Computerschulen im Vergleich

Ohne fundiertes IT-Know-how kommt man im Beruf kaum vorwärts. Informatikschulen helfen, das Wissen auf Vordermann zu bringen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/14

     

Nur wer den PC und die Software im Griff hat, profitiert von den Vorteilen des Computers. Fundierte Anwendungskenntnisse werden immer wichtiger. Rund jeder zweite Arbeitsplatz in der Schweiz ist laut einer Studie der Universität Freiburg mit einem PC oder einem Terminal ausgestattet - wer keine Anwendungskenntnisse der wichtigsten Standardprogramme vorweisen kann, gerät leicht ins Abseits.



Auch wer sich schon mit dem Gedanken getragen hat, sich zusätzlich zum angestammten Tätigkeitsfeld in einem Internetberuf weiterzubilden, befindet sich in guter Gesellschaft; in der Schweiz gibt es jährlich rund 5000 Quereinsteiger beziehungsweise Berufsumsteiger in Richtung Informatik. Wer einen PC-Lehrgang belegt, rechnet sich nicht zuletzt auch beruflich bessere Chancen aus. Ein entsprechendes Diplom macht sich in jeder Bewerbung gut.




Computerschulen versprechen, Lernwilligen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und ihnen das nötige Potential mit auf den Karriereweg zu geben. Die auf Schulung von PC-Anwendungen spezialisierten Firmen bieten Kurse und Schulungen in allen nur denkbaren Variationen an. Ihre Kurse erlauben es, die Software optimal auszunützen und Fehler zu vermeiden, die bei autodidaktischem Erlernen entstehen können.



Doch mit dem immer grösser werdenden Funktionsumfang der Programme steigen auch die Ansprüche an die Aus- und Weiterbildungsangebote der Schulungsfirmen. Aus der grossen Zahl der Anbieter denjenigen zu finden, der den richtigen Kurs in der richtigen Anwendungsstufe zum richtigen Zeitpunkt durchführt, ist kein einfaches Unterfangen. InfoWeek hat aus dem Kursangebot eine Übersicht aus verschiedenen Deutschschweizer Computerschulen (Bénédict, Digicomp, EB Wolfbach, IFA, The Knowledge Company, Migros Klubschule) zusammengestellt, in der die wichtigsten Entscheidungskriterien für die Auswahl von PC-Kursen enthalten sind.


Lernziel definieren

Wer die Wahl hat, hat die Qual. Gerade bei dem grossen Angebot der Informatikschulen ist diese Sprichwort äusserst passend. Christoph Meier, Leiter Informatik an der Koordinationsstelle Klubschule Migros: "Das wichtigste Kriterium bei der Wahl der Schule ist, sich über das Lernziel klar zu werden oder sich im gemeinsamen Gespräch mit einer Fachperson dieses Ziel zu erarbeiten". Hat man sich für eine Fachrichtung entschieden, heisst es als erstes, den Zeitrahmen der Ausbildung und die Zielsetzung festzulegen. Abendkurse eignen sich vor allem für Berufstätige mit festen Arbeitszeiten. Für Selbständige bieten sich eher Kurse an Samstagen an. Heinrich Meister, Schulleiter der Bénédict-Schule in Zürich, rät den Lernwilligen auf der Suche nach dem richtigen Institut, als erstes Prospekte und Informationsmaterial zu bestellen und dieses genaustens durchzulesen. "Die meisten Schulen bieten Infoabende und Schnupperstunden an. Auch sollte man Dauer, Preis und Leistung der verschiedenen Anbieter vergleichen."



In einigen Schulen ist es möglich, sich bereits auf der Website einem Assessment zu unterziehen, um den eigenen Wissensstand zu überprüfen. So beispielsweise bei Digicomp und bei IFA. "IFA bietet auf der hauseigenen Website ein Web-basierendes Training. Hier kann sich der Lernwillige einem Selbsttest unterziehen und so herausfinden, ob er genügend Vorkenntnisse für einen unserer Kurse besitzt", rät Michael Gähwiler, Mitglied der Geschäftsleitung von IFA, The Knowledge Company. Diese "Vorprüfung" empfiehlt sich vor allem, damit man nicht in einer Gruppe von Anfängern landet und sich tödlich langweilt, oder im umgekehrten Fall in einer Gruppe für Fortgeschrittene wo man nichts versteht.




Der CEO von Digicomp, Willi Vollenweider, würde auf jeden Fall auf die Qualität der Dozenten achten. "Nur wenn die Lehrkräfte über ausgeprägtes didaktisches und rhetorisches Geschick verfügen, kann vom versprochenen Erfolg ausgegangen werden."



Frédéric Aeschlimann, Mitglied der Schulleitung im Bereich Informatik der EB Wolfbach, gibt zu bedenken: "Der Teilnehmer sollte sich auf jeden Fall über den zeitlichen Aufwand bewusst sein. Nur der Kursbesuch allein bringt in den wenigstens Fällen Erfolg. Man sollte sich vor Kursbeginn mit dem Lernziel und der Materie auseinandersetzen und sich erst dann für eine Schule entscheiden."



Während Standardprogramme in der Regel mit einigen Lektionen innerhalb von Tagen oder wenigen Wochen in den Griff zu bekommen sind, dauern Spezialistenausbildungen oft Monate oder sogar Jahre. Sie werden mit einem eidgenössischen Abschluss oder einem Diplom von Softwareherstellern abgeschlossen und sind vor allem für Anwender interessant, die mit dem Computer Geld verdienen wollen - und die entsprechenden Informatik-Vorkenntnisse mitbringen.




Ausstattung und Atmosphäre

Nicht nur die Ausstattung, auch die Arbeitsatmosphäre spielt beim Lernen eine entscheidende Rolle. Sie wird geprägt von der Grösse der Gruppe, vom Ambiente und vom Dozenten. Kurse mit mehr als zwölf Teilnehmern sind heute nicht mehr zeitgemäss, das zeigt auch die Umfrage in den hier vorgestellten Schulen. Für die hier beschriebenen Schulen trifft diese Vorgabe zu.



Bei der Ausstattung sind die grossen Schweizer Computerschulen auf einem aktuellen Standard. Neue, leistungsstarke PCs mit aktuellen Software-Versionen sind überall vorhanden, genauso wie Beamer, Overheadprojektor oder Flipchart für den professionellen Trainer. Bei allen Schulen arbeitet jeder Schüler an einem eigenen, leistungsfähigen Pentium-PC mit LCD- oder 17-Zoll-Monitor, auf Windows 2000 und Office 2000 oder XP. "Die PCs der Migros-Klubschulen sind maximal 2 Jahre alt, die Software ist auf dem neuesten Stand, wird aber nach Wunsch auch angepasst. Möchte der Kursteilnehmer auf Windows 98 lernen, ist das selbstverständlich möglich", erklärt Christoph Meier.




Optimal ist ein Schulungsnetzwerk, in dem der Dozent zu Demonstrationszwecken auf die PCs der Schüler zugreifen kann, ein sogenannter Videoverbund. So kann der Lehrer bei Problemen jederzeit von seinem Platz aus auf den Rechner des Teilnehmers zugreifen und helfend einschreiten. Schliesslich ist auch auf den Kontakt zwischen Schüler und Lehrer zu achten. Schaut der Dozent seinen Schützlingen nie über die Schulter und lässt wenig Rückfragen zu, ist ein voller Lernerfolg anzuzweifeln.




Schnuppern hilft bei der Auswahl

Die Teilnahme an einer kostenlosen Schnupperstunde kann dazu beitragen, sich persönlich von der Kompetenz des Instituts zu überzeugen. Hier zeigen sich die meisten Anbieter kooperativ. Allerdings nur unter vorheriger Absprache, denn die Schüler würden zum Lernen in den Klassenräumen sitzen und nicht, um vorgeführt zu werden, so Michael Gähwiler.



Eine Teststunde bietet auch die Möglichkeit, sich über die Zusammensetzung des Seminars zu informieren. Erstanwender und Fortgeschrittene, die sich in demselben Kurs befinden, könnten sich gegenseitig behindern.




Bénédict-Chef Meister rät, auf jeden Fall vom Schnupperangebot Gebrauch zu machen: "Sich die Schulungsräume persönlich anzuschauen und sich ein Bild von den Rahmenbedingungen zu machen, sind gut investierte 30 Minuten." Gute Schulen fragen deshalb die Vorkenntnisse exakt ab und klären in einem persönlichen Gespräch die Vorstellungen und Ziele der Teilnehmer. Für Unentschlossene bietet die EB Wolfbach sogar eine Beratung mit Standortbestimmung.




