Grosse Tore auf kurze Distanz

von Matthias Wintsch

9. Juni 2018 - Der Kurzdistanz-Beamer Allegro von LG lässt auch in beengten Szenarien grosses Kino- und Stadiongefühl aufkommen.

ie Fussball-Weltmeisterschaft steht unmittelbar vor der Tür und manch einer überlegt schon, wie und wo die Spiele verfolgt werden sollen. Wenn man Stadion-Feeling sucht, führt wohl kein Weg an einem Public Viewing oder gar einem teuren Ticket nach Russland vorbei. Falls man den wilden Fan-Partys aber eine private Grillparty vorzieht, ist ein würdiger Bildschirm die Mindestanforderung. Leider ist der Fernseher oft zu klein für die ganzen Grillparty-Gäste, und die Terrasse ist zu kurz für einen normalen Beamer. Eine Möglichkeit, alle diese mühsamen Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, ist es, sich einen Kurzdistanz-Beamer anzuschaffen. Den optimalen Kurzdistanz-WM-Beamer bereit zu haben, das verspricht LG mit dem Modell Allegro HF85JS. "Swiss IT Magazine" hat das Gadget ins Testcenter geholt, um herauszufinden, ob die WM denn auch wirklich schon kommen kann.


Kurzpassspiel der Technologien

Das besondere an Kurzdistanz-Beamern, ist, wie der Name schon sagt, die geringe Projektionsdistanz zur Leinwand. Konkret auf den Allegro bezogen erreicht man mit einer Distanz von knapp acht Zentimeter zur Leinwand ein Bild mit vollen zwei Metern Bildbreite, wenn man das Gerät mit 20 Zentimeter Abstand zur Wand platziert, gar eine Bildbreite von mehr als zweieinhalb Metern. Das Gerät wird also direkt vor die Projektionsfläche gestellt, etwa auf ein TV-Möbel oder ein Sideboard. Die Vorteile liegen auf der Hand: Es sind keine Wand- oder Deckenhalterungen notwendig und wenn jemand für den Torjubel abrupt aufstehen sollte, so kann der Kopf nicht versehentlich in den Lichtkegel geraten und die Wiederholung verdecken. Generell gilt aber: Kurzdistanz-Beamer kommen zum Einsatz, wenn die Montage eines regulären Projektors aus Platz- oder Aufwandsgründen nicht sinnvoll ist. Ein weiterer daraus resultierender Vorteil ist die Mobilität, da die Installation durch den geringen Platzaufwand einfacher ausfällt.

Der Allegro wird mit der zugehörigen Magic Remote von LG sowie Netzteil, Handbuch und dem Lampenschutz für den Beamer ausgeliefert. Bezüglich Anschlüssen und Kompatibilität weiss der Allegro zu überzeugen: Mit je zwei ­HDMI- und USB-Anschlüssen können PC, Set-Top-Box, Spielkonsole oder ähnliches angeschlossen werden und dank Screen-Sharing-Funktion ist auch eine kabellose Verbindung mit Smartphones, Tablets oder Windows-10-Laptops via Bluetooth problemlos möglich. Letztere Option ist für die WM-Spiele jedoch nicht zu empfehlen, da die Übertragungsrate für hochauflösende, bewegte Bilder leider nicht wirklich ausreicht. Für Benutzer von Apple-Geräten oder Google-­Pixel-Devices steht diese Funktion zudem nicht zur Verfügung – vermutlich, weil beide Firmen ein Konkurrenzprodukt zur Screen-Sharing-Technologie auf dem Markt haben, welches genutzt werden soll. Weiter verfügt der Allegro über einen Audio-Jack, einen optischen Audio­ausgang und einen Ethernet-Anschluss. Das Gerät ist ausserdem WLAN-fähig und kann per Bluetooth zudem kabellos mit einem Wireless-Audiosystem kommunizieren.

Auch per USB-Anschluss kann man den Beamer mit Bildmaterial füttern: Über den internen Datei-Browser wird auf einen eingesteckten USB-Stick zugegriffen, der Medien-Player spielt die gängigsten Formate problemlos ab. Auch Office-Dateien können mit der integrierten Smart Office App dargestellt werden, auch wenn hierbei die Darstellung nicht ganz dem Soll entspricht. Besonders bei der genauen Wiedergabe von ­Powerpoint-Präsentationen schwächelt das Gerät, viele Bilder in Folien werden beispielweise nur reduziert geladen, weil, so die Fehlermeldung, der interne Speicher nicht ausreiche.


Scharfe Bilder, scharfe Schüsse

Da es bei allen WM-Gruppenspielen zum Spielstart noch taghell sein wird, muss der Projektor trotz solch widriger Umstände selbstverständlich ein gutes Bild liefern. Durch den Einsatz von besonders hell strahlender und langlebiger Laser-LED-Technologie verspricht LG, diesbezüglich überzeugen zu können. Im ersten Testszenario, bei offener Fensterfront und Sonnenschein, war das Ergebnis aber leider nicht ausreichend. Bei so viel Licht im Raum reicht die Helligkeit der Laser-LED-Lampe schlicht nicht aus, quasi ein Pfostenknaller. Mit geringer Abdunklung, die im Raum nur schwach spürbar ist, wirft der Allegro jedoch schon ein bedeutend besseres Bild an die Wand, mit dem ein Fussballspiel Spass macht. So sieht man das Tor auch endlich wieder richtig ? Treffer beim Nach-
schuss.

Der Allegro muss sich definitiv nicht hinter seiner Bildqualität verstecken, die verbaute Lampe liefert 1500 Lumen und ein Kontrastverhältnis von 150’000:1, welches in einer nativen Full-HD-Auflösung dargestellt wird. Die Farben sind satt und auch bei dunklen Bildern ist der Farbkontrast noch immer erträglich, was, gemessen an der Raumhelligkeit beim Test, beeindruckend ist. Als Bonus ist die Lampe dazu sprichwörtlich ein ­Dauerbrenner: Beeindruckende 20’000 Stunden soll sie laut Herstellerangaben durchhalten.

Für die autonome Audioausgabe hat LG dem Allegro zwei 3-Watt-Speaker verpasst. Diese definieren erwartungsgemäss keine neuen Standards, sind jedoch absolut ausreichend für ein WM-Spiel. Bei maximaler Lautstärke überschlägt sich der Ton noch immer nicht und sollte, ausser unter ausgelassenem Torjubel, nicht so schnell untergehen. Wer eine kraftvollere Audioausgabe wünscht, kann das Signal über den Audio-Jack oder wie erwähnt drahtlos per Bluetooth an externe Speaker schicken. Die unerwünschte Soundkulisse des Gerätes, der Lüftungslärm des Beamers, bewegt sich gleichzeitig im Rahmen. Im Normalbetrieb gibt der Allegro nach Herstellerangaben 30 Dezibel von sich, dies deckt sich in etwa mit dem Geräuschpegel im Erfahrungstest.


Zauberhaftes Handling

Die mitgelieferte Magic Remote liegt gut in der Hand und macht die Navigation durch die flache und intuitiv gestaltete Menü-Hierarchie flüssig und angenehm. Sie erlaubt es, die Menüs mit einem Cursor zu bedienen anstelle der gewohnten Pfeiltasten, ähnlich wie ein Laser-Pointer, was sehr gut funktioniert und die Navigation weiter vereinfacht.

Um die WM-Spiele geniessen zu können, muss letztlich das TV-Signal den Weg auf die Leinwand finden. Was normalerweise nicht ohne TV-Box oder angeschlossenem PC möglich wäre, erledigt die Zattoo-App auf dem WebOS-basierten Beamer unkompliziert. Mit der Magic Remote kann man bequem zwischen den Sendern wechseln und die gewohnten Features von Zattoo wie Pause oder Aufnahme nutzen.

Der Zugriff auf weitere integrierte Apps erfolgt über den LG Content Store, der die wichtigsten Dienste abdeckt. Hier finden sich neben Zattoo zahlreiche Media-Apps wie Netflix, Euronews, Amazon Prime Video und viele mehr. Für alle Apps, die nicht im Store zu finden sind, kann über den internen Browser einfach auf verfügbare Web-Apps zugegriffen werden, was im Test reibungslos funktionierte. Getestet wurde hierfür unter anderem der Zugriff auf Plex Media Server aus dem Browser, die Funktionalität steht der auf einem PC in nichts nach.

Einen kleinen Abzug gibt es jedoch noch: Die Rechenleistung des Gerätes lässt etwas zu wünschen übrig. Die Bedienung der Apps und des Browsers funktionieren zwar einwandfrei, brauchen aufgrund der Ladezeiten in der Bedienung aber etwas Geduld. Da sich die Verzögerungen im erträglichen Rahmen bewegen, können wir allerdings gut auf eine gelbe Karte verzichten.


Abschluss

Für wenig Platz liefert der LG Allegro bis zu 3-Meter-Bilder ins Wohnzimmer, den Garten oder einen sonstigen Ort mit Stromversorgung. Wer also noch immer eine Alternative dazu sucht, den Fernseher im Sommer in den Garten zu tragen, hat mit dem Allegro eine tolle Alternative zur Hand. Denn richtig grosse Stimmung, der wahre WM-Geist sozusagen, kommt eben nur im Grossformat wirklich auf.

Mit dem vollen Funktionspaket ist der LG Allegro im Handel oder online für etwa 2200 Franken erhältlich. Das abgespeckte Schwestermodell HF85JG kommt ohne WebOS und Magic Remote aus und kostet rund 2000 Franken.

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