Preisüberwacher: Schweizer Internet-Nutzer werden abgezockt

Schweizer Internet-Abonnemente sind laut dem Preisüberwacher drastisch teurer und bieten zudem tiefere Bandbreiten als Angebote in den Nachbarländern. Gefordert wird eine Gesetzesänderung für tiefere Preise.
28. Oktober 2011

     

Der eidgenössische Preisüberwacher Stefan Meierhans hat in einer 32-seitigen Analyse aufgezeigt, dass Schweizer Internetabonnemente drastisch teurer sind als jene der Nachbarländer. In der Standardkategorie, die Angebote mit Download-Geschwindigkeiten von fünf bis acht Mbit/s beinhaltet, kostet das günstigste Schweizer Abonnement 83 Prozent mehr als der Durchschnitt der günstigsten Angebote der Nachbarländer. Konkret heisst das: Sunrise click&call 5000+, das günstigste Schweizer-Abo der Kategorie B, kostet 25 Franken mehr als die günstigsten Angebote aus Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien. Auch in allen anderen Kategorien schneiden die Schweizer Angebote im Vergleich mit jenen der Nachbarländer am schlechtesten ab.

Riesige Unterschiede bei der Bandbreite

Weiter kommt Meierhans zum Schluss, dass Schweizer deutlich langsamer surfen als Nutzer mit preislich ähnlichen Angeboten in den Nachbarländern. Besonders Swisscom macht im Direktvergleich keine gute Figur: Während der führende Telekom-Anbieter für rund 55 Franken eine Bandbreite von 2 Mbit/s bietet, bekommt man bei Betreibern in den Nachbarländern für 50 Franken Bandbreiten zwischen 20 Mbit/s und 100 Mbit/s, surft also bis zu 50 mal schneller. Sunrise und upc cablecom bieten für denselben Preis Anschlüsse mit einer Geschwindigkeit von 5 Mbit/s.
Nicht weniger beachtlich sind die Preisunterschiede bei der DSL-Technologie. Hier kostet das Standardangebot von Swisscom durchschnittlich 78 Prozent mehr als vergleichbare DSL-Angebote von Betreibern in den Nachbarländern. Die Angebote von Sunrise sind immerhin noch gut doppelt so teuer wie jene alternativer Anbieter im Ausland.

Swisscom wehrt sich

Stefan Meierhans fordert eine baldige Revision des Fernmeldegesetzes in der Schweiz. Dadurch sollen der Wettbewerb angeregt und Preise gesenkt werden. Swisscom äussert sich in einer Pressemeldung zu den Ergebnissen des Vergleichs und bezeichnet eine Revision als „unnötig“, zumal der Bundesrat bereits vor über einem Jahr nach einer umfassenden Analyse eine solche Revision abgelehnt habe. Ausserdem würde der Preisüberwacher die Kaufkraftparität nicht berücksichtigen, was sich aufgrund des schwachen Euros besonders nachteilig für Preisvergleiche mit dem Schweizer Markt auswirke.


Auch Sunrise nimmt in Form einer Pressemeldung Bezug zu den Erkenntnissen aus der Analyse. Im Gegensatz zu Swisscom unterstütz das zweitgrösste schweizerische Telekommunikations-Unternehmen die Forderungen des Preisüberwachers, das Fernmeldegesetz zwecks tieferer Tarife anzupassen.
(vs)


Weitere Artikel zum Thema

Sunrise lanciert Surf-Flatrate für Prepaid-Kunden

2. Oktober 2011 - Sunrise erweitert sein Prepaid-Angebot "Sunrise go Dayflat" mit einer Flatrate für das Surfen im Internet.

Swisscom bündelt Festnetz, Internet und Handy für KMU

1. September 2011 - Swisscom ergänzt sein Festnetz- und Internet-Kombiangebot für kleine und mittlere Unternehmen mit einem Natel-Abo.

