Kolumne: Unternehmenskultur

29. Februar 2020 - Fabian Dütschler legt dar, warum gelebte Kultur im Unternehmen mindestens genauso wichtig ist, wie das Business selbst.

Heute möchte ich mich einem sehr wichtigen und ansprechenden Thema widmen, das die meisten Personen von uns betrifft: der Unternehmenskultur.

Was ist eigentlich das Ziel von einem Unternehmen in Bezug auf die Mitarbeitenden? Jedes Unternehmen möchte Menschen, die Höchstleistungen erbringen. Dies kann man meiner Meinung nach nur mit zufriedenen Personen erreichen. So stellt sich die Frage: Wann sind Mitarbeitende zufrieden? Meine Beobachtungen im Markt zeigen, dass nur wer die drei Punkte Aufgabengebiet, Entwicklungsmöglichkeiten und eine motivierende, verstandene und wertschätzende Kultur gleichermassen sicherstellen kann, die Möglichkeit hat, eine maximale Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu erreichen.

Für viele Unternehmen ist Unternehmenskultur jedoch ein Fremdwort. Viele Manager in Schweizer KMU und Grossunternehmen haben als höchste Priorität und Aufgabe, Geschäftsstrategien, Programme für Einsparungen, neue IT-Systeme oder Arbeitsoptimierungsprozesse einzuführen. Diese bereits komplexen Punkte sind sehr wichtig und herausfordernd und werden oft über das Thema «Unternehmenskultur» gestellt, à la: «Zuerst das Business und danach Kultur». Genau diese Manager sind meistens Spezialisten in ihrem Fachgebiet und nicht in HR-Themen ausgebildet. Fachliche Veränderungsprozesse ohne gleichzeitige Entwicklung der Unternehmenskultur können verheerende Auswirkungen auf das Unternehmen und deren Mitarbeitenden haben, da die Mitarbeiterzufriedenheit sinken kann und es schliesslich zu Kündigungen auf Mitarbeiterseite kommt.

«Kultur steht über allem.» In meiner über 13-jährigen Erfahrung im Rekrutierungsbereich habe ich bezüglich Unternehmenskulturen bereits einiges gesehen. Die wirtschaftlich erfolgreichsten Unternehmen, meistens die Unternehmen, die die besten Mitarbeitenden anziehen können, sind immer auch die Unternehmen mit der stärksten Unternehmenskultur. Mitarbeitende von Unternehmen wie Apple oder Google haben ein System gemeinsamer Muster des Denkens, Fühlens und Handelns sowie Werte, die von allen getragen und gelebt werden. Die Kultur ist tief in der DNA drin und kann nicht einfach übersehen oder wegdiskutiert werden. Jede Handlung und Entscheidung ist abhängig von der Kultur.

Die meisten Schweizer Durchschnittsunternehmen haben jedoch irgendwelche Floskeln, die einmal von einem Geschäftsführer oder vom Management definiert wurden, und die vielleicht noch im Eingangsbereich an der Wand stehen, jedoch nicht gelebt werden, oft weil das Tagesgeschäft – oder mit anderen Worten die Performance – über den Werten steht.

Gerade wenn es um gefragte Fachspezialisten im IT-oder auch im Gesundheitsbereich geht, ist eine gute Unternehmenskultur unabdingbar für das Halten und Binden dieser Spezialisten, da die Kultur und das Aufgabengebiet bei den meisten Arbeitnehmern oft wichtiger sind als das Geld.
Firmen, die starke und mitarbeiterfreundliche Werte definiert haben und diese auch leben, haben die besten Chancen, gut spezialisiertes Personal zu gewinnen und zu halten. Ein wichtiger Grund dabei ist, dass sich eine gute Unternehmenskultur im Markt sehr schnell herumspricht und dadurch entsprechend motivierte Leute angezogen werden.

Wer neben Prozessen, Unternehmensstrukturen und neuen Technologien auch die Werte und die Kultur im Unternehmen optimiert, hat eine Chance, langfristig erfolgreich zu sein und vorne mitzuspielen.

Als Mitarbeiter möchte ich am liebsten dort Karriere machen, wo eine Kultur gelebt wird, die vielleicht sogar von den Mitarbeitenden selbst definiert wurde. Meiner Meinung nach macht es Sinn, dass man die Mitarbeitenden bei der Definition der Werte bereits stark involviert und sogar bemächtigt, diese auszuwählen.



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