Nachbetreuung

Einige Informatikschulen bieten ihren Schülern auch nach dem bereits absolvierten Kurs noch für einige Zeit Betreuung an. Die Kunden von Digicomp erhalten ein Passwort, mit dem sie auf der Website des Weiterbildungsinstitutes während drei Monaten in den Genuss von Support kommen. Die Absolventen der Bénédict-Schule können jederzeit am Schulungsort persönlich vorbeigehen und erhalten dort Antwort auf ihre Fragen.



Bei IFA legt man Wert auf Face-to-Face-Schulung, und so wird es auch mit der Nachbetreuung gehandhabt. Die Eleven der Knowledge Company haben Zugriff auf die Intranetplattform der Schule und somit auch auf die Telefonnummern und E-Mail-Adressen der Dozenten. Für die Nachbetreuung der EB Wolfbach ist in Form eines betreuten Lerntreffs gesorgt. Für einen symbolischen Obolus kann an mehreren Nachmittagen vor Ort mit persönlicher Beratung gelernt und geübt werden.




Einzig die Klubschule Migros bietet keine Nachbetreuung an. Christoph Meier: "Dieses Angebot gehört nicht zu unserem Dienstleistungspaket."




Zertifikate

Wer heute ein in der Schweizer Wirtschaft anerkanntes Diplom im Webbereich erlangen will, kann sich beispielsweise an die Genossenschaft Schweizerisches Informatik Zertifikat, kurz SIZ, in Zürich halten. Eine breite Trägerschaft von Wirtschafts-, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden, Informatik-Fachverbänden sowie 280 Schulen bilden eine solide Basis für die Glaubwürdigkeit des Diploms.



Neben diesen Diplomen im Bereich Internet gibt es unzählige von Schulen und Institutionen, die ihre eigenen Ausbildungskonzepte und Diplome anbieten. Deren Qualität und Anerkennung in der Wirtschaft ist schwer abzuschätzen. Der Teilnehmer bekommt auf jeden Fall am Ende eines Informatikkurses ein Zertifikat oder einen Leistungsausweis für den besuchten Lehrgang, in einigen Schulen allerdings nur nach Bestehen des Abschlusstests. Wer damit liebäugelt, ein europäisches Informatik-Einsteigerdiplom zu erwerben, für den könnte der europäische Computerführerschein ECDL (European Computer Driving Licence) von Interesse sein. Wer sich in den IT-Bereich umschulen lassen will, sollte auf ein anerkanntes Zertifikat wie beispielsweise alle SIZ-Diplome oder MSCA-/MSCE-Abschlüsse hinarbeiten und die spezifische Prüfung dafür machen.





Fazit

Der Lernerfolg hängt im hohem Masse von der Qualität der Dozenten ab - und vom Praxisbezug der Kursunterlagen.



Wer über längere Zeit eine Schule besuchen will, sollte auch auf deren Lage bedacht sein. Es ist besser, die Zeit für Hausaufgaben als für den Anfahrtsweg zu nutzen. Keinesfalls sollte ein Kurs am Telefon oder über die Website gebucht werden. Ein persönliches Gespräch mit einem Verantwortlichen vor Ort und ein Einblick in die Räumlichkeiten können viel zum späteren Lernerfolg beitragen. Sicher ist auch der Preis ein wichtiges Kriterium bei der Suche nach der richtigen Schule. Allerdings sollte dieser nicht allein ausschlaggebend sein.




Wer nun noch immer keine passende Schule gefunden hat oder sich noch nicht über die Art seiner Weiterbildung schlüssig ist, findet in der Sektion Weiterbildung auf InfoWeek online oder auf dem Webportal des schweizerischen Verbandes für Weiterbildung unter anderem Links zu Weiterbildungsinstitutionen im In- und Ausland, Informationen zum Lernfestival sowie Checklisten mit Fragen und Tipps für die Wahl des passenden Weiterbildungsangebotes.



Lesen Sie zudem in der Print-Ausgabe: Fünf grosse Informatikschulen in der Übersicht



Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Vor wem mussten die sieben Geisslein aufpassen?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER