Der vorläufige Bluetooth-Verzicht in Windows XP macht Sinn

Das eigentliche Problem liegt damit nicht am Desinteresse von seiten Microsofts, als vielmehr an der Unfähigkeit der Hersteller von Bluetooth-Peripherie, ihre Lösungen standardgerecht aufzubereiten.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/13

     

Letzte Woche gab Microsoft bekannt, in den ersten Windows-XP-Versionen auf die native Unterstützung von Bluetooth und USB 2.0 verzichten zu wollen. Die Ankündigung sorgte für Aufruhr, und Schlagzeilen wie "Absage für Bluetooth" oder "Microsoft setzt Bluetooth vor die Tür" waren die Folge.



Tatsächlich kann aber weder von einem definitiven Nein noch von einer eigentlichen Absage an die Bluetooth-Technologie gesprochen werden. Die Aussagen, die Microsoft-Manager Carl Stork am Rande der WinHEC gemacht hatte, deuteten vielmehr darauf hin, dass man mit dem Bluetooth-Support noch zuwarten will.


Die Bluetooth-Gerätehersteller sind selber schuld

Fakt ist, dass Microsoft selbst Mitglied der Bluetooth-Group ist und damit auch vitales Interesse an der Entwicklung des Funkstandards zeigt. Immerhin bietet die Funkübertragung verschiedenste Vorteile beim einfachen Datenaustausch und wird sich früher oder später auch auf breiter Front durchsetzen.



Das eigentliche Problem liegt damit nicht am Desinteresse von seiten Microsofts, als vielmehr an der Unfähigkeit der Hersteller von Bluetooth-Peripherie, ihre Lösungen standardgerecht aufzubereiten. Dies hat zur Folge, dass Geräte, die sich eigentlich ohne weiteres verstehen müssten, nicht in der Lage sind, miteinander zu kommunizieren. Misslungene Demonstrationen an der CeBIT zeugen zur Genüge von der misslichen Situation.
Von Microsoft wird jetzt aber erwartet, native Treiberunterstützung in die kommenden Betriebssysteme zu implementieren, was angesichts der desolaten Hardware-Situation geradezu zum Scheitern verurteilt sein muss.




Selbstverständlich heisst das noch lange nicht, dass sich auf Windows XP keine Bluetooth-Peripherie betreiben lässt. Der User ist lediglich gezwungen, den Treiber des betreffenden Herstellers zu installieren und kann nicht einfach auf die Windows-CD zurückgreifen. Genau das gleiche wird auch bei der Unterstützung der ersten USB-2.0-Lösungen der Fall sein.



Für den Endanwender ergibt sich daraus bei der Geräteinstallation ein gewisser Mehraufwand, der sich meines Erachtens aber im Rahmen hält. Dafür hat er immerhin Gewissheit, mit einem geprüften und hundertprozentig auf das Gerät zugeschnittenen Treiber arbeiten zu können.




Erprobtes Vorgehen

Das Vorgehen hat sich im übrigen auch in der Vergangenheit schon bestens bewährt. Wie war das denn mit der Einführung von USB 1.0? Die Schnittstellen standen in Notebooks und Rechnern schnell einmal zur Verfügung. Einzig die Peripheriehersteller liessen auf sich warten. Als dann die ersten Geräte erhältlich waren, bot das damals aktuelle Windows 95 OSR2 keinen direkten Support und die Peripherie liess sich nur mit den Treibern der Dritthersteller betreiben. Als sämtliche Kinderkrankheiten dann ausgemerzt waren, zogen die Redmonder nach und präsentierten in Windows 98 die native Unterstützung, die dann auch anstandslos funktionierte.





Der Anwender profitiert

Unter dem Strich kann der Anwender vom Microsoft-Entscheid nur profitieren. Er nutzt den Original-Treiber der Hersteller und lädt sich bei Bedarf eine fehlerkorrigierte Version vom Web herunter.



Weshalb sollte sich der Gates-Konzern auch in die Schusslinie all der problemgeplagten User manövrieren, wenn die Hardware-Hersteller nicht in der Lage sind, ihre Lösungen standardkonform aufzubereiten? Microsoft ist in keiner Weise dazu verpflichtet, für die Fehler der diversen Bluetooth-Protagonisten den Kopf bzw. den Service hinzuhalten.



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