Ein Phablet ist auch ein PC ist auch ein Laptop
Quelle: HP

HP Elite x3

Ein Phablet ist auch ein PC ist auch ein Laptop

Das HP Elite x3 ist sozusagen der MacGyver unter den Business-Smartphones. Es fungiert gleichzeitig als Phablet, PC und Laptop. Als wahrer Generalist, der vor allem Geschäftskunden neugierig machen soll, gibt sich das Gerät kaum Blössen und hat lediglich mit den inhärenten Defiziten des Betriebssystems zu kämpfen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2016/12

     

HP bringt mit dem Elite x3 ein Smartphone beziehungsweise Phablet auf den Schweizer Markt, das als Betriebssystem Windows 10 Mobile einsetzt. Was im ersten Moment als Anachronismus erscheint, angesichts der Tatsache, dass mittlerweile kaum Hersteller auf die Software aus dem Hause Microsoft setzen, ist nicht zuletzt der Ausrichtung des Gerätes geschuldet, dessen Features sich hauptsächlich an Geschäftskunden richten. Der neue Spross der HP-Familie hat aber auch für Privatkonsumenten einiges zu bieten.
Das Gerät ist robust gebaut und dennoch stilvoll im Design. Dank der Zertifizierung nach Schutzklasse IP67 ist es bedingt wasserdicht und sollte ein Eintauchen bis auf einen Meter Tiefe für kurze Zeit unbeschadet überstehen. Es erfüllt ausserdem die technische Militärnorm MIL-STD-810G, die besondere materielle Widerstandsfähigkeit suggeriert. Allerdings handelt es sich dabei um einen flexiblen Standard, bei dem die Hersteller die Testmethoden selber zusammenstellen können, weshalb diese Zertifizierung mit Vorsicht zu geniessen ist. Aus Rücksicht auf die Leihgabe haben wir diese Tests nicht durchgeführt und verlassen uns auf die Spezifikationen.

