Sozialkompetenzen mehr gewichten

von Alfred Breu, ICT Berufsbildung Schweiz

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2012/01

     

Einmal mehr steht ein IT-Mitarbeiter im Gespräch, der Daten seines Arbeitgebers «geknackt» und missbraucht hat. Die Konsequenzen sind für alle Beteiligten gravierend. Doch werden es nicht nur die bekannten Fälle sein, die Sorge bereiten. Wir müssen leider davon ausgehen, dass Datenmissbrauch schon fast auf der Tagesordnung steht. Wir kennen ja nur die spektakulären Fälle, die den Weg in die Medien geschafft haben. Und reflexartig werden gleich technische Massnahmen dagegen besprochen. Was allerdings die Systeme weiter kompliziert und fast unüberschaubar machen.


Ich denke, dass ein anderes Thema mehr Aufmerksamkeit verlangt. Mir fällt seit langem auf, dass bei der Rekrutierung immer nur die Fachkompetenz im Vordergrund steht. Betriebsvertreter bekommen leuchtende Augen, wenn Schülerinnen und Schüler schon programmieren oder Server einrichten können und Tag und Nacht vor dem PC sitzen. Selbst Lehrlingsinserate werden in diese Richtung formuliert. Dass diese Menschen kaum Freunde haben und wenn, dann in der Regel Gleichgesinnte, wird nicht beachtet. Eine Lehrerin sagt dazu: «Die mit den guten Noten sind gleich weg, selbst wenn sie absolut unsozial und Egozentriker sind.»
Die Informatik hat zu lange Leute ausgewählt, die vor allem zur Selbstverwirklichung dem Beruf nachgehen. Was zu den bekannten Problemen führte, dass die eigene Vorstellung für eine Entwicklung massgebend war, nicht der Kundenwunsch. Da braucht es ein neues Denken. Natürlich sind die Fachkompetenzen wichtig, unbestritten. Aber mindestens so wichtig sind die Sozialkompetenzen, die Integrität der Personen, deren Umgang mit Kollegen und Kolleginnen und Kunden. Wir brauchen Leute mit der guten Mischung, die dafür sorgen, dass Kunden jedes Mal zufrieden sind. Und die zwischen Mein und Dein immer unterscheiden können!


Schlussendlich sind wohl auch Massnahmen nötig wie Geheimhaltungsvereinbarungen mit allen Konsequenzen im Schadenfall, aber auch Massnahmen in der Ausbildung in Betrieb und Schule. Es ist aufzuzeigen, dass jede gesehene Information so behandelt werden muss, wie beim Bankkassier die Banknoten – eben die Differenz zwischen Mein und Dein zu beachten ist!



Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Wie hiess im Märchen die Schwester von Hänsel?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER