen Ultrabook-Generation hinkt das Pixel mittlerweile jedoch in einigen Punkten hinterer, so zum Beispiel beim Prozessor. Google hat dem Gerät bisher noch kein Update auf die neuen «Haswell»-Prozessoren spendiert und die beiden USB-Ports unterstützen nur den Standard 2.0. Zudem ist der interne Speicherplatz mit 32 (bzw. 64 GB) und trotz massenhaft Online-Speicher doch eher dürftig. Ein paar grössere Dokumente, Filme, Musik und man stösst rasch an seine Grenzen. Zudem ist das Pixel mit über 1,5 Kilogramm unter den Ultrabooks ganz klar ein Schwergewicht.
Dafür lässt Google die jüngere Konkurrenz bezüglich Bildschirm richtig alt aussehen. Das 12,85-Zoll-Multi-Touch-Display mit einer Auflösung von 2560x1700 Pixel und Gorilla Glass ist Spitze. Die Touch-Eingabe funktioniert wunderbar und hinterlässt kaum Fingerabdrücke, während die Auflösung momentan noch Ihresgleichen sucht. Einzigartig ist sicher das für Chrome OS und seine Apps optimierte Seitenverhältnis von 3:2, an das man sich vor lauter Breitbildmonitoren erst wieder gewöhnen muss. Hervorragend ist neben dem Display auch das Touchpad, mit dem es sich sehr fein und angenehm arbeiten lässt. Der einzige Wermutstropfen: Chrome unterstützt derzeit noch keine Multi-Touch-Gesten. Das soll sich aber bald ändern.

Was einem beim Testen des Chromebook Pixel auch schnell einmal auffällt, ist, dass die Unterseite des eigentlich ganz hübsch designten Geräts ziemlich heiss wird – und das bereits beim Surfen und News lesen. Das ist einerseits unangenehm, andererseits ist es ein Indiz dafür, dass das Google-Notebook nicht gerade das stromsparendste ist. Und tatsächlich: Das Gerät bietet die geringste Akkulaufzeit aller drei getesteten Ultrabooks. Dafür ist die Performance deutlich besser als die des Vaio Pro und fast so gut wie die des Macbook Air.
Soweit zur Hardware. Das Pixel kommt wie erwähnt mit Googles eigenem Betriebssystem Chrome OS, dessen Funktionen auf das wesentliche reduziert sind, ganz getreu dem Google-Werbespruch «Der sichere, schnelle und einfache Computer». Ganz so einfach ist die Nutzung jedoch nicht, ausser man ist bereits seit längerem in der Google-Welt zu Hause. Das Einbinden eines lokalen Druckers ist beispielsweise alles andere als trivial. Zudem klappte im Test das Öffnen von Dokumenten in den Microsoft-Office-Formaten.docx und .xlsx nicht und einfach mal schnell Office installieren geht nicht mit Chrome OS. Der Weg führte in unserem Fall über die Office Web Apps, vermutlich würde man aber auch im Chrome Web Store fündig, in dem es Erweiterungen für das Betriebssystem gibt. Für Unternehmen, die ganz in der Microsoft-Welt zu Hause sind, ist das Chromebook Pixel momentan also ziemlich sicher (noch) keine Lösung. Für alle anderen – und es migrieren ja immer mehr auf die Google Apps for Business – ist es sicher eine Alternative zu den aktuellen Ultrabooks, sofern ein guter Akku nicht gerade das Hauptkriterium ist. Allerdings bietet Google das Chromebook Pixel in der Schweiz derzeit selber nicht an. Man muss das Gerät aus den USA oder dem EU-Raum importieren. Oder man kauft bei Digitec.ch ein, dem derzeit einzigen Schweizer Online-Händler, der das Pixel in seinem Sortiment führt und es «Swiss IT Magazine» für den vorliegenden Test freundlicherweise auch zur Verfügung gestellt hat.

Sony Vaio Pro – Das Fliegengewicht

Das dritte Testgerät in unserem Test, das Vaio Pro 13 von Sony, hatte von Anfang an einen schweren Stand: Das bewährte und bestens ausgestattete Macbook Air von Apple und das Chromebook Pixel mit seinem hervorragenden Display haben die Latte ganz schön hoch gelegt. Doch auch Sony hat einen Trumpf in der Hand: Das Vaio Pro ist ein absolutes Fliegengewicht und mit seinen 1,06 Kilogramm fast 300 beziehungsweise 500 Gramm leichter als das Air und das Pixel.
Trotz des geringen Gewichts und der kompakten Bauweise muss man bei Sony bezüglich Hardware nur geringe Abstriche in Kauf nehmen. Es gibt wie bei Google ein Touch-Display, wobei sich Sony auf eine Full-HD-Auflösung (1920x1200) beschränkt. Dank IPS-Technologie gibt es dafür ein sehr helles und klares Bild mit ausgesprochen starken Farben bei fast jedem Blickwinkel. Nur wenn das Display stark geneigt wird, lässt die Helligkeit spürbar nach. Mit an Bord sind wie angekündigt auch Intels neueste Core-Prozessoren der vierten Generation, allerdings nicht die Top-Modelle – darum liegt das Gerät im Performance-Test auch deutlich hinter dem Macbook Air zurück. Als einziges Gerät bietet das Vaio Pro einen normalgrossen HDMI-Port sowie NFC.
Einen Nachteil hat das Streben nach möglichst wenig Gewicht und einer möglichst schlanken Taille: Das Gerät wirkt im Vergleich zur Konkurrenz trotz seines Karbon-Gehäuses etwas fragil. Während man das Chromebook Pixel oder das Macbook Air vermutlich ohne Bedenken mal irgendwo richtig anstossen kann, möchte man das mit dem Vaio Pro nicht unbedingt testen. Unschön ist auch, dass die grosse Tastatur beim Tippen sowie das Display bei der Touch-Eingabe – die übrigens schnell und exakt erfolgt – relativ stark nachgeben. Das ist zwar kein grosses Problem, aber gewöhnungsbedürftig. Wenig Freude bereitet einem derweil das Touchpad, denn es reagiert verglichen mit denen der beiden Konkurrenzgeräte ziemlich langsam und in den unteren Ecken lässt es sich beispielsweise gar nicht tippen. Hier gibt es ganz klar noch Verbesserungspotential.
Eine ordentliche Leistung bietet derweil der integrierte Akku, der bis zu 7 Stunden halten soll und das auch tatsächlich tut. Überzeugt hat, wie schnell das Vaio Pro aufstartet. Wie die anderen beiden Geräte ist es – trotz oder dank Windows 8 Pro – nach wenigen Sekunden (gemessen wurden maximal 20, inklusive Login) betriebsbereit. Gefallen hat ebenfalls, dass das Gerät im Betrieb kaum hörbar ist, obwohl es als einziges im Test mit einem optisch sichtbaren und damit ziemlich exponierten Lüfter ausgestattet ist. Auch das Macbook Air ist flüsterleise, während beim Chromebook Pixel zwar nicht störend, aber doch ziemlich stark und praktisch immer gelüftet wird, um die bereits angesprochene Hitze abzuführen.

Mobile Abwechslung


In Zeiten, in denen viel über Patente und das Kopieren von Gerätedesigns geredet wird, ist es schön zu sehen, dass es im Notebook- beziehungsweise Ultrabook-Markt derzeit noch viel Innovation gibt und die Hersteller auf unterschiedlichen Wegen unterwegs sind.
Bereits am längsten unterwegs und eigentlich schon am Ziel angelangt ist Apple. Das Macbook Air ist eine feste Grösse und wird punktuell immer wieder geschickt verbessert. Darum führt momentan auch kein Weg an ihm vorbei. Allerdings sollte man sich bei Apple langsam aber sicher Gedanken darüber machen, ob das Display noch zeitgemäss ist. Zumindest an der Auflösung dürfte man arbeiten. Stark ist dafür der Preis: Das Air ist im Vergleichstest wie bereits erwähnt das Günstigste.
Mit dem Vaio Pro ist auch Sony endlich so richtig im Ultrabook-Markt angekommen. Und nicht nur das: Man ist bezüglich Gewicht und Design an die Grenzen des heute möglichen gegangen. Das Resultat ist ein superleichtes und schlankes Gerät, das zudem mit seinem IPS-Multi-Touch-Display überzeugt. Schade ist eigentlich nur, dass das Touchpad nicht besser geworden ist. Und auch der Preis ist noch zu hoch, obwohl man das Vaio Pro im Handel mittlerweile deutlich günstiger als für die 1499 Franken UVP kriegt.
Mit 1499 Franken schlägt derzeit auch das Chromebook Pixel von Google zu Buche. Dieser Preis ist ebenfalls hoch, erklärt sich allerdings durch die Importkosten von Digitec. Offen ist derweil, warum das Gerät dauernd lüftet, unangenehm heiss wird und im doch recht massiven Gehäuse nicht ein grösserer Akku und mehr Speicher untergebracht werden konnten. Aber: Das Chromebook Pixel ist, nicht zuletzt dank seines hervorragenden und derzeit konkurrenzlosen Displays sowie dem ausgezeichneten Touchpad ein beachtenswerter Neuling im Ultrabook-Markt. (mv)


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