Schnelleres Internet für Swisscom-Kunden

16. August 2011 - Privat- und Geschäftskunden von Swisscom-DSL können bald schneller im Internet surfen. Die Abopreise werden nicht erhöht.

Kommentare
Der Preisüberwacher ist eine Organisationseinheit mit ca. 15 Vollzeitstellen. Ich gehe davon aus dass Herr Meierhans in der Lohnregion von CHF250K und sein Team im Schnitt bei 150K ist. Das gibt auch ein schönes Optimierungspotential von Steuergeldern. Oder ist sein Leistungsausweis das Geld wert ?
Freitag, 28. Oktober 2011, Christoph

Wir sind Anfang 2011 aus Deutschland in die Schweiz gezogen, und verstehen so manche Preisgestaltung hier auch nicht. Dass die Internet-Versorgung in der Schweiz durchweg wesentlich teurer und wesentlich langsamer als in DE ist, stimmt vollkommen. In den letzten 15 Jahren haben wir in Deutschland NIE Probleme mit unseren Internet-Dienstleistern gehabt, und auch die Qualität der gelieferten Leistung war perfekt. Hier in der Schweiz fühlen wir uns um 5 Jahre zurück versetzt. Es gibt viel zu wenig Wettbewerb! Da wir beruflich auf das Internet und auf schnelle Verbindungen angewiesen sind, ums ärgerlicher. Für eine Leistung, die in DE 400 EUR pro Monat kosten würde, müssten wir hier 2'000 CHF zahlen (!!!). Wir bedauern die Preisentwicklung in CH sehr - insbesondere für die Schweizer, die hier mit ihren Einkommen klar kommen müssen. In unserem (total normalen Nicht-Nobel-) Ort kostet ein Päckchen Butter CHF 4.50, über Wohnungspreise wollen wir gar nicht erst reden. Wir verstehen nicht, wer hier profitiert - die Schweizer Bevölkerung ist es jedenfalls nicht.
Freitag, 28. Oktober 2011, Alex

Dass die Preise in der Schweiz höher sind, ist bedauerlich. die zu 50% dem Bund gehörende Swisscom hat aber auch ein Quasi-Monopol (den Bund hat sicher mehr als ausreichende Interventionsmöglichkeiten). Und da es auch in Schweiz (einein?) Konkurrenten gibt, der ein besseres Preisleistungsverhältnis anbietet, hat der Kunde die Wahl. Wenn man der Swisscom niedrigere Preise verordnet, verlieren Sunrise und cablecom ihren Vorteil und werden aus dem Markt gedrängt! Dass neuerdings Preise per Gesetz festgelegt werden sollen, ist eine gefährliche Entwicklung. Gesetzlich festgelegte Preise, Minimallohn, Maximallohn, quo vadis helvetia?
Freitag, 28. Oktober 2011, Ben

Die Preisunterschiede mögen massiv sein, wenn man aber in deutschen Foren unterwegs ist und da dauernd von Ausfällen, inkompetentem Support, instabilen Verbindungen und maximal DSL 7000 bereits am Stadtrand liest, ist man doch gerne bereit etwas mehr zu bezahlen. Dafür gibt es so gut wie keine Störungen, meistens 10% mehr Bandbreite wie man eigentlich zugute hätte, ein klein wenig anständigere Uploadgeschwindigkeiten und noch Extras wie E-Mailadressen und einen guten Support. Geiz ist keineswegs immer geil!
Freitag, 28. Oktober 2011, Deville

Reformen und ohne habgier !
Freitag, 28. Oktober 2011, Berger

Jemand muss doch die viele Werbung der Telecomfirmen bezahlen. Der Aktionär bestimmt nicht! Wo soll denn das Geld herkommen wenn nicht von den Kunden und Abonnenten? In der Schweiz als Hochpreisinsel kann man sich solches erlauben. Die Kunden haben keine andere Wahl.
Freitag, 28. Oktober 2011, Henry



Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Vor wem mussten die sieben Geisslein aufpassen?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER