Microsoft streicht Gratis-Lizenzen für Partner

von Matthias Wintsch

9. Juli 2019 - Microsoft entzieht seinen Partnern per 1. Juli 2020 die Gratis-Lizenzen, die bisher für den internen Betrieb bestimmt waren. Auch die im Partnerprogramm verwurzelten Support-Tickets werden zum Teil abgeschafft.

Die Gratis-Lizenzen für Microsoft-Produkte, die Microsoft-Partnern für den internen Betrieb bisher kostenlos zur Verfügung gestellt wurden, werden gestrichen. Im betreffenden Artikel auf dem Partnerportal heisst es, dass man die Lizenzen im Rahmen der Internal Use Rights (IUR) per 1. Juli 2020 abschaffen wird. Gratis-Lizenzen soll es fortan nur noch für Geschäftsentwicklungsszenarien wie Demonstrationszwecke, Lösungs- und Dienstleistungsentwicklung sowie interne Schulungen geben. Ab Oktober 2019 würden Lizenzen anhand der erworbenen Competencies vergeben, genauere Informationen dazu bleiben aber aus. Mit dem Kommentar, dass weitere Lizenzen für den Betrieb anschliessend kommerziell erworben werden könnten, schliesst die Mitteilung. Betroffen sind sowohl Partner im Action Pack-Programm wie auch Silver- und Gold-Partner. Ebenfalls ändert das Modell für den technischen Support für Microsoft-Partner. Die kostenlosen Support-Tickets sollen schon ab August 2019 wegfallen und mit einer kleineren Anzahl Tickets ersetzt werden, die man für Competencies zugesprochen bekommt.

Die Partner wurden von Microsoft in einer anfangs eher unscheinbar wirkenden Mitteilung informiert, seit da schäumen die Betroffenen. So äusserte sich unter anderem Kelvin Kirby, hochrangiges Mitglied der International Association of Microsoft Channel Partners UK und selbst Gold-Partner mit seinem Unternehmen Technology Associates, auf Facebook zu Wort und bezeichnete das Einstellen der IUR-Lizenzen als "den schlechtesten Schritt von Microsoft in 30 Jahren". Für viele Partner dürfte der reguläre Kauf der für den Betrieb benötigten Lizenzen ein erhebliches und ungeplantes Loch in der Betriebskasse hinterlassen. So kommentiert ein Schweizer Partner gegenüber "Swiss IT Magazine": "Für uns als Kleinunternehmung ein Schlag ins Gesicht. Wir haben nun ein Jahr Zeit, unsere Strategie betreffend Nutzung von Microsoft Produkten in der eigenen IT-Infrastruktur, sowie in der Cloud zu überdenken, sodass wir von den Lizenzkosten nicht erschlagen werden." Ein anderer Partner fragt sich derweil, welche Anreize es für den Partnerstatus danach noch gibt und ob die Aktion ein Mittel zur Bereinigung der Partnerlandschaft ist.

Mit der Ankündigung beweist Microsoft wenigstens gutes Timing, beginnt doch am 14. Juli die Microsoft-Partnerkonferenz Inspire in Las Vegas, wo sich das Unternehmen spätestens den kritischen Fragen der Partner stellen werden muss.

Update: Microsoft hat sich zum Fall geäussert und bittet um Geduld bis zur Inspire, wo vollumfänglich über das neue Partnerprogramm informiert wird. Tobias Steger, PR & Communications Lead Microsoft Schweiz, kommentiert: "Wir entwickeln unser Partnerprogramm kontinuierlich weiter. Die Änderungen an den Lizenzen sind ein kleiner Teil des neuen Programms, welches an der Inspire 2019 vollständig vorgestellt wird. Ich bin überzeugt, dass es in Zukunft für die Partner auch eine Reihe positiver Punkte geben wird, welche die fehlenden Lizenzen kompensieren werden."

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