Ein Blick in die Kristallkugel
Quelle: Vogel.de

Ein Blick in die Kristallkugel

Was Unternehmen 2010 beim Storage erwarten können – Ein Brancheninsider blickt auf die Storage-Brennpunkte 2009 zurück und schildert die aktuellen Trends beim Speichern von Daten.
28. Januar 2010

     

Wir schreiben das zweite Jahrzehnt des zweiten Jahrtausends und die Zeichen stehen auf Optimierung. Die Finanzkrise hat die IT-Branche nicht so stark getroffen wie andere Branchen. Zwar wurde nicht jede noch 2008 geplante Investition 2009 auch realisiert. Trotzdem wurden überraschend viele Projekte umgesetzt. Insgesamt ist spürbar, dass die Botschaft des «Weniger ist mehr» auch in der IT angekommen ist. Sah die IT-Branche Anfang 2009 mit gemischten Gefühlen in die Zukunft, herrscht nun Aufbruchsstimmung. Goldman Sachs prognostiziert für 2010 eine Belebung des Marktes mit steigender Investitionsneigung.


Nicht nur die Branche selbst, auch die Herausforderungen der IT in den Unternehmen haben die Krise überlebt: Die Effizienz der Rechenzentren lässt sich de facto immer noch erheblich verbessern. In vielen Unternehmen sind Einsparpotentiale noch nahezu ungenutzt. Insgesamt könnte die IT-Infrastruktur flexibler sein.


So gesehen ist es kein Wunder, dass Virtualisierung und Cloud Computing laut Goldman Sachs 2010 im Fokus des Interesses stehen. Die Grundlagentechnologie ist mittlerweile ausgereift und auf einem hohen Niveau bei Bandbreite und Performance angekommen. Hinzu kommt die Entwicklung der Virtualisierung über die Welt der x86-Prozessoren hinaus, so dass Kunden eine grosse Bandbreite an Möglichkeiten zur Verfügung haben. Aber auch Flexibilität, Wirtschaftlichkeit, Umweltschutz und operative Performance sind Aspekte, die IT-Verantwortliche zunehmend beschäftigen.


Fortgesetzter Trend: Cloud Computing und Virtualisierung


Cloud Computing hat ein Niveau erreicht, auf dem Cloud-Services nicht nur technisch möglich, sondern auch praktisch umsetzbar sind. Im Markt wird kräftig investiert. Der Vorteil ist klar: Mit Cloud Computing und den daraus resultierenden Cloud-Services wird «IT» nun zu dem Service, den Konzepte wie Utility Computing oder Storage-on-Demand bereits vorzeichneten. Unternehmen haben jetzt die Wahl, ob und wie viel Cloud sie einsetzen wollen – oder ob sie gleich ganz auf eine eigene IT verzichten.

Der IT verspricht Cloud Computing flexible Skalierbarkeit, Bezahlung nach Bedarf und berechenbare Kostenstrukturen bei verbessertem Datenzugriff. Aus kaufmännischer Sicht bietet Cloud Computing den Vorteil, dass Unternehmen Kapitalaufwendungen durch betriebliche Aufwendungen ersetzen und mehr Produktivität und Innovationsleistung bei geringeren Kosten erzielen können. Cloud Computing oder IT as a Service ist ein echter Paradigmenwechsel und markiert den Trend zu einer serviceorientierten Auffassung der Rolle der IT. Den Kunden eröffnet sich ein völlig neuer Gestaltungsspielraum. Interne Cloud-Strukturen sind ebenso denkbar wie die Nutzung externer Clouds, herkömmliche Strukturen lassen sich um Cloud-basierte Strukturen ergänzen.


Allen drei Möglichkeiten ist eines gemeinsam: Virtualisierung lässt die Technik weiter in den Hintergrund treten. Konsolidierung sorgt für Verdichtung, so dass Infrastrukturen flexibler, leistungsstärker und belastbarer denn je sein müssen. Dem Storage kommt hier eine in jeder Hinsicht wesentliche Rolle zu. Wer sich 2010 mit der Zukunft seiner IT-Infrastruktur auseinandersetzt, wird sich also auch mit den Datenspeichern befassen müssen und Kosten, Verfügbarkeit, Skalierbarkeit, Managementqualität und Performance auf den Prüfstand stellen. Storage-Konsolidierung ist eine IT-Herausforderung, die auch 2010 für zahlreiche Unternehmen auf der Agenda stehen wird – im Verbund mit Servervirtualisierung und nicht zuletzt Cloud Computing.


FCoE treibt Datacenter-Vereinfachung voran


Virtualisierung bei Servern und Storage hat bereits einiges zur Vereinfachung der IT-Infrastruktur beigetragen. Geht man noch einen Schritt weiter und bezieht auch die Netzwerkebene ein, lässt sich auch hier das Potential der Konsolidierung nutzen. Fibre Channel over Ethernet (FCoE) ist das Protokoll, das Speicher- und Kommunikationsnetzwerke zusammenführt und den Aufwand für Verkabelung, Anschlüsse und letztlich auch Stromverbrauch deutlich reduziert. Die Abnahme der FCoE-Spezifikation durch die ANSI ist in der Endphase. Für 2010 wird mit steigender Nachfrage gerechnet.