Leistungsfähige Hardware mit langer Akkulaufzeit

Die Rückseite des Elite x3 ist aus leicht rauem, schwarzen Plastik gefertigt und beherbergt nebst einer 16 MP Full HD Kamera und dem dazugehörigen LED-Blitz auch einen Fingerabdrucksensor, mit dem sich das Gerät entsperren lässt. Die Kamera schiesst bei normalen Lichtverhältnissen sehr farbecht wirkende Bilder, bekundet allerdings Mühe bei schlechtem beziehungsweise bei zu wenig Licht. In diesem Fall neigen die aufgenommenen Bilder zu einem Gelbstich. Die Vorderseite des Smartphones ist hingegen fast komplett mit Gorillaglas der vierten Generation überzogen. Am oberen rechten Rand sind eine 8 MP Kamera für Videotelefonie in Full HD mit 30 fps und die Iris-Kamera im Gehäuse eingelassen, die das Antlitz des Benutzers mit ein wenig Übung innert Sekundenbruchteilen erkennt und den Zugang zur Benutzeroberfläche freigibt. Nur den unteren Rand ziert eine verchromte und fein gelochte Plastikblende mit dem Logo von Bang & Olufsen, welche den darunterliegenden Lautsprecher des dänischen Herstellers schützt. Dieser überzeugt durch ausgeglichenen und klaren Klang. HP hat offensichtlich ein Herz für Audiophile, denn auch die mitgelieferten In-Ear-Kopfhörer sind hochwertig. Der Grossteil des Kabels ist mit Gewebe ummantelt, was die Abnützung und durch Reibung ausgelöste Störgeräusche minimieren soll. Der Klangteppich, der vom Soundsystem über die Ohrstücke in den Gehörkanal dringt, ist beeindruckend. Auch der Bildschirm weiss zu begeistern. Das Amoled Multitouch Display mit einer Bildschirmdiagonalen von 5,96 Zoll (15,14 cm) und einer Auflösung von 2560x1440 Pixeln mit 494 PPI (Pixels Per Inch) besticht durch satte Farben sowie gute Kontraste und eignet sich sehr gut, um bewegte Inhalte wie Filme oder Videoclips anzuschauen.
Das Elite x3 ist mit 64 GB Speicher und den üblichen Anschlüssen versehen: An der Unterseite befindet sich der mittig platzierte USB-C-Anschluss, während der Kopfhörer- und gleichzeitig auch Mikrofon-Anschluss an der Oberseite zu finden ist. In der linken Längsseite ist der Slot für zwei Nano SIM-Karten für den Betrieb von zwei Mobilanschlüssen eingelassen, wobei der herausnehmbare Träger auch eine MicroSD-Karte für zusätzlichen Speicherplatz aufnehmen kann, die dann aber den Platz einer SIM belegt. Die Einschalttaste und die beiden Tasten für die Lautstärkenregulierung sind dementsprechend an der rechten Längsseite angebracht. Obwohl das Elite x3 auf den ersten Blick riesig wirkt, ist es mit einem Gewicht von 194 Gramm angenehm leicht und liegt erstaunlich gut in der Hand. Dank der rauen Oberfläche des Gehäuses und der geringen Dicke von nur 7,8 Millimeter können es auch Nutzer mit relativ kleinen Händen ohne allzu grosse Verrenkungen sicher bedienen. Allerdings bleibt das einhändige Schreiben vielen wohl verwehrt. Gerade im Hinblick auf den Einsatz im Geschäftsumfeld erweist es sich als Vorteil, dass HP dem Gerät einen äusserst potenten Akku (Li-ion Polymer) gegönnt hat. Mit einem Fassungsvermögen von 4150 mAh ist dieser in der Lage, das Elite x3 selbst bei intensiver Nutzung fast zwei Tage lang in Betrieb zu halten, bevor es wieder aufgeladen werden muss. Erfreulich ist auch, dass der Ladevorgang deutlich weniger Zeit in Anspruch nimmt als die von HP dafür veranschlagten drei Stunden. Damit ist es bestens für den Ausseneinsatz geeignet. Und genau darauf zielt HP ab, denn das Gerät wird als One-Fits-All-Lösung angepriesen, die dem modernen, mobilen und vernetzten Mitarbeiter die Möglichkeit an die Hand gibt, die persönliche IT-Umgebung überallhin mitzunehmen und auf verschiedene Arten zu nutzen.

Ein Smartphone für alle Fälle

Das One-Fits-All-Konzept ist relativ einfach: Die Rechenleistung für die tägliche Arbeit wird vom Smartphone geleistet, das über eine Quad Core CPU des Typs Qualcomm Snapdragon 820 mit einer Taktfrequenz von 2,15 GHz und 4 GB Arbeitsspeicher verfügt. Für die flüssige Grafikdarstellung ist eine in der CPU integrierte Adreno 530 GPU zuständig, die ihre Arbeit zuverlässig verrichtet. Diese Performance ist – zumindest in unserem Test – mehr als ausreichend, um nativ auf dem Gerät laufende Apps wie die Office Suite ohne Einschränkung zu nutzen. Das Kernstück der Idee ist allerdings Continuum, eine Funktion, die in Windows 10 Mobile integriert ist. Damit lässt sich die Benutzeroberfläche des Smartphones über eine Verbindung auf einem externen Gerät wie zum Beispiel einem Monitor oder einem Beamer anzeigen und auch bedienen. HP hat dafür das Desk Dock konzipiert, das mit dem Elite x3 ausgeliefert wird und sowohl als Ladestation als auch als besagte Verbindung zu Peripheriegeräten dient, mit deren Hilfe das Smartphone wie ein PC genutzt werden kann. Dafür stehen verschiedene Anschlüsse bereit. Nebst der Buchse für die Stromzufuhr finden sich auf der Rückseite des Desk Docks ein Ethernet-Anschluss, zwei USB-A-Ports, ein USB-C-Port und ein Anschluss für ein Displayport-Kabel, das unverständlicherweise nicht im Lieferumfang enthalten ist. Das Smartphone kann auf der Vorderseite des Desk Docks auf einen hervorstehenden USB-C-Anschluss gesetzt werden. Jetzt bleibt nur noch, eine USB-Tastatur sowie eine entsprechende Maus mit den beiden USB-A-Ports des Desk Docks und dieses wiederum über den Displayport mit einem Monitor zu verbinden. Steckt man das Smartphone in das Dock, wird die Benutzeroberfläche nahtlos auf den Monitor übertragen und Windows schaltet in den Desktop-Modus. Die Abdeckung des Desk Docks ist mit Magneten fixiert und austauschbar. HP liefert nämlich zwei weitere Blenden mit. Eine davon hat eine breitere Aussparung, die ein Smartphone samt Hülle aufnehmen kann, die andere besitzt einen Anschluss für ein ebenfalls mitgeliefertes Verbindungskabel.
An dieser Schnittstelle offenbaren sich sowohl die Stärken als auch die Schwächen des Konzepts, die vornehmlich auf der Verwendung von Windows 10 Mobile als Betriebssystem fussen. Die Arbeit mit den nativ auf dem Smartphone laufenden Apps funktioniert wie bereits erwähnt dank dessen leistungsfähiger Hardware auch in der Desktop-Umgebung bestens. Wenn man das Elite x3 ausserdem mittels Adapterkabel (nicht im Lieferumfang enthalten) direkt an einen Beamer anschliesst, lassen sich zum Beispiel Präsentationen über das auf dem Bildschirm des Smartphones erscheinende Touchpad steuern. In diesen beiden Anwendungs-
szenarien kann Windows 10 Mobile sein Potential voll ausschöpfen.

Applikationen aus der Cloud

Auf der anderen Seite lassen sich viele Anwendungen, die ein Unternehmen unter Umständen seinen Mitarbeitern zur Verfügung stellen will, nicht ohne Weiteres in der mobilen Umgebung des Smartphones installieren. Glücklicherweise kann dieses Problem umgangen werden, indem x86-Anwendungen in einer Cloud-Umgebung virtualisiert und den Nutzern über eine Datenanbindung bereitgestellt werden. HP bietet dafür mit HP Workspace eine eigene Lösung an, für die allerdings jährliche Gebühren pro Nutzer anfallen. In der uns zur Verfügung stehenden Testumgebung waren nebst dem Paket Office 2013 auch die beiden Browser Chrome und Internet Explorer 11 installiert sowie Notepad, Acrobat Reader DC, Slack und Express Invoice. Während das Laden der Applikationen zügig vonstatten geht, mussten wir feststellen, dass es während der Nutzung der einzelnen Programme zu minimen Verzögerungen kommt, die sich störend auf den Arbeitsablauf auswirken. Dieses Verhalten liess sich sowohl während der Verbindung des Smartphones über WLAN als auch während der Anbindung mittels Ethernet über den Anschluss am Desk Dock reproduzieren. Es ist allerdings schwer zu sagen, was diese Performance-Probleme verursacht und ob sie allein ein Resultat der Latenz der Datenanbindung sind. Womöglich gibt es seitens HP eine Gelegenheit, diese softwareseitig zu lösen. Auch ein wenig gewöhnungsbedürftig ist die Tatsache, dass man sich bei jeder Sitzung neu im Workspace anmelden muss, die Login-Daten lassen sich leider nicht speichern. Dafür sind Anbindungen zu verschiedenen Cloud-Diensten wie Dropbox, Box.com und Google Drive in der Oberfläche integriert, um die eigenen Daten sicher zu verwahren.
Getragen und bereitgestellt wird HP Workspace von einem weltweiten Netz von Rechenzentren. Diese sind regional verteilt und stehen in Australien, Deutschland, Irland, Japan, Singapur und in den USA (eines in Kalifornien und eines in Virginia). Als Nutzer wird man immer mit dem Rechenzentrum in der eigenen Region verbunden – in unserem Falle jenes in Deutschland –, selbst wenn man sich auf einem anderen Kontinent befindet. Unternehmen können allerdings für Mitarbeiter, die viel in auswärtigen Regionen arbeiten, jeweils separate Verbindungsprofile zu Rechenzentren in diesen Gebieten anfordern, und ausserdem verspricht HP, dass in Zukunft weitere Rechenzentren für die Nutzung von HP Workplace dazugeschaltet werden. Schliesslich gibt es für Unternehmen auch die Möglichkeit, andere Cloud-Infrastrukturen zu verwenden und anzubinden, etwa via Citrix oder Vmware.

Lap Dock als Notebook-Ersatz

Wenn man nur das Smartphone mit sich trägt, hat man leider keinen Zugriff auf den HP Workspace, denn dafür wird eine Verbindung mit Continuum vorausgesetzt. Für Nutzer, die viel unterwegs sind, hat HP deshalb das Lap Dock entwickelt. Was aussieht wie ein kleines Notebook, ist in Wahrheit nur ein 12,5-Zoll-Full-HD-Bildschirm mit einer vollwertigen Tastatur und einem Trackpad. Das Gehäuse enthält lediglich einen grossen Akku für eine möglichst lange Laufzeit sowie einen NFC Chip, über den sich das Elite x3, das ebenfalls mit einem solchen ausgestattet ist, kontaktlos mit dem Dock verbinden lässt. Zusätzlich lassen sich die beiden Geräte auch über USB-C-Kabel sowie Wireless verbinden. Der Vorteil dieser Bauweise ist, dass das Lap Dock ohne Lüfter auskommt und gerade einmal 1 Kilogramm wiegt. Ausserdem beherbergt es auch keinen Speicher und somit keine Daten, weil diese auf dem Smartphone oder in der Cloud verbleiben; ein wichtiger Aspekt in Bezug auf die Datensicherheit. Auch kann man das Smartphone während der Arbeit am Lap Dock weiterhin für andere Dinge wie zum Beispiel Anrufe nutzen. Der Nachteil ist allerdings, dass man zusätzlich zum Smartphone ein weiteres Gerät braucht, um den vollen Leistungsumfang des Elite x3 auszuschöpfen. Das Lap Dock ist in der Schweiz zu einem Strassenpreis von 599 Franken erhältlich. Wir durften das Gerät schon vorab bei einer Vorführung testen.

Arbeitstier mit Verbesserungspotential im Software-Bereich

Trotz kleiner Unzulänglichkeiten, die sich aus dem noch nicht völlig ausgereiften Zusammenspiel von Hard- und Software ergeben, muss man HP für das Elite x3 und das darunterliegende Konzept Respekt zollen. Es ist ein Versuch, die Zukunft der mobilen und vernetzten Arbeit mitzugestalten. Ausserdem lässt sich Software verbessern, weshalb noch nicht abzuschätzen ist, wie sich das Ökosystem des Elite x3 weiterentwickeln wird. Ob sich die Anschaffung des Business-Smartphones, das in der Schweiz für 899 Franken erhältlich ist, für Unternehmen lohnt, hängt letztlich von den Bedürfnissen deren Mitarbeiter ab. Es gibt unzählige Szenarien, in denen der Einsatz solcher Geräte vorstellbar ist. Vor allem auch deshalb, weil das Elite x3 auf der Rückseite über fünf kleine Pogo Pins verfügt, die es ermöglichen, Geräte von Drittanbietern wie zum Beispiel Kartenleser und dergleichen anzuschliessen. Man darf also gespannt sein, was sich HP und dessen Partner noch einfallen lassen, um das ohnehin schon üppige Paket zu erweitern. (luc)


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