Die Vorteile von FCoE liegen auf der Hand: es werden deutlich weniger Kabel benötigt. Statt wie bisher vier Verbindungen bei redundanter Anbindung (zwei für Ethernet und zwei für Fibre Channel) verlassen den Server nur noch zwei FCoE-Kabel. Auch kommt FCoE mit weniger und güns-tigeren Netzwerkkomponenten aus: Anstatt teurer Host-Bus-Adapter und FC-Switches lassen sich preisgünstigere Ethernet/DCB-Switches verwenden. Dies spart nicht nur Kosten bei der Investition in die Netzwerk-Hardware. Da nur ein gemeinsames Netz betrieben wird, nehmen auch die Komplexität der Infrastruktur und der Aufwand für die Administration ab, was sich positiv auf die TCO auswirkt. Zudem sinken der Platzbedarf und der Energieverbrauch. Letzteres ist auch ganz im Sinne einer umweltfreundlichen und ressourcenschonenden IT (Stichwort Green IT), die im Rahmen der CO2- und Klimadebatte stark an gesellschaftlicher Bedeutung gewinnt.


Ein weiterer Vorteil von FCoE besteht darin, dass sich durch eine nahtlose Anbindung an bestehende Ethernet- und Storage-Netzwerke die bewährten Technologien weiter nutzen lassen. So ist das SAN-Management für FCoE und Fibre Channel vollständig kompatibel. Zudem kommt das Protokoll mit nur einem Leitungstyp aus. Aufgrund der geringeren Leistungsaufnahme ist eine bessere Kühlung im Rack möglich. Da sowohl Ethernet-Komponenten, als auch Fibre-Channel-Geräte weiterhin im Netzwerk nutzbar bleiben, ist der Investitionsschutz hoch. Nicht zuletzt verhindert die 10-Gigabit-Ethernet-Technik ungewollte Beschränkungen der Geschwindigkeit und sichert so eine gleichbleibend hohe Performance.


Wer den Trend bereits 2009 verfolgt hat, kann sich auf dieses Jahr freuen. Denn auch für 2010 ist in diesem Umfeld mit weiteren Neuentwicklungen zu rechnen.

Solid State Storage


Nach den Versuchen Mitte der 90er-Jahre sind Solid State Disks praxis-tauglich wieder aufgetaucht. Die Technik verspricht nicht nur Performance, sondern auch Verschleissfreiheit, da die Mechanik von Plattenlaufwerken entfällt. Noch sind Solid State Disks hochpreisig und kommen im Enterprise-Segment nur für Spezialbereiche in Frage. Aber das wird sich 2010 sehr schnell ändern. Eine interessante Option zum Speichertausch sind Beschleunigerkarten und/oder Cache-Erweiterungen mit Solid-State-Technik für herkömmliche Disks.


Storage-Effizienz und Green IT


Steigt die Datenmenge, wird das Problem oft mit der Beschaffung weiterer Speicherkapazitäten gelöst. Die Auswirkung auf die Energiebilanz wird nicht berücksichtigt, da für eine Deckelung oder Optimierung des «Kilowatt-Budgets» mangels Abstimmung niemand zuständig ist. Das Ergebnis ist steigender Strombedarf im Rechenzentrum. Die Beschaffung weiterer Kapazitäten löst jedoch nicht das Kernproblem. Das simple Hinzufügen weiterer Speicherplatten potenziert die Nachteile ohnehin schon schlecht ausgenutzter Datenspeicher und lässt gleichzeitig den Strombedarf wachsen. IT-Entscheider sind gefordert, den richtigen Weg zu finden – ohne Unsummen für den Bau weiterer Rechenzentren auszugeben und ohne höhere Stromkosten zu bezahlen. Laut Gartner sind die Stromkosten der am schnellsten steigende Kostenfaktor im Datacenter. Pro Jahr lassen sich allein durch die Stilllegung eines einzigen x86-Servers 400 US-Dollar an Stromkosten sparen. Ob man sich nun Green IT oder mehr Effizienz auf die Fahnen schreibt, der Effekt ist derselbe: Ineffiziente «Stromfresser» werden durch energieeffizientere Systeme ersetzt und um rationalisierte Infrastrukturen ergänzt. Die CO2-Debatte wird auch 2010 geführt werden. Green IT kann dazu einen Beitrag leisten, ob als Nebeneffekt von Konsolidierungen oder als Ausdruck der Unternehmensstrategie.


Daniel Bachofner ist Country Manager Switzerland beim Storage-Anbieter Netapp